Kreis Wesel. In Moers, Neukirchen-Vluyn, Kamp-Lintfort und Rheinberg gibt es auch in diesem Jahr Hofkonzerte, bald sollen sie kreisweit zur Marke werden.
Sie waren ein Lichtblick im kulturell eher düsteren Coronajahr 2021, die Konzerte auf zehn Höfen in der Wir-4-Region - Moers, Neukirchen-Vluyn, Kamp-Lintfort und Rheinberg. 50 bis 100 Besucher waren sicher. Die gute Nachricht: Auch in diesem Jahr wird es wieder Kultur auf den Bauernhöfen geben, die Fördermittel sind bewilligt. Und der Kreis Wesel will mit Veranstalter Rüdiger Eichholtz vom Verein Kulturprojekte Niederrhein das Projekt auf den gesamten Kreis Wesel ausweiten. Das wird erst 2023 losgehen. Die CDU im Kreistag hat das Projekt angestoßen und beantragt, 35.000 Euro in den Haushalt 2023 einzustellen. Eichholtz will bereits in diesem Jahr erste Konzerte an anderen Orten anbieten, beispielsweise in Wesel, Voerde und Hamminkeln, „quasi als Preview auf das, was noch kommt“.
Abstraktes Gebilde Kreis Wesel mit Leben füllen
Der Initiator freut sich über den Ansatz, eine neue Marke kreisweit zu schaffen. „Der Kreis Wesel ist für viele ein abstraktes Gebilde“, sagt er. Er selbst kenne ihn nicht besonders gut, gesteht der Moerser, das will er ändern. In der Wir-4-Region sei es einfacher, „wir werden auch nicht innerhalb eines Jahres überall sein“. Doch Eichholtz und der Kreis haben begonnen, langfristiger zu denken - und großflächiger. Der Kreis Wesel sei, wie auch die Wir-4-Region, eine Schnittstelle zwischen Ruhrgebiet und Niederrhein. Daraus soll sich die Kulturserie nähren, den Ansatz groß denken, wie Eichholtz es nennt.
Die Fördermittel für 2022 sind bewilligt, „wir hatten den besten Antrag in der Bezirksregierung Düsseldorf. An erster Stelle waren wir noch nie. Was wir anzetteln, trifft anscheinend den Nerv“, freut sich der Initiator. Derzeit sind die Anträge für das kommende Jahr in Arbeit, sie sollen auf drei Jahre angelegt sein.
Für dieses Jahr ist Kultur auf dem Land für Mai/Juni und August/September geplant, der Höhepunkt soll aktuell vom 26. August bis zum 4. September spielen. Noch ist vieles in der Planung. Ziel der Kulturreihe ist es, kleine tolle Orte vorzustellen, die ihren Charme erst beim genaueren Betrachten offenbaren. „Es gibt alte Bauernhöfe, in die kommt sonst niemand. Die Leute öffnen ihren Lebensraum.“ Open Air wird es wieder sein, soviel steht fest. Das kommt an und macht die Planung in der Pandemie einfacher.
Langfristige Perspektive zusammen mit der Muziek Biennale Niederrhein
Ende März soll die Planung stehen, die dann auf der Homepage zu sehen sein wird. So ganz einfach ist das nicht. „Auf welchen Hof passt welche Kultur? An der A57 bietet sich nichts Leises an, da spielt die Autobahn ihr eigenes Instrument“, sagt Rüdiger Eichholtz. Der 56-Jährige stellt fest, dass auch immer mehr Bauern sich für das Format interessieren - soll doch auch die Landwirtschaft in der Region Einblicke geben, sich vorstellen, für sich werben.
Inzwischen hat die Kreisverwaltung Gespräche geführt, um „das Ding groß zu denken“ wie Eichholtz es nennt: mit dem Verein Kulturraum Niederrhein, der hauseigenen Entwicklungsagentur Wirtschaft (EAW), dem Verein Kulturraum Niederrhein, in dem der Kreis Wesel Mitglied ist und der Veranstalter der Muziek Biennale Niederrhein ist, die alle zwei Jahre startet. Die Hofkonzerte, Eichholtz möchte sie lieber unter „Höfefestival“ laufen lassen, könnten eingebunden werden, zusätzliche Finanzmittel und eine langfristige Perspektive erhalten.
Auch hat die Verwaltung offenbar vorgefühlt, wie die Landwirtschaft zu der Idee steht - und wie Eichholtz auch, ein positives Echo gefunden: Ländliche Regionalentwicklung, Aktionsbündnis Direkt und Regionalvermarktung, Agrobusiness Niederrhein, Genussregion Niederrhein und andere Zusammenschlüsse konnten laut Kreis für eine Ausgestaltung der Idee „Hofkonzerte“ gewonnen werden.
Hofkonzerte im Kreis Wesel: Jetzt geht es in die Detailplanung
Der Kreis Wesel und die Landwirtschaft könnten gleichermaßen ihr Image fördern und ein wenig zum Thema Verbrauchertransparenz beitragen, so die Idee. „Inwieweit flächendeckend und kreisweit geeignete aktive und/oder ehemalige Hofstellen gefunden werden können, bleibt einer detaillierten Prüfung vorbehalten“, heißt es in der Verwaltungsvorlage.
Wie geht es jetzt weiter? Die Verwaltung schlägt vor, Perspektiven - organisatorisch, finanziell und werbewirksam mit dem Verein Kulturraum Niederrhein zu erarbeiten. Außerdem mit Rüdiger Eichholtz zusammen den kreisweiten Ausbau der Veranstaltungsreihe zu planen und außerhalb der Muziek Biennale Niederrhein ein kreisweites Veranstaltungskonzept zu erarbeiten - um es bei Erfolg mit ihr zu verstetigen. Konkrete Ergebnisse sollen Mitte oder Ende des Jahres dem Kreistag vorgestellt werden.