Dinslaken/Wesel. Seit Mittwochmorgen gilt das 9-Euro-Ticket im ÖPNV. Manche nutzen es zum Pendeln, andere wollen mal testen - Eindrücke aus Dinslaken und Wesel.
Auf dem Display des Ticketautomaten am Dinslakener Bahnhof ist es nicht zu übersehen: Das „Aktionsangebot 9-Euro-Ticket“ ist dort grün hinterlegt direkt für Juni, Juli und August zu kaufen. Ein großer Ansturm auf Bus und Bahn scheint an diesem Mittwochmorgen zum Start des vergünstigten Tarifs als Teil des Entlastungspakets für die hohen Energiepreise auf den Strecken am Niederrhein allerdings noch auszubleiben.
Hartmut Bakus aus Düsseldorf ist soeben mit der Bahn angekommen und wartet nach 8 Uhr nun auf den Bus, der ihn weiter nach Voerde bringen soll – er kennt die Strecke nach Dinslaken: „Bisher war es noch nicht voll“, so sein erster Eindruck. Sein Ticket habe sich automatisch umgestellt, er habe nichts extra kaufen müssen. Anders Ramona Filzen: Die Rentnerin kommt aus Oberhausen und hat sich das 9-Euro-Ticket bewusst gekauft, um es im Alltag zu nutzen, wie sie sagt. Sie findet das Aktionsangebot gut, schade sei aber, dass es nur für drei Monate gelte.
Ausfall auf der Strecke des RE 49 von Dinslaken nach Wesel
Wer an diesem Morgen gegen 8 Uhr dann allerdings am Bahngleis in Dinslaken auf den RE 49 Richtung Wesel wartet, hat Pech: Der Zug kommt nicht. „Kurzfristiger Personalausfall. Wir bitten um Entschuldigung“, steht auf der Anzeige. Als die dazugehörige Ansage ertönt, verlässt ein junger Mann genervt das Gleis. Das Smartphone wird gezückt – offenbar, um eine neue Verbindung zu suchen.
Dass es auf dieser Strecke am Mittwochmorgen zu einem Ausfall kommt, könnte auch ein Grund dafür sein, dass es Eva Broll, die nach 9 Uhr den Bahnhof in Wesel erreicht hat, doch etwas voller in der Bahn vorgekommen ist. Sie freut sich, dass sie mit dem 9-Euro-Ticket nun rund 76 Euro pro Monat spare, denn für den Arbeitsweg ist sie auf den ÖPNV angewiesen: „Ein Auto lohnt sich für mich nicht.“
Nicht die erwarteten Massen an den Bushaltestellen in Wesel
Vor dem Weseler Bahnhof steht ein Bus der Rheinbahn – große Zettel weisen an den Fensterscheiben auf das Aktionsangebot hin: „9-Euro-Ticket – Verkauf im Bus“. Vorausschauend ist Andreas Marks an diesem Morgen zum Bahnhof gekommen, um eine Haltestelle früher in seinen Bus einzusteigen. „Ich habe befürchtet, dass sich die Menschenmassen knubbeln“, sagt er. Doch die Massen bleiben aus, bislang steht er noch alleine hier. Er sei regelmäßig zwischen Wesel und Moers unterwegs. So viel sei auf dieser Strecke nicht los, „der Bus würde durchaus die doppelte Menge verkraften“. Auch er findet es schade, dass das Aktionsangebot nur für drei Monate gelte, „ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagt er.
Eine Frau aus Wesel-Obrighoven, ihren Namen möchte sie nicht so gerne in der Zeitung lesen, studiert den Busfahrplan. „Ich habe mir das 9-Euro-Ticket gekauft, um es mal zu testen.“ Mit der Verbindung in ihren Weseler Stadtteil ist sie aber nicht zufrieden: „Das ist ein Witz“, sagt sie. Da sei man dann doch auf das Auto angewiesen.
Den direkten Vergleich könne sie erst am nächsten Tag auf ihrem Arbeitsweg nach Düsseldorf ziehen, sagt Jasmin Geier. Doch im Zug nach Wesel sei die Auslastung an diesem Tag normal gewesen. Sie ist auf der Weiterfahrt zum Tierheim, wo sie einen kleinen Hund abholen möchte, in den sie sich verliebt hat. Ihre Vermutung: Am Wochenende könnte es mit dem 9-Euro-Ticket in den kommenden Monaten voller werden auf den Bahnstrecken, vor allem an den Feiertagen und bei schönem Wetter – „grad in den Ballungsräumen“, überlegt die 23-Jährige.