Kreis Kleve. Der Kreis Kleve meldet weitere Omikron-Fälle aus Wachtendonk. In Rees gibt es ein Kind mit schweren Atemwegsproblemen.

Landrätin Silke Gorißen zeigt sich angesichts der Entwicklung der Omikron-Variante im Kreis Kleve besorgt. Im Kreistag gab sie einen ausführlichen Bericht über den derzeitigen „dynamischen Verlauf“ der Corona-Pandemie. Seit gut zwei Wochen beobachte man eine „erheblich gestiegene Inzidenzzahl.“ In dieser Woche habe es drei Konferenzen mit den Bürgermeistern des Kreises Kleve gegeben und auch der Austausch mit den Krankenhausleitungen sei deutlich intensiviert worden.

Aktuell gebe es durchschnittlich 200 neue Fälle am Tag. 61 Covid-Patienten befinden sich im Krankenhaus, sechs Patienten liegen auf der Intensivstation und eine Person müsse beatmet werden. Die Impfquote liege zurzeit bei 81 Prozent Erstimpfungen und 76 Prozent Zweitimpfungen. Es zeichne sich allerdings ab, dass man bei der Omikron-Variante drei Mal geimpft sein müsse, um vollständig immunisiert zu sein, zitierte die Landrätin den neuen Gesundheitsminister Karl Lauterbach.

Rees: Vier bestätigte Omikron-Fälle

In Rees gebe es nun vier bestätigte Omikron-Fälle. 23 Indexfälle stehen in einem direkten Zusammenhang mit dem Ausbruchsgeschehen. Gorißen sorgt sich darüber, dass sich unter den schweren Krankheitsverläufen ein Kind befindet. Es litt unter schweren Atemwegsproblemen. Ein weiteres Kind, welches nicht unter Omikron-Verdacht steht, liegt stationär im Krankenhaus. Das Ausbruchsgeschehen in Rees lasse sich auf eine Hochzeit in Südafrika zurückführen, bei der viele Reeser anwesend waren. Für die Reeser Fälle habe man eine strenge Quarantäneregel von zwei Wochen eingeführt, die man auch nicht durch „Frei-Testen“ umgehen könne.

Landrätin Silke Gorißen hat mit ihrer Mannschaft zurzeit wieder viel zu tun.
Landrätin Silke Gorißen hat mit ihrer Mannschaft zurzeit wieder viel zu tun. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Am Donnerstagabend meldete der Kreis Kleve, dass es vermutlich weitere Omikron-Fälle in Wachtendonk gebe, die nichts mit dem Ausbruchsgeschehen in Rees zu haben. Bei einer routinemäßigen Laboruntersuchung, bei der fünf Prozent der eingehenden Laborproben sequenziert werden, sei die Omikron-Variante entdeckt worden. Die Person wisse nicht, wo sie sich angesteckt haben könnte.

Datenlage zu Omikron ist noch dünn

Zwei Haushaltsangehörige seien ebenfalls positiv getestet worden. Hinzu kommt eine weitere Person, die ebenfalls positiv getestet wurde. Jetzt werden sämtliche Kontakte überprüft. Alle vier Personen würden keine Symptome zeigen. „Die Familie hat sich nach dem ersten positiven Schnelltest direkt in Quarantäne begeben. Es gibt nur zwei zusätzliche Kontaktpersonen“, so das Kreisgesundheitsamt.

Insgesamt sei die Datenlage zu Omikron noch dünn, so die Landrätin im Kreistag. Man wisse noch nicht, wie hoch der Ansteckungsfaktor (R-Wert) ist und welche Entwicklungen die Erkrankung nimmt. Der Kreis, der in NRW einer der ersten Kreise mit der Omikron-Variante ist, wartet hier auf Erkenntnisse des Bundesgesundheitsministeriums. „Das Risiko ist hoch, dass Omikron sich deutlich schnell verbreitet“, so Gorißen.

Gesundheitsamt wurde personell stark aufgestockt

Das Personal im Gesundheitsamt sei auf 92 Vollzeitstellen aufgestockt worden. „Wir haben zurzeit ein Riesengesundheitsamt“, so Gorißen. So wurden auch Mitarbeiter von anderen Fachbereichen abgezogen, um unter anderem eine schnelle Kontaktnachverfolgung zu gewährleisten. Andere Pflichtaufgaben des Gesundheitsamtes, etwa die Schuleingangsuntersuchungen oder die Begutachtung von Trinkwasseranlagen, werden ausgesetzt. „Alles, was nicht absolut lebenserhaltend ist, tritt in den Hintergrund“, so Gorißen. „Wir brauchen das Personal pandemiebedingt.“

Die Kreisverwaltung hat einen erneuten Antrag bei der Bundeswehr gestellt, um auch nach dem 15. Dezember Hilfspersonal gestellt zu bekommen. Die Bundeswehr hat 16 Soldaten für die Kontaktnachverfolgung ins Kreishaus entsendet.

Zum Thema Impfen führte die Landrätin aus, dass man zwei feste Impfstellen im Kreis Kleve plane. Die Gocher Impfstelle im ehemaligen Aldi-Markt sei gesetzt. Sie wird bis zu fünf Tage in der Woche öffnen. Aktuell plane man eine weitere feste Impfstelle im Südkreis.

>>Viele Impftermin-Absagen

Viel Arbeit bereite die digitale Freigabe von Impfterminen. Silke Gorißen berichtete, dass täglich 300 Impftermine abgesagt werden. „Immerhin werden sie abgesagt“, meinte die Landrätin. Meist hätten die Personen bereits einen anderen Termin für eine Impfung gefunden.

Mehrere Mitarbeiter seien damit beschäftigt, täglich die Termine wieder freizugeben.

>> Unwahrheiten bei der Kontaktnachverfolgung

Mitarbeiter des Kreisgesundheitsamtes werden bei der Abfrage zur Kontaktnachverfolgung offenbar häufiger belogen. Landrätin Silke Gorißen berichtete, dass nicht immer korrekte Angaben gemacht werden: „Da gibt es einen gewissen Teil, der uns anlügt“, so die Landrätin.

Gelegentlich stelle sich dann aber nachträglich doch heraus, mit wem die Person Kontakt hatte - etwa bei einer Autofahrt.

Gorißen betonte, wie wichtig eine schnelle Kontaktnachverfolgung ist, um überhaupt eine Chance zu haben, das Ausbruchsgeschehen in den Griff zu bekommen.