Goch. Für Mitte Juni 2022 plant Kaufland die Schließung der Filiale in Goch. Bürgermeister Knickrehm kündigt Gespräche mit der Geschäftsführung an.

Ulrich Knickrehm hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, Kaufland in Goch halten zu können. Wenige Stunden nach der Ankündigung des Lebensmitteleinzelhändlers, sein Geschäft in der Innenstadt Mitte Juni 2022 schließen zu werden (die NRZ berichtete), bezog der Bürgermeister am Dienstagabend in der Ratssitzung Stellung: „Das wäre eine sehr negative Entwicklung für Goch. Deshalb werden wir alles daran setzen, entweder die Nutzung fortsetzen zu können oder eine Nachnutzung zu erreichen.“

Ankermieter Kaufland hatte am Dienstagnachmittag mitgeteilt, dass der Mitte der 1990er Jahre erbaute Komplex an der Straße Auf dem Wall nicht mehr den Anforderungen an eine zeitgemäße Einkaufsstätte entspreche. Mit Blick auf eine „negative Geschäftsentwicklung in den vergangenen Jahren“ scheut das Unternehmen die notwendige umfangreiche Modernisierung. „Aus heutiger Sicht ist für diese Filiale keine positive Geschäftsentwicklung absehbar, daher sieht Kaufland keine Möglichkeit, diese Filiale wirtschaftlich zu betreiben“, stellte Kaufland fest.

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Ulrich Knickrehm kündigte gleichwohl an, dass die Stadtverwaltung das Gespräch mit der Geschäftsführung des Unternehmens und mit den Eigentümern der Immobilie suchen werde. „So wie wir es auch vor drei Jahren gemacht haben“, fügte der Bürgermeister an. Denn Geschichte scheint sich gerade im Gocher Einzelhandel zu wiederholen.

2018 vollzog Kaufland eine Kehrtwende

Im November 2017 hatte Kaufland schon einmal angekündigt, den Standort Goch Mitte 2018 aufgeben zu wollen, und führte damals dieselben Gründe wie diesmal an. Auch nachdem sich die Gocher Stadtverwaltung eingeschaltet hatte, folgte überraschend im März 2018 die Kehrtwende: Das Einzelhandelsunternehmen teilte plötzlich mit, die Filiale modernisieren und weiter betreiben zu wollen. Geplant war die Umsetzung eines aufgefrischten Ladenkonzepts unter anderem mit neuen Bedienungstheken, Leergutautomaten, niedrigeren Regalen, energieeffizienterer Kühlung und LED-Beleuchtung. Zudem hieß es vor dreieinhalb Jahren, dass die Verkaufsfläche erweitert, die Außenanlagen erneuert und der separate Getränkemarkt eingegliedert werden würde.

„Unser letzter Stand war, dass ein Umbau im Gebäude geplant ist“, stellte Bürgermeister Knickrehm in der Ratssitzung fest. Der Bauantrag sei gestellt und die Baugenehmigung erteilt worden. „Seitdem hat sich nichts bewegt“, berichtete Knickrehm. Laut Kaufland-Mitteilung „haben sich seither die Betriebsergebnisse zunehmend verschlechtert, zudem wären weitere Investitionen notwendig“. Dazu scheint das Unternehmen mit Sitz in Neckarsulm nicht mehr bereit.

Ulrich Knickrehm, Bürgermeister der Stadt Goch.
Ulrich Knickrehm, Bürgermeister der Stadt Goch. © Niklas Preuten | Niklas Preuten

Knickrehm hatte erst am Dienstagnachmittag durch die NRZ-Berichterstattung von den Schließungsplänen erfahren, wie er dem Rat mitteilte. Er zeigte sich darüber etwas verstimmt: „Wir sind nicht von der Firma Kaufland über diesen Entschluss in Kenntnis gesetzt worden.“ Dennoch versprach er zu versuchen, Kontakt aufzunehmen und auch die Auswirkungen auf die anderen Mieter im Center in Erfahrung zu bringen.

Kaufland-Sprecherin: „Wir werden diesen Schritt nicht revidieren“

Die Chancen auf eine Weiterführung des Geschäfts in Goch scheinen jedoch sehr gering. „Die Entscheidung zur beabsichtigten Schließung unserer Filiale in Goch haben wir uns nicht leicht gemacht“, sagte eine Kaufland-Sprecherin auf NRZ-Anfrage. „Wir werden diesen Schritt nicht revidieren.“ Mit dem Vermieter stehe das Unternehmen bereits im Austausch.

Karin Arntz denkt auch an die Zukunft der ebenfalls im Komplex untergebrachten Geschäfte wie Elektro Denker, Deichmann oder Tedi. „Kaufland ist mit einem sensationell großen Sortiment für alle ein Magnet, der Kunden anzieht“, stellt die Vorsitzende des Werberings Goch fest. Auch viele Niederländer steuern regelmäßig den Markt an. „Wir müssen grenzübergreifend denken. Auch deshalb wäre eine Schließung ein großer Verlust“, meint Arntz.

Kaufland plant keine weiteren Schließung im Kreis Kleve

Die Inhaberin des Geschenkhauses Peters betont zudem die Bedeutung des Parkhauses am Kaufland-Komplex: „Ganz Goch schreit nach Parkplätzen. Und dort kann man trockenen Fußes mit Anbindung an die Innenstadt einkaufen.“ Der Standort sei attraktiv für einen Lebensmittelladen, so die Werbering-Chefin. „Aber nach Corona ist es schwierig, einen Leerstand neu zu besetzen.“

Damit wird sich Goch wohl oder übel auseinander setzen müssen. Weiteren Städte bleibt diese Herausforderung im Fall des Einzelhandelsunternehmens wohl vorerst erspart. „Wir planen keine weiteren Schließungen, weder im Kreis Kleve noch in der Region“, sagte die Kaufland-Sprecherin.