Kreis Kleve. Die Feuerwehren verzichten auf den Übungsbetrieb, um Ansteckungsgefahren zu minimieren. Das Einsatzgeschehen leidet deswegen aber nicht.
Der „Lockdown light“, in den auch der Kreis Kleve am Montag versetzt wurde, hat bittere Folgen für Gastronomie, Kultur, Sport und Freizeit. Aber auch Organisationen wie die Feuerwehren müssen mit einschneidenden Entscheidungen klar kommen. So ruht bei den meisten Freiwilligen Feuerwehren im Kreis Kleve sämtlicher Übungsbetrieb. „Aber schon seit dem Überschreiten des Inzidenzwertes von 35, also seit Mitte Oktober, besteht diese Empfehlung seitens des KFV“, erklärt der Pressesprecher des Kreisfeuerwehrverbandes Kleve (KFV), Stephan Derks, auf Anfrage der NRZ.
Die auf der Homepage der Feuerwehr nachzulesenden Einschnitte für Übungen und Co. sind nicht zwingend, sondern Empfehlungen, die der Kreisbrandmeister Reiner Gilles ausgesprochen hat. Entscheiden muss letztlich die Feuerwehrleitung vor Ort. Und „vor Ort“ gibt’s zahlreiche Freiwillige Feuerwehren. Derks: „Das sind im Kreis Kleve 83 Ortsfeuerwehren in den 16 Kommunen mit rund 2500 Feuerwehrleuten.“
Einschränkungen schmerzen
Auch wenn nicht alle „Hurra“ schreien, so haben doch schon viele vor den jetzt geltenden Lockdown-Bestimmungen gehandelt und Übungs- und Ausbildungsdienste, sowie alle Arten von Veranstaltungen abgesagt. Dazu gehören auch Aktivitäten der Kinder- und Jugendfeuerwehren sowie der Musik- und Spielmannszüge. Ausgenommen sind natürlich Einsätze selbst und Wartungen der Fahrzeuge und Gerätschaften. Aber der Wegfall der Übungen und Dienstabende schmerzt die Feuerwehrleute am meisten.
Erklärt hat dies die Uedemer Feuerwehr mit einem Vier-Stufen-Plan auf ihrer Facebookseite: „Durch einen vierstufigen Plan sollen die pandemiebedingten Einschränkungen schrittweise gelockert und eingeschränkt werden können. Die Stufe 1 stellt dabei die stärksten Veränderungen dar, während die Stufe 4 dem Normalbetrieb mit nur noch leichten Veränderungen entspricht. Wir befinden uns aktuell in der Stufe 1, welche die schärfsten Regelungen für uns beinhalten“, so die Uedemer Wehr. „Ziel ist es, die Einsatzbereitschaft der Einsatzkräfte aufrecht zu erhalten um jederzeit für Eure Sicherheit bereit zu sein. Mit theoretischer Ausbildung im digitalen Format bilden wir uns auch in diesen Zeiten weiter.“
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Digitale Schulungen
Den Ausfall des Übungsbetriebes bedauern die Wehrleute stark. „Denn Übung macht natürlich den Meister“, gibt Stephan Derks zu bedenken. „Aber es gibt glücklicherweise so viele erfahrene Männer und Frauen bei der Feuerwehr, dass die Einsatzfähigkeit darunter nicht leiden wird.“ Problematisch sei es nur für die, die noch nicht so viel Erfahrung hätten und nun auf Anleitungen verzichten müssten. „Aber das fangen die Erfahrenen auf. Das Erhalten der Einsatzbereitschaft ist oberstes Ziel!“, stellt Derks klar.
Auch der Sprecher der Gocher Feuerwehr, Torsten Matenaers, unterstreicht das. „Natürlich üben wir aus gutem Grund immer und immer wieder dieselben Handgriffe.“ Denn die müssen im Einsatz schließlich im Schlaf sitzen. Aber solange die Streichung des Übungsbetriebes zeitlich absehbar ist, vergisst diese Handgriffe niemand so schnell. „Das ist eine beherrschbare Situation, die wir pragmatisch betrachten müssen. Und wir können auf unseren großen Erfahrungsschatz vertrauen.“ Geschult wird übrigens auch (und nicht nur) im ersten Zug der Feuerwehr Goch weiterhin. Digital. Das geht sogar bei so wichtigen Themen wie „Vorgehen unter Atemschutz“, weiß Matenaers von der jüngsten Schulung.
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Wartungsarbeiten bleiben wichtig
Florian Pose, Sprecher der Klever Feuerwehr, sieht zwar nicht die Pandemiesituation, aber doch die Einschränkungen relativ unaufgeregt: „Nur weil wir nicht üben können, was sicherlich nicht gut ist, fallen wir ja nicht aus der Einsatzbereitschaft raus. Wir haben seit vergangenen Sonntag die Stufe 1 in Sachen Corona, also keinerlei Übungen usw. mehr. Bis dahin haben wir es noch geschafft, das Modul 2 in der Ausbildung für 20 junge Feuerwehrleute abzuschließen.“
Pose erklärt, dass nicht nur Mann- und Frauenpower für die Einsatzfähigkeit der Feuerwehr ausschlaggebend ist, sondern auch das Material. Deswegen seien Wartungsarbeiten weiterhin nicht nur machbar, sondern extrem wichtig. „Allerdings sind wir als Feuerwehr Kleve auch hier auf Nummer sicher gegangen und haben die hauptamtlich tätigen Gerätewarte nicht mehr auf einer Wache, sondern wir haben sie auf die Wachen Kellen, Rindern, Materborn und Kleve verteilt.“ So fallen bei einer Corona-Infektion nicht alle aus.
Züge und Gruppen vermischen sich aktuell nicht
Das ist auch der Grund, warum die einzelnen Züge und Gruppen der Feuerwehren nicht mehr vermischt werden – sonst könnten im schlimmsten Fall – bei einer Ansteckungswelle und daraus folgenden Quarantäne – alle nicht einsatzbereit sein.
Florian Pose gibt Zweiflern an den Maßnahmen zu bedenken, dass „wir ja sozusagen auch systemrelevant sind. Als Feuerwehr haben wir eine ganz besondere Verantwortung der Allgemeinheit gegenüber. Wir müssen die Ersten sein, die sich einschränken. Und wir müssen die Letzten sein, wenn es gilt die Einschränkungen wieder zu öffnen.“