Kreis Wesel. Die Omikron-Variante bedroht systemrelevante Strukturen im Kreis Wesel - besonders sensible Stellen haben sich auf Personalausfall eingerichtet.
Omikron ist da - und bedroht die systemrelevante Infrastruktur. Kinder bringen das Virus mit nach Hause, Eltern - Polizisten, Feuerwehrleute, Verwaltungsmitarbeiter des Kreises und andere – drohen sich anzustecken. Doch Omikron findet auf vielen Wegen seine Opfer. Nicht immer greifen die Schutzmechanismen.
Da sind die Arztpraxen – gerade jetzt wichtig, aber auch anfällig. Kinderarzt Hans Hermann Pieper hat alle Hygieneregeln befolgt, er und sein Team sind komplett durchgeimpft. Trotzdem musste er seine Praxis in Moers schließen – bald soll es wieder losgehen, wenn alle PCR-Tests negativ sind: „Von vier Mitarbeitern waren drei krank“, sagt der Mediziner. „Wir haben uns viel Mühe gegeben, aber es hat nicht gereicht.“ Zwei Tage sei er selbst „ordentlich krank“ gewesen. „Ich bin 55 Jahre alt, ich möchte nicht wissen, wie das ohne Impfung geworden wäre.“
Polizei im Kreis Wesel: Noch keine spürbaren Engpässe durch Erkrankungen
Wie die Niag, die bereits Notfahrpläne angekündigt hat, sollten viele ihrer Fahrer ausfallen, hat sich auch die Kreispolizeibehörde vorbereitet. Derzeit, sagt Sprecherin Andrea Margraf, gebe es noch keine spürbaren Engpässe durch erkrankte Beamte. Sollten zu viele Polizistinnen und Polizisten ausfallen, sehen Notfalldienstpläne künftig Zwölf-Stunden-Schichten vor. Margraf appelliert zudem, nicht wegen eines Fahrraddiebstahls oder anderer kleinerer Delikte zu den Wachen zu kommen, sondern online über https://polizei.nrw/ Anzeige zu erstatten. Polizei und Staatsanwaltschaft ihrerseits laden nicht mehr jeden Kleinkriminellen vor sondern schicken ihm einen Anhörungsbogen per Post.
Zwar sind beim Kreis Wesel noch keine alarmierenden Zahlen krankheitsbedingter Ausfälle registriert, vorbereitet ist man aber schon darauf, sensible Strukturen zu schützen. Den Rettungsdienst beispielsweise. Damit er in jedem Fall funktioniert, gelten strenge Regeln: Die Rettungswachen lassen kaum noch jemanden hinein, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in feste Schichten eingeteilt und obwohl alle komplett durchgeimpft sind, ist das Tragen der OP-Maske Pflicht. Nach Auskunft des Kreises Wesel sind auch Reservestützpunkte eingerichtet, die genutzt werden, um das Personal weiter zu streuen und Kontakte zu minimieren. Die Mitarbeiter sind regelmäßig getestet und dazu angehalten, ihre persönliche Schutzausrüstung im Einsatz konsequent zu tragen.
Zahlreiche Schutzmechanismen für den Rettungsdienst
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Zudem werden sogenannte Rückfallebenen aufgebaut - sozusagen der Plan B falls es eng werden sollte: Dazu gehört die Rekrutierung von Rettungsdienstfachpersonal, aus anderen Positionen, beispielsweise der Verwaltung, und anderen Hilfsorganisationen. Nur einige der zahlreichen Schutzmechanismen, die im Rettungsdienst aufgebaut wurden.
Hauptnerv für die Einsatzkräfte ist die Kreisleitstelle - und sie wird nach Angaben des Kreises auch besonders geschützt und vorbereitet. Neben den üblichen Kontaktreduzierungen, Selbsttests, Maskenpflicht, Homeoffice wo möglich, verfügt der Leitstellenraum über eine Be- und Entlüftung ohne Raumluftwiedergewinnung. „Solange es der der Personaltopf hergibt, werden Mitarbeiter, trotz der erfolgten Boosterimpfung und Wegfall der Quarantänepflicht zum Beispiel bei einer Coronainfektion in der Familie als Kontaktperson, in Quarantäne mit Dienstbefreiung geschickt“, so der Kreis.
Einzelhandel: Möglicherweise müssen Kunden Geduld mitbringen
Fallen viele Mitarbeiter aus, sollen als erste Maßnahme die verbleibenden Disponenten, Schichtleiter und Lagedienstführer in einem Zweischichtbetrieb arbeiten: 24 Stunden Dienst, 24 Stunden frei und so fort, immer im gleichen Team. Verschärft sich die Personallage, könnte ein Dienst im Zwölf-Stunden-Rhythmus kommen: zwölf Stunden Dienst, zwölf Stunden Ruhe. Als Alternativstandort für die „große“ Einsatzleitung um den Kreisbrandmeister zur Nutzung des Führungsraumes ist die Fahrzeughalle der Kreisleitstelle Wesel vorgesehen. Dementsprechend sind dort eine zusätzliche Raumheizung, Tische und Stühle des DRK Voerde bevorratet.
Der Einzelhandel spürt seit einigen Tagen das erhöhte Infektionsgeschehen durch Omikron. „Es zieht jetzt weitere Kreise“, sagt Doris Lewitzky, Geschäftsführerin beim Handelsverband Niederrhein, die berichtet, dass seit der vergangenen Woche vermehrt Beschäftigte ausfielen, nicht weil sie selbst erkrankt seien - das Virus erhalte Einzug über die Familien, über Infektionsfälle bei den Kindern. Sie erwartet, dass das künftig bei den täglichen Abläufen, etwa beim Einräumen der Regale und der Besetzung an den Kassen spürbar werden könnte. „Es ist möglich, dass der Kunde, da etwas Geduld mitbringen muss.“