Kleve. Bürgermeister und Kämmerer wollen, dass Kleve 2029 die Landesgartenschau bekommt. Die Stadt würde schneller umgestaltet. Was die Planerin rät.
Gute Chancen rechnet Isabella de Medici der Stadt Kleve aus, im Jahr 2029 die Landesgartenschau auszurichten. Das wäre im Rhythmus einer Stadtplanung also schon übermorgen. Isabella de Medici ist Landschaftsarchitektin des dtp-Planungsbüros in Essen. Sie stellte dem Rat ihr zunächst grobes Konzept vor. Es basiert auf Klever Klima-Zielen und könnte für hohe Zuschüsse und vorübergehend zusätzliches Personal sorgen.
Bürgerbeteiligung im Oktober
Der Rat hatte noch nichts zu beschließen. Eine Bürgerbeteiligung ist zwingend vorgeschrieben und zwar schnell: irgendwann im Oktober. Bis Januar würde dann detailliert weiter geplant und zum 1. März eine Bewerbung für eine Landesgartenschau eingereicht.
Aber selbst wenn Kleve den Zuschlag nicht bekäme, hätte es Vorteile. Denn dann lägen die Anträge auf Landeszuschüsse nicht irgendwo im Stapel mit denen anderer Städte, sondern oben auf, so wurde allen Bewerbern für eine Landesgartenschau zugesichert.
Isabella de Medici nannte Vergleiche aus Höxter, wo es zurzeit eine zweigeteilte Gartenschau gibt, bei der auch die Fußgängerzone umgestaltet wurde ohne Bestandteil der Landesgartenschau zu sein. Also auch ein Ziel, das Kleve verfolgt.
Kleves Schwäche sei die kaum genutzte Nähe zum Wasser
30 bis 45 Hektar muss die Gesamtfläche umfassen. Kleve könnte unter dem Titel „Stadt, Land, Wasser“ seine Stärken wie Denkmäler und die historischen Gärten und den Alten und Neuen Tiergarten mit einbinden, durchgängige Wanderwege schaffen, empfahl die Planerin. Die Schwächen seien die bisher kaum genutzte „Lage-Gunst“ am Wasser. Sie riet, den Spoykanal als Wasserweg zu stärken, ließ sich aber nicht von der SPD locken, um das auch mit einer aktiven Sportboot-Schleuse zu verbinden (was die politische Mehrheit derzeit nicht wünscht). Laut de Medici könne der Bahnhof als Eingangstor mit besserer Radinfrastruktur und vielleicht einem Radhotel aufgewertet werden.
Augenmerk gilt der Hochschule Rhein-Waal
Großes Augenmerk legte sie auf die Hochschule Rhein-Waal: Großes Know-how durch Studiengänge wie nachhaltige Landwirtschaft und nachhaltigen Tourismus, zudem Tropenhaus und Hochschulgarten, große Veranstaltungsflächen, die Akteure vor Ort (siehe Interview mit dem Hochschulpräsidenten). Die dtp-Gesellschafterin malte sich einen Stadtgarten am Wasser als ein „Empfangsgelenk“ zur Innenstadt und zur aufgehübschten Wallgrabenzone aus. In den Galleien und an den Hängen des Neuen Tiergartens sah sie einen Spiel- und Hanggarten. Über die Birnenallee zum Klever Ring führe dann der Weg in eine 11 Hektar große temporäre Parkanlage mit Blick auf Kleves Skyline mit der über allem thronenden Burg als Eingang Süd. In einer zweiten Variante war nicht die Hochschule der Eingang Nord, sondern weiter entfernt das Gewerbegebiet am Tweestrom.
Nach Vorbild der Stadt Höxter rechnet die Planerin mit 7 bis 12 Millionen Investitionen, wobei dort 6,8 Mio. Euro Zuschuss aus der Städtebauförderung flossen. 7,1 Millionen Euro standen im Durchführungshaushalt, man rechnet mit 410.000 Besuchern und 5,14 Millionen Euro Einnahmen.
Umbaupläne der Stadt hin zur Klimaresilienz beschleunigen
Bürgermeister Wolfgang Gebing warb, die Landesgartenschau würde die Klimaziele, Umbaupläne der Stadt hin zur Klimaresilienz beschleunigen. Die kurze Vorbereitung sei zwar eine Herausforderung, doch so könne Kleve „in sehr, sehr kurzer Zeit einen sehr, sehr großen Schritt nach vorne gehen“. „Es geht nicht um eine vergängliche Landesgartenschau, sondern um Nachhaltigkeit“, sagte auch Fachbereichsleiter Bernhard Klockhaus. Selbst Kämmerer Klaus Keysers war dafür, weil er erhebliche finanzielle Unterstützung erwarte, auch zusätzliches Personal stelle die Landesgartenschaugesellschaft zur Verfügung. Er habe große Hoffnung, „einen Mehrwert finanziert zu bekommen“.
Im Rat gab es Lob von CDU und SPD und kritische Stimmen. Peter Brückner (SPD) mahnte nur, wie schlecht Kleve per Bahn Richtung Süden und gar nicht Richtung Niederlande angebunden sei und also hohes Auto-Aufkommen zu befürchten wäre. Bürgermeister Gebing schwebt ein Bus-Pendelverkehr zum Bahnhof Emmerich vor. Daniel Rütter, FDP, verwies auf die aktuelle Haushaltskonsolidierung. Udo Weinrich, Offene Klever, forderte, „erst Beschlossenes umsetzen, dann ein Wolkenkuckucksheim“. Bürgermeister Gebing antwortete, dass die Landesgartenschau genau dabei helfe, Beschlossenes umzusetzen, nur eben viel schneller.