Am Niederrhein. Die Muziek Biennale Niederrhein ist gestartet – in die „TIEFEN“ der Region. Der Niederrhein wird wieder zu einem internationalen Resonanzraum.
Die Muziek Biennale Niederrhein findet trotz der Corona-Pandemie – unter dem Motto TIEFEN, mit dem Schwerpunkt Ludwig van Beethoven und als „Limited Edition“. Fünfzig Konzerte hatten die Organisatoren vom Verein Kulturraum Niederrhein für die nunmehr siebte Biennale geplant. Nun werden es lediglich 30 sein, die bis Mitte Oktober an fünfzehn verschiedenen Orten der Region stattfinden werden.
Die normalerweise beteiligten niederländischen Städte kommen erstmals nicht als Konzert-Gastgeber in Frage – dort sind die Corona-Auflagen strenger als in NRW. Allerdings sind Künstler und Künstlerinnen aus dem Nachbarland bei verschiedenen Konzerten beteiligt.
Das große zweitägige Eröffnungsfestival mit 100-köpfigem Orchester unter Leitung des Komponisten-Duos Gerhard Stäbler und Kunsu Shim sollte eigentlich am 30. August auf der Landesgartenschau in Kamp-Lintfort stattfinden und Ludwig van Beethoven huldigen, der in diesem Jahr seinen 250.
Das Komponisten-Duo Stäbler und Shim lädt zur Premiere nun im Januar ein
Geburtstag feiert. „TIEFENschärfe“ hatten die beiden Komponisten ihre drei geplanten Konzertblöcke genannt, 600 Zuschauer waren vorgesehen. Das Konzert fällt Corona zum Opfer.
Ein Trost: Die Uraufführung ihres Konzerts findet nun am 31. Januar in der Duisburger Frauenkirche und im Museum DKM statt, aufgeteilt in fünf Blöcke und vor kleineren Publikumsgruppen.
Auftakt auf Schloss Ringenberg
So kam das Hamminkelner Barock-Schloss Ringenberg zu unerwarteten Ehren: In dessen Rittersaal wird nun der Kölner Cembalist Christian Rieger am Sonntag, 30. August, 17 Uhr, die Muziek Biennale eröffnen. Der Experte für historische Improvisation wartet auf mit „Allerley Sachen aus einem schlichten General-Bass. Partimento oder Continuo für Soziopathen“. Er ist einer der wenigen Musiker in der klassischen Musik, der noch improvisiert.
Gemäß dem Motto TIEFEN wird er dabei von tiefen Tönen ausgehen, so der musikalische Leiter der Muziek Biennale, Wolfgang Kostujak.
Schloss Ringenberg wird mit fünf Veranstaltungen in diesem Jahr einer der Hotspots der Biennale sein.
Ein Fensterkonzert gibt es auch
Eine besondere Attraktion dürfte der Auftritt der Experimental-Bigband „The Dorf“ werden. Die MusikerInnen aus dem Ruhrgebiet, die sich als multistilistisch bezeichnen und zwischen Jazz, Rock und experimenteller Musik anzusiedeln sind, werden dabei Corona-bedingt aus den Fenstern des Schlosses in die Tiefe spielen. Das Publikum wird ihnen auf dem Rasen lauschen – beim Picknick.
„The Dorf“ wird auch in Kleve dabei sein, dem zweiten Hotspot der Biennale. Dort wird vom 9. bis 11. Oktober ein Beethoven Klangkunst-Special stattfinden, mit vier Konzerten. Das Projekt nennt sich vieldeutig „Alle Menschen werden – Beethoven“. Im Klever Museum Kurhaus wird auch eine Video-Installation des Komponisten Mauricio Kagel mit dem Titel „Ludwig van“ zu sehen sein, neben einer Beethoven-Klanginstallation des Leipziger Künstlers Erwin Stache.
Charly Hübner kann auch Schubert
Natürlich darf Beethoven als Pop-Ikone nicht fehlen: Das Duo Eckart Runge & Jacques Ammon nähert sich in der Klever Stadthalle mit „Roll over Beethoven“ dem Meister. Mit Cello und Klavier interpretieren Runge & Ammon Originalwerke und Bearbeitungen.
Dazu stellen sie dem Revoluzzer Beethoven jeweils innovative Ikonen des Rock, Pop und Jazz wie Paul McCartney, Chick Corea, Jimi Hendrix, David Bowie oder Frank Zappa gegenüber.
Muziek Biennale Niederrhein
Auftakt am 30. August, Finale am 31. Januar 2021, Thema: TIEFEN. Unter den erschwerten Bedingungen der Corona-Pandemie ist eine Edition entstanden, die zurückkehrt zu den Wurzeln des Festivals und dabei in die Zukunft weist: experimentell – mit einer persönlichen Nähe zu sonst fernen Kunstpositionen – an ganz besonderen Orten.
Viele Infos und das Programm: www.muziekbiennale.eu
Doch es ist nicht ausschließlich Beethoven angesagt. Schauspieler Charly Hübner (Polizeiruf 110) wird sich beispielsweise mit dem Hamburger Ensemble Resonanz und dem Komponisten Tobias Schwencke in der Viersener Festhalle um Franz Schubert kümmern: Die Künstler werden Schuberts berühmten Liederzyklus „Winterreise“ aus dem Jahr 1827 mit Hilfe von „The Mercy Seat“ des australischen Rockmusikers Nick Cave neu interpretieren. Nicht Alltägliches verspricht auch der AvantGarten Liedberg.
Musiziert wird in Gärten, auf Wiesen, in altem Gemäuer
Nun schon zum fünften Mal bei der Muziek Biennale dabei, ist diesmal Tanz angesagt. Im malerischen Ortskern des Stadtteils von Korschenbroich werden an vier Stationen - in Gärten, auf Wiesen und auf altem Gemäuer - Komponisten, Musiker, Sänger, Choreographen und Tänzer neue Kompositionen und tänzerischen Fertigkeiten präsentieren. „The Power of New Music + Dance“ nennt sich das Ganze.
Das komplette Programm der Muziek Biennale Niederrhein gibt’s hier