Kreis Wesel. Vor zehn Jahren wurden die Altkennzeichen DIN und MO wieder eingeführt - mit Erfolg. Nicht zuletzt, weil sie für viele ein Stück Heimat bedeuten.
Ob die eigenen Initialen oder das Geburtsdatum der Kinder: Für manche haben Nummernschilder einen ganz persönlichen Charakter. Kein Wunder also, dass viele Menschen am liebsten die eigene Stadt auf ihrem Nummernschild vermerkt haben möchten.
„Das Kennzeichen ist ein Stück Heimatverbundenheit auf Blech zum Mitnehmen. Es zeigt die Identifikation mit seiner Stadt über Generationen und über die Stadtgrenzen hinaus“, ist sich Claus Peter Küster von der Wählergemeinschaft „Die Grafschafter“ in Moers sicher. Seine Frau Doris und er haben im Dezember 2012, vor zehn Jahren, ihre Autos direkt umgemeldet, als es wieder möglich war. Genauso wie 173 weitere Personen. Das Dinslakener Kennzeichen bekamen in dem Jahr 110 Bürgerinnen und Bürger.
Altkennzeichen nach wie vor beliebt
Seit beinahe zehn Jahren gibt es die Altkennzeichen wieder: Und tatsächlich scheinen sie auch heute noch für viele mehr zu sein, als ein Stück Metall. So stieg ihre Zahl mit jedem Jahr an: 2020 wurden mehr als 26.000 Autos mit dem MO-Kennzeichen versehen. Fast 10.800 bekamen das Dinslakener Kennzeichen. Das sind fast doppelt so viele wie im Jahr 2016. Im vergangenen Jahr 2021 waren es etwa 24.900 Zulassungen für das Kennzeichen MO und knapp 9900 für DIN. Das bestätigen Zahlen des Kreises Wesel.
Seit den 70er-Jahren und bis zur Wiedereinführung 2012 wurden keine Moerser oder Dinslakener Kennzeichen ausgegeben. „Wer sich danach als Dinslakener zeigen wollte, nahm Aufkleber zu Hilfe“, erinnert sich Ronny Schneider vom Heimatverein Dinslaken. Auch er habe einen regelrechten Ansturm auf das wieder eingeführte DIN erlebt und selbst auch sofort zugegriffen. „Sich mit der Stadt zu identifizieren, in der jemand wohnt, setzt Kräfte frei und führt zu der Frage: Wie kann ich mich für meine Stadt engagieren?“, ist er sich sicher.
Kennzeichen drückt auch Frust aus
Antje Haßmann-Uretschläger von Autoschilder Tönjes in Wesel bemerkt ebenfalls, dass die Moerser und Dinslakener Kennzeichen heute genauso gefragt sind wie die Weseler. Vor allem könne man mit den Buchstaben kreativ werden. „Der ,DIN-O’ ist zum Beispiel beliebt. Und neulich hat sich eine Kundin gefreut, als sie das Kennzeichen ,MO-NK’ bekam“, sagt Haßmann-Uretschläger im Gespräch.
Laut Claus Peter Küster aus Moers setzen vielen Bürgerinnen und Bürger mit dem Nummernschild wortwörtlich ein Zeichen.
„Es wird der Wille deutlich, dass vielen die Gebietsreform von 1975/76 nicht gefallen hat und dass das bis heute, über Generationen hinweg, anhält“, sagt er. Seinerzeit wurde aus Teilen des Kreises Moers, zusammen mit Kommunen aus dem Altkreis Rees und dem Kreis Dinslaken, der Kreis Wesel. „Und obwohl Moers die größte der 13 kreisangehörigen Kommunen ist, wurde Wesel Kreisstadt“, so Küster.
Gemeinsam mit anderen Vertreterinnen und Vertretern setzte sich Küster damals aktiv für die Erhaltung des Moerser Kennzeichens ein. In einer Sitzung des Ausschusses für Bürgeranträge wies der Vorsitzende bereits 2010 darauf hin, dass das Kennzeichen ein „wichtiges Marketing- und Identifikationskriterium für die Stadt Moers ist“, heißt es im Protokoll. Vor allem jungen Bürgerinnen und Bürgern habe viel an der Wiedereinführung des Kennzeichens gelegen. Schließlich stimmte der Kreisausschuss der Erhaltung mit großer Mehrheit zu.
Inzwischen haben mehr als 375.000 Personen ein Kennzeichen aus dem Kreis Wesel, davon 228.000 das Kennzeichen WES, 102.000 haben MO und 45.000 DIN.