Kreis Wesel. Wo lebt es sich mit Blick auf die Grundsteuer am günstigsten im Kreis? Wer ist Spitzenreiter beim Hebesatz? Der Bund der Steuerzahler ordnet ein.

Wie viele Steuern zahlen Besitzer von Immobilien im Kreis Wesel? Wer Grundbesitz hat – also Haus, Eigentumswohnung oder geschäftliches Gebäude – schaut an dieser Stelle einmal genauer auf den Hebesatz für die Grundsteuer B, den die Kommune beschließt. Genauso betroffen sind allerdings die Mieter, wenn auch zeitverzögert, wie Markus Berkenkopf vom Bund der Steuerzahler erklärt. Denn die Grundsteuer kann mit der Nebenkostenabrechnung umgelegt werden.

Spitzenreiter ist hier kreisweit gesehen (siehe Grafik) die Stadt Kamp-Lintfort mit einem Hebesatz von 765 Prozent, gefolgt von Moers mit 740 Prozent und Voerde mit 690 Prozent. Geht es nach dem Bund der Steuerzahler NRW, sind nur die Hebesätze in Sonsbeck (413 Prozent), Alpen (443 Prozent) und Wesel (479 Prozent) angemessen – der Verband orientiert sich bei der Bewertung nämlich an dem fiktiven Hebesatz von kreisangehörigen Kommunen von 479 Prozent.

Liegt eine Kommune unter diesem Wert, erhält sie keine finanziellen Schlüsselzuweisungen – oft also wichtige Einnahmen, auf die sie nicht verzichten kann.

Beispielrechnung für den Kreis Wesel

Markus Berkenkopf vom Bund der Steuerzahler macht eine Beispielrechnung für den Kreis Wesel auf: „Mit gut 384 Euro Grundsteuer jährlich lebt es sich in einem durchschnittlichen Ein-Familien-Haus im Kreis Wesel in Sonsbeck am günstigsten. In Kamp-Lintfort ist der Hausbesitzer mit 712 Euro dabei. Das sind 328 Euro pro Jahr mehr.“ Teures Pflaster, kommentiert Berkenkopf. Die weiteren Kommunen im Kreis: Alpen (412,34 Euro), Dinslaken (603,16 Euro), Hamminkeln (605,02 Euro), Hünxe (558,48 Euro), Moers (688,79 Euro), Neukirchen-Vluyn (532,42 Euro), Rheinberg (474,71 Euro), Schermbeck (460,75 Euro), Voerde (642,25 Euro), Wesel (445,85 Euro), Xanten (605,02 Euro).

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Blickt man auf ganz Nordrhein-Westfalen, lebt es sich so betrachtet in Verl am günstigsten, mit einem Hebesatz von 190 Prozent. Für das besagte Musterhaus werde dann eine jährliche Grundsteuer von 177 Euro fällig. Es geht aber auch teurer: In Hürtgenwald in der Eifel liegt der Hebesatz für 2022 bei 950 Prozent – das wäre laut dem Bund der Steuerzahler in diesem Beispiel eine jährliche Grundsteuer von 884 Euro.

„Wir sind Hochsteuerland in NRW“, kommentiert Berkenkopf die Entwicklung bei den Hebesätzen in den vergangenen Jahren. Zwar habe es einmal die Forderung gegeben, die Steuer abzuschaffen. Doch das sei nicht so einfach umzusetzen, schließlich würde das zu einem Loch in den Haushaltskassen führen. Denn die Steuereinnahmen fließen direkt in den Haushalt der Städte und Gemeinden und sind eine wichtige Einnahmequelle für die Kommunen, sie dienen auch neuen Investitionen.

Welchen Einfluss hat die Reform?

Michael Buser, Geschäftsführer des Vereins Haus und Grund in Moers befürchtet, dass die Hebesätze in den kommenden Jahren angehoben werden könnten.

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Er verweist etwa auf den Städte- und Gemeindebund, der kürzlich auf die gestiegenen Mehrausgaben der Kommunen hingewiesen hat – auch im Zuge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine. „Die Mehrausgaben sind nicht zu bestreiten“, so Buser. Seine Forderung aber: Die Politik sollte gehalten sein, die Ausgabenseite zu reduzieren und effizient zu arbeiten.

Ein weiterer Knackpunkt ist die anstehende Grundsteuerreform, die ab 2025 in Kraft tritt und aktuell bereits vorbereitet wird. Hintergrund sind die oft veralteten Einheitswerte, die ein Faktor bei der Berechnung der Grundsteuer sind.

An dem von NRW gewählten Modell bei diesem Verfahren gibt es viel Kritik, unter anderem, weil alle sieben Jahre eine Neubewertung stattfinden muss. Zwar solle das Aufkommen für die Kommunen neutral gehalten werden, dennoch sagt Michael Buser, dass es eine Steuererhöhung über die Hintertür geben könne. Auch der Bund der Steuerzahler gibt zu bedenken: Die Hebesätze in NRW und die Erträge seien bereits sehr hoch. Bezahlbares Wohnen werde mit dem neuen Modell nicht erreicht.

Grundsteuerreform: Hoher Beratungsbedarf wird erwartet

  • Bei der Grundsteuer wird in A (land- und forstwirtschaftliche Flächen) und B (Grundvermögen und Grundstücke) unterschieden.
  • Derzeit wird die Grundsteuerreform vorbereitet. Hintergrund ist, dass die Besteuerungsgrundlage veraltet ist. Daher müssen Immobilieneigentümer nun eine Erklärung abgeben. Mit Hilfe verschiedener Werte wie Bodenrichtwert, Grundstücks- und Gebäudefläche oder statistische Nettokaltmiete wird dann eine neue Bemessungsgrundlage ermittelt.
  • Zwischen Juli und Oktober haben Eigentümer Zeit, die sogenannte Feststellungserklärung abzugeben. Die Reform greift ab 2025.
  • Es gibt viel Kritik an dem gewähltem Modell bei dieser Reform unter anderem, weil es fast ausschließlich digital möglich ist.
  • Der Verein Haus und Grund in Moers hat bereits jetzt viel mit der Beratung zur Grundsteuerreform zu tun. Beim Verein in Wesel ist die Nachfrage aktuell noch nicht ganz so akut. Das werde aber noch kommen, so Magdalena Artzen, Geschäftsstellenleiterin. Es kämen aber bereits jetzt viele Nachfragen zu den erforderlichen Werten oder der Zuständigkeit.