Goch. Die Renovierung des Fünf-Ringe-Hauses in Goch wird teurer als geplant. Dafür gibt es mehrere Gründe, darunter neue Erkenntnisse zur Statik.

Schöne Häuser hat man gebaut im Jahre 1500. In Goch gibt es noch ein einziges Haus aus der Spätgotik, eine Brauerei war hier einst beheimatet, prominent mit Blick zum Marktplatz. Fünf-Ringe-Haus heißt es. Um Arbeitsschutzverordnungen, Denkmalpflege und Brandschutzgesetzte hat man sich seinerzeit aber nicht so sehr gekümmert.

All das muss man aber jetzt bei der Renovierung des Gebäudeinneren einplanen. Darum steigen die Kosten von den geplanten rund 1,3 Millionen Euro auf 2,2 Millionen Euro. Die 900000 Euro soll der Stadtrat nun in seiner Sitzung am 14. Dezember als Nachtrag zum Wirtschaftsplan des Vermögensbetriebes der Stadt Goch genehmigen.

Spezielle Fenster erfoderlich

Die Kostenexplosion ist nur zu einem kleinen Teil auf die deutlich höheren Preise im Baugewerbe zurückzuführen. Denn erst jetzt konnte man nach vielerlei Abstimmungen mit Bauphysikern, Statikern, Denkmalpflege und Archäologie die tatsächlichen Voraussetzungen formulieren – so beschreibt es Wolfgang Jansen, Betriebsleiter des Vermögensbetriebes der Stadt Goch. „Aber wenn nicht wir als Stadt so ein Gebäude erhalten können, wer soll es dann tun?“ 90 Prozent der ursprünglich geplanten Kosten sind Fördermittel. Alles, was nun hinzukommt, muss die Stadt finanzieren.

2006 hat die Stadt die Immobilie erworben. Zwölf Jahre lang hat man nach einer Verwendung gesucht. Irgendwann war klar: Es soll Büroräume für den Tourismus geben, eine Heimat für den Heimatverein sowie zwei Räume für das historische und moderne Archiv. „Was baulich ans Tageslicht gekommen ist, war vorher nicht bekannt“, sagt Klaus Völling, einer der beteiligten Architekten. „Wir haben ja keine Röntgenaugen.“ Man hat den Boden entfernt und bemerkt, dass man Pfahlgründungen einbauen muss, ohne den Gewölbekeller zu beeinträchtigen. Aber man bekommt keine großen Maschinen in die Räumlichkeiten hinein. Nun müssen die Pfähle passgenau durch die Fensteröffnungen gezogen werden.

Die Fenster sind das nächste Problem: Schön, aber einglasig. Die Arbeitsschutzverordnung verlangt eine angenehme Atmosphäre ohne Durchzug. Die Denkmalpflege eine Beibehaltung der baulichen Anlage. Also soll eine zusätzliche Innenverglasung hinein, aber so, dass man die äußeren Fenster noch von innen öffnen kann. Zugleich darf es keine Feuchtigkeitsentwicklung an den Seiten geben, an denen warme Fenster und kalte Mauer aufeinandertreffen. Also braucht man spezielle Fenster, die schon mal bis zu 150000 Euro pro Stück kosten, so Völling. Stilbildend wird der Kontrast zwischen den ganz alten und den ganz neuen Elementen sein, so wie es die Denkmalpflege ja schon lange und mit guten Ergebnissen vorsieht.

Statik wurde geprüft

Was aber nicht ganz billig ist. Ein Aufzug soll ins Gebäude hinein, barrierefrei soll es sein. Aber halten die Wände das überhaupt aus? Gero Guntlisbergen, beim Vermögensbetrieb der Stadt Goch zuständig für den Hochbau: „Es war nicht ganz einfach, die Statik zu prüfen, aber jetzt haben wir gesicherte Erkenntnisse.“ Dazu hatte man sogar das Institut für Ziegelforschung in Goch, das an verschiedenen Stellen im Gebäudeinneren Proben entnommen hat. „Diese Erkenntnisse konnten wir am Anfang der Planungen ja gar nicht haben“, sagt Völling.

Jedenfalls sind die Sachstände nun klar. Falls nicht der Boden beim Einbringen der Holzpfähle noch für archäologische Überraschungen sorgt. Denn momentan läuft man auf geplättetem Sand. Mehr Untergrund ist da nicht. Hat trotzdem über 500 Jahre gehalten. „Wir werden mikroinvasiv an die Konstruktion herangehen“, verspricht Architekt Marcus Wrede. „Es ist das Konzept, Geschichte erlebbar zu machen“, ergänzt Jansen. Von außen wird man übrigens keine Änderungen sehen, denn da hat die Stadt nach dem Erwerb bereits große Maßnahmen durchgeführt. Fertigstellung des Projekts soll ungefähr in einem Jahr sein, sofern der Rat die zusätzlich benötigten Geldmittel freigibt.