Kleve/Goch. Durch viele Ukraineflüchtlinge sind VHS-Integrationskurse in Kleve und Goch ausgebucht. So gehen die Volkshochschulen mit der hohen Nachfrage um.

Seit über zwei Monaten ist Krieg in der Ukraine. Seither haben viele Flüchtlinge das Land verlassen. In Kleve sind allein über 400 Menschen aus dem Kriegsgebiet angekommen, in Goch über 200, weitere in den umliegenden Kommunen. Wichtig sind in erster Linie eine sichere Unterbringung und die Versorgung der Menschen. Aber um sich in der neuen Umgebung zurechtfinden und integrieren zu können, ist im weiteren Schritt die Sprache ein entscheidender Faktor.

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In den Volkshochschulen in Kleve und Goch sind die Deutsch- und Integrationskurse derzeit ausgebucht und vorerst nur Wartelistenplätze verfügbar. Die Klever VHS bietet laut eigener Angabe so viele Integrations- und Sprachkurse an wie nie zuvor, 26 sind es mittlerweile. „Bis jetzt haben wir vier zusätzliche Kurse für die Menschen aus der Ukraine eingerichtet“, erklärt die Fachbereichsleiterin für Deutsch als Zweitsprache Melanie Dekker. Ein hoher Bedarf an Integrationskursen bestehe aber auch schon seit 2016, weiß Dekker. „Jetzt ist es aber noch mal extrem angestiegen.“

Integrationskurse in der VHS dauern 600 bis 900 Stunden

Pro Kurs lernen 20 bis 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Grundlagen der deutschen Sprache. Die Länge eines normalen Integrationskurses beträgt 600 Stunden. Ist erst noch eine Alphabetisierung nötig, verlängert sich der Kurs auf 900 Stunden. Spätestens ab September wird wahrscheinlich ein weiterer Integrationskurs in der VHS Kleve hinzukommen, aber erst, wenn die VHS Kursräume in der Gesamtschule Forstgarten in Rindern nutzen können. Dann können auch die etwa 30 Leute versorgt werden, die bei Melanie Dekker noch auf der Warteliste stehen.

Die Verwaltungsmitarbeiter Bianca Hanraths und Dennis Eckey (beide oben) organisieren zusammen mit Melanie Dekker, der Fachbereichsleiterin Deutsch als Zweitsprache, das Angebot für Sprach- und Integrationskurse an der VHS in Kleve.
Die Verwaltungsmitarbeiter Bianca Hanraths und Dennis Eckey (beide oben) organisieren zusammen mit Melanie Dekker, der Fachbereichsleiterin Deutsch als Zweitsprache, das Angebot für Sprach- und Integrationskurse an der VHS in Kleve. © VHS Kleve | VHS Kleve

„Nach den Kursen kommt man im Alltag schon gut klar. Manche können danach sogar schon eine Ausbildung anfangen“, erklärt Melanie Dekker. Das komme aber natürlich auch ganz auf die individuelle Fähigkeit und auch die Art der Ausbildung an. Die Kosten für die Geflüchteten werden automatisch gedeckt, sobald die Teilnehmenden Leistungen vom Sozialamt beziehen. Normal liegt die Kursgebühr aber bei 230 Euro.

Glücklicherweise habe die VHS in Kleve keinen Mangel an Dozenten, eher im Gegenteil: „Ich bekomme fast schon täglich Bewerbungen“, erzählt Dekker. Mit 23 Dozenten und neun Prüfern sei die VHS gut ausgestattet.

Mangel an Kursleitern in Goch

Anders sieht das bei der VHS in Goch aus, wo sich Monique Kling etwa über die doppelte Menge der sieben Kursleitenden freuen würde, um alles abdecken zu können. Auch die räumliche Lage in Goch lasse nicht so viel Spielraum. „Die Nachfrage übersteigt bei weitem unsere Kapazitäten“, erklärt die Fachbereichsleitung für Sprachen, Grundbildung und Schulabschlüsse. Etwa 100 Menschen seien im Verbandsgebiet auf der Warteliste, für die es zumindest jetzt gerade noch kein Kursangebot gebe. „Da sind aber auch Menschen dabei, die nicht aus der Ukraine kommen und schon vor dem 24. Februar in Deutschland waren. Und die haben natürlich auch ein Recht auf diese Kurse“, erklärt Monique Kling.

Egal ob in Kleve oder Goch, laufen alle Kurse ohne eine Brückensprache komplett auf Deutsch. Heißt, während die Teilnehmenden Deutsch lernen, wird also beispielsweise nicht ins Englische, Ukrainische oder Arabische übersetzt. „Dadurch würden wir in international gemischten Kursen sonst auch immer jemanden ausschließen“, sagt Kling. Darüber hinaus sei es durchaus hilfreich, wenn die Kursteilnehmer gezwungen sind, Deutsch zu sprechen.

Zusätzliches Angebot

Ergänzend können noch Angebote vom Katholischen Bildungsforum in Kleve genannt werden. „Wir haben aber bei weitem nicht so ein breites Angebot wie die Volkshochschulen“, erklärt Leiterin Kirsten Lommen. Etwa zehn Kurse unter anderem in Kleve, Emmerich und Geldern sollen die Menschen auffangen, die durch die originär zuständigen Volkshochschulen gerade nicht versorgt werden können oder auch ergänzend zusätzlich mehr lernen wollen. Durch den Ukrainekrieg seien laut Lommen aber keine weiteren Kurse gestartet. Die Diversität der Teilnehmenden habe sich aber in jedem Fall verändert.

Eine weitere Möglichkeit bietet der pensionierte Lehrer Friedhelm Kahm jeden Donnerstag um 15 Uhr im Saal des Cafés Niederrhein im Bahnhof Kranenburg: „Das ist eine offene und freiwillige Versammlung von Ukrainern, die mit meiner Hilfe etwas Deutsch lernen wollen.“