Goch. Die Wahlen bescheren Goch einen bunten Rat. Die beiden verbliebenen großen Fraktionen von CDU und BFG benötigen einige Partner für ihre Politik.
Weniger Sitze, mehr Parteien und Wählergruppen, keine klaren Mehrheiten: Der Gocher Stadtrat gibt kurz nach den Kommunalwahlen mit dem angeschlagenen Platzhirschen CDU, dem angreifenden Bürgerforum Goch (BFG), gestärkten Grünen und einer abgestürzten SPD ein unübersichtliches Bild ab, das die FDP, AfD und ZIG noch bunter aussehen lassen.
Der alte und neue Bürgermeister Ulrich Knickrehm freute sich direkt nach der souveränen Wiederwahl über die Zugewinne auf 28,97 Prozent und die acht gewonnenen Direktmandate seines BFG. Er bedauerte jedoch ein wenig, dass das sehr ambitionierte Ziel einer Mehrheit mit den Grünen verfehlt wurde. In dem auf Normalgröße von 40 Sitzen verkleinerten Rat müssen sich stattdessen immer wieder breite Bündnisse aus mehreren Parteien und Wählergruppen bilden.
SPD-Ergebnis macht Nikutowski sprachlos
„Das macht die Ratsarbeit nicht einfacher, wenn sich alle profilieren wollen“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Klaus-Dieter Nikutowski. „Die Debatten dürften noch kontroverser werden.“ Das Abschneiden seiner Sozialdemokraten, deren Stimmanteile auf 10,76 Prozent halbiert wurden, mache ihn erst einmal sprachlos. „Wir wurden vom Landes- und Bundestrend heruntergezogen“, meint Nikutowski, der nur noch eines von vier verbliebenen SPD-Ratsmitgliedern ist. „Das habe ich mir in meinen 26 Jahren im Rat niemals vorstellen können. Wir müssen im ersten Jahr der Ratsperiode erst einmal unsere neue Rolle finden.“
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Auch die CDU steht vor einer Erneuerung, wenngleich die Christdemokraten mit 35,43 Prozent stärkste Kraft im Gocher Rat bleiben. Doch die krachende Niederlage ihres Bürgermeisterkandidaten Jan Baumann und die für den eigenen Anspruch geringe Zahl von zwölf Direktmandaten haben Spuren hinterlassen. „Wir sind weit unter unserem Potenzial geblieben. Das ist nicht zufriedenstellend“, räumt der Fraktionschef Andreas Sprenger ein. Er kann sich in der kommenden Ratsperiode wechselnde Mehrheiten vorstellen. „Letztlich wollen wir alle Goch nach vorne bringen“, stellt Sprenger fest.
BFG und Grüne mit Schnittmengen
Der BFG-Fraktionsvorsitzende Udo Wennekers sieht in den Parteiprogrammen ebenfalls „keine riesen Unterschiede, sondern Fragen der Priorisierung“. Mit den Grünen gebe es inhaltlich viele Gemeinsamkeiten. „Eine gemeinsame Mehrheit hätte die Arbeit im Rat deutlich einfacher gemacht“, stellt Wennekers fest.
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„In jedem Fall gibt es Schnittmengen zum BFG“, sagt die grüne Ortsverbandsvorsitzende Kathrin Krystof, die auf Listenplatz 1 in den neuen Stadtrat eingezogen ist. „Aber wir gehen ergebnisoffen in die Koalitionsgespräche.“
Mit 13,82 Prozent blieben die Gocher Grünen zwar unter dem Kreisschnitt, verdoppelten aber ihr Ergebnis gegenüber der letzten Ratswahl im Jahr 2014. „Das fühlt sich gut an. Wir wollen jetzt grünen Wind in den Rat bringen“, kündigt Krystof an.