Kleve/Goch. Am vierten Prozesstag um den Saunaclub „FKK van Goch“ kamen am Mittwoch zwei Prostituierte zu Wort. Ihre Aussagen waren widersprüchlich.
Der Prozess gegen das Betreiberehepaar des Saunaclubs „FKK van Goch“ könnte länger dauern als geplant. Die Wirtschaftsstrafkammer des Klever Landgerichts hielt am Mittwoch, dem vierten von ursprünglich acht angesetzten Sitzungsterminen, vorsorglich zwei zusätzliche Termine fest. Ein Grund dafür ist, dass weitere Zeugen gehört werden sollen: langjährige Kunden des Gocher Saunaclubs, die von der Verteidigung benannt wurden. Diese können laut Verteidigung bestätigen, dass die an der Benzstraße tätigen Prostituierten nicht an vom Club ausgegebene Preise gebunden waren, sondern auch abweichende Preise für ihre Dienstleistungen verlangten.
Die Frage, ob die im Thekenbereich des Saunaclubs ausgehängte Preisliste verbindlich gewesen ist, spielt mit Blick auf eine mögliche Scheinselbstständigkeit der Prostituierten eine Rolle. Sollte der Club die Preise für die Dienstleistungen vorgegeben haben, wäre das ein Indiz gegen eine Selbständigkeit der Frauen, wie sie die Clubbetreiber behaupten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Betreiberehepaar vor, die Frauen im Club als Selbstständige ausgegeben zu haben, obwohl diese tatsächlich wie Angestellte tätig gewesen seien. So sollen die Angeklagten Steuern und Sozialabgaben in Höhe von gut 1,9 Millionen Euro eingespart haben.
Zwei Zeuginnen, die am Mittwoch befragt wurden, machten zu diesem Punkt Angaben: Eine der Frauen, eine heute 31-jährige Rumänin, die mittlerweile in einer Fabrik arbeitet, sagte: „Die Preise habe ich selber gemacht. Es gab eine Preisliste, aber die war nur zur Orientierung. Niemand musste sich daran halten.“ Sie selbst habe stets mehr verlangt, so die 31-Jährige. „Das kam immer darauf an, wie ich mich mit den Kunden verstanden habe“, so die Zeugin. So habe sie mal 50 statt der ausgeschilderten 35 Euro für 20 Minuten Sex verlangt, mal 70 Euro.
Eine andere Erinnerung teilte die zweite Zeugin am Mittwoch. Als sie in Goch anfing, hätten ihr andere Prostituierte gesagt: „Das sind die Preise, die muss man nehmen und fertig.“ Ähnlich hatte es auch die erste Zeugin bei ihrer Vernehmung unmittelbar nach der Razzia 2016 noch geschildert: Die Preisliste sei bindend, und man dürfe nicht davon abweichen, hatte die 31-Jährige dem Vernehmungsbeamten erklärt. Am Mittwoch darauf angesprochen, erklärte die Zeugin: „Das lag an dem schlechten Dolmetscher. Der hat weniger verstanden als ich.“ Das Protokoll habe sie damals nach mehrstündiger Vernehmung „einfach schnell unterschrieben“.
Die Verhandlung wird am Freitag um 9.30 Uhr fortgesetzt.