Kreis Wesel. Wie gelingt der Weg mit Bus und Bahn quer durch den Kreis Wesel? Wir haben uns zwei besonders herausfordernde Routen ausgesucht - und getestet.

Wer zumindest ein bisschen das Klima retten will, fährt Bus und Bahn. Den Umstieg vom Auto in Busse und Züge möchte auch die Politik forcieren. Dazu muss der ÖPNV aber attraktiv gestaltet sein. Pünktlich soll er sein, schnelle Anschlussverbindungen bieten und nicht viel kosten.

Wie sieht es hier im Kreis Wesel derzeit aus? Ist der öffentliche Personennahverkehr gut genug aufgestellt, um die Menschen aus ihren Wagen zu holen? Wir haben den Versuch gewagt und uns im Rahmen der Leser-Befragung (siehe Grafik) unseres Umweltchecks zwei – zugegeben herausfordernde – Routen ausgesucht: Von Neukirchen-Vluyn ging es einmal vom Rathaus aus nach Hamminkeln-Dingden-Bahnhof und von der Haltestelle Labbeck-Kirche in Sonsbeck zum Bahnhof in Dinslaken – zeitgleich, einmal mit dem Auto und einmal mit dem ÖPNV. Die Erfahrungen schildern wir immer im Wechsel.

Erste Route: Von Neukirchen-Vluyn an einem Montagnachmittag nach Hamminkeln-Dingden

16.19 Uhr: Es geht los. Zwei Etappen sagt mir die digitale Niag-Fahrplanauskunft für die Strecke von Neukirchen-Vluyn Rathaus bis Dingden-Bahnhof voraus: Zunächst mit dem Bus SB10 zum Duisburger Hauptbahnhof, dort soll es mit dem RE19 Richtung Bocholt weitergehen. Also dann: Die SB10 gleitet in Neukirchen an der Haltestelle Rathaus in die Haltebucht, die Türen öffnen sich. Der Busfahrer ist freundlich, der Preis hoch. In der Prä-9-Euro-Phase kostet das Ticket für eine Fahrt nach Dingden-Bahnhof 13 Euro — für eine Strecke, die per Luftlinie knapp 56 Kilometer beträgt. Nach dem Bezahlen kommt die Platzsuche - nichts frei. Was bleibt, ist die Schlaufe an der Querstange im Gang.

Mit dem Auto quer durchs Kreisgebiet: Redakteurin Ann-Christin Fürbach.
Mit dem Auto quer durchs Kreisgebiet: Redakteurin Ann-Christin Fürbach. © nrz

Um 16.27 Uhr ist das Navigationsgerät eingestellt, das Auto startklar. Direkt meldet mir das Navi, dass eine schnellere Route verfügbar ist. Akzeptiert. Ist schließlich Feierabendverkehr. Ich fahre durch Neukirchen Richtung Halde, dann auf die A 57 – es wird nicht die letzte Autobahnauffahrt an diesem Nachmittag sein.

Der Bus kommt flott und gut voran. Nach vier weiteren Haltestellen in Neukirchen-Vluyn und Moers biegt er auf die A40 ein – und hat freie Fahrt. Auch deshalb kann er die angekündigte Fahrtzeit von 28 Minuten halten und hält um 16.47 Uhr am Hauptbahnhof in Duisburg. So kann es weitergehen, denke ich mir, trotte in die Bahnhofshalle und suche den RE19 auf der Anzeigetafel - und suche - und suche. Bis ich beim Blick auf die digitale Fahrplanauskunft auf dem Handy feststelle, dass der Regionalexpress erst um 17.44 Uhr in Duisburg abfährt. Macht eine knappe Stunde Wartezeit.

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Von der A 57 führt mich der Weg auf die A 42 – soweit so gut – und im Kreuz Oberhausen-West dann auf die A 3. Hier wird es voll, Stop and Go. Der Streckenverlauf auf dem Navi wird rot, die Ankunftszeit rückt etwas nach hinten. Nachdem sich die A 3 und die A 2 teilen, entspannt sich die Lage. An der Ausfahrt 5 bei Hamminkeln geht’s dann runter. Wo Schilder mit der Aufschrift „Spargel“ und „Erdbeeren“ nach rechts weisen, biege ich ab, hinweg über die Issel, wenig später biege ich in Dingden ein. Hier ist alles bunt und festlich geschmückt, nicht zu übersehen: Am Wochenende wird Schützenfest gefeiert. Um 17.22 Uhr und nach knapp über 67 Kilometern komme ich an – am Bahnhof hat soeben der RE 19 gehalten, von meinem Kollegen beim Ausstieg aber keine Spur...

Um 17.24 Uhr bin ich in Duisburg bei meinem zweiten Becher Kaffee angelangt, als eine Nachricht auf meinem Handy aufleuchtet: „Angekommen ;-) Wie läuft’s bei dir?“, schreibt meine Kollegin.

Endlich - 17.44 Uhr. Mangelnde Pünktlichkeit kann man dem Nahverkehr zumindest heute nicht vorwerfen. Was nervt, sind die Anschlusszeiten. Als ich um 18.34 Uhr in Dingden ankomme, habe ich 2 Stunden und 15 Minuten gebraucht und davon 58 Minuten mit Warten zugebracht.

Zweite Route: Von Sonsbeck-Labbeck an einem Freitagmorgen nach Dinslaken

9.13 Uhr, Labbeck-Kirche: Der Bürgerbus ist pünktlich und fährt durch die wunderschöne niederrheinische Landschaft Richtung Xanten. Auch hier führt der direkte Weg nicht nach Dinslaken, das rund 26 Kilometer Luftlinie entfernt liegt, sondern zunächst ins ehemalige Römerlager am Rhein.

Mit dem Auto gehts um 9.17 Uhr los – die zweite Strecke, die wir ausgewählt haben, kommt ganz ohne Autobahn aus. Dafür geht’s idyllisch durch Felder, mal rangiert vor mir ein Lkw, mal kommt mir ein Traktor oder gar ein einsamer Fahrradfahrer entgegen. Zu meiner Linken lasse ich bald die Xantener Südsee, zu meiner rechten Seite den historischen Xantener Ortskern hinter mir. Wie schön es jetzt wäre statt zu arbeiten mit einem Eis durch die Stadt...? Egal, weiter gehts.

Redakteur Philipp Ortmann steigt in den Bürgerbus an der Haltestelle Labbeck-Kirche ein.
Redakteur Philipp Ortmann steigt in den Bürgerbus an der Haltestelle Labbeck-Kirche ein. © nrz

9.28 Uhr, Xanten: Ich warte eine knappe halbe Stunde auf die Anschlusslinie SB6, die mich nach Wesel bringt. Nach 14 Haltestellen komme ich dort am Bahnhof an und warte eine weitere Viertelstunde auf meine Anschlussbahn.

Über die Rheinbrücke bei Wesel und dann auf die B 8 nach Dinslaken. Bauarbeiten. Südumgehung. Als ich Wesel allmählich verlasse sehe ich den RE 19 an mir vorbeidüsen. Wer hier drin sitzt, wird schneller am Ziel sein als ich. Denn für mich geht es noch rund 20 Minuten stur die B 8 entlang ehe mich um kurz vor 10 Uhr ein Schild mit „Willkommen in Dinslaken“ begrüßt. Immerhin: An diesem Tag kostet mich Benzin hier rund 15 Cent weniger als noch am Montag ohne Entlastungspaket...

Der RE19 fährt um 10.43 Uhr los und bringt mich in zehn Minuten nach Dinslaken. Insgesamt habe ich eine Stunde und 40 Minuten gebraucht, rund 45 Minuten davon gewartet. Der Fairness halber: Die gesamte Strecke ist auch in knapp einer Stunde zu schaffen. Doch der RE5 (RRX) fiel aus.

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