Kalkar. KleverKünstler lässt Hündchen am umstrittenen Denkmal in Kalkar das Bein heben. Bürgermeisterin: „Er bekommt eine Anzeige.“

Er sehe das Nazi-Kriegerdenkmal in Kalkar „künstlerisch angepisst“, meldet der streitbare Künstler Wilfried Porwol. Die bisherigen Rügen und ihm in Rechnung gestellte Säuberungen, nachdem er das Kriegerdenkmal bereits farblich bearbeitete, halten ihn nicht von weiteren Aktionen ab. Nun lässt er einen kleinen schwarz-weißen Hund an dem Sockel des „kriegsverherrlichenden Nazi-Denkmals“ in Kalkar das Beinchen heben, was er mit Hilfe von drei vorbereiteten Schablonen recht schnell umsetzte, gesteht er.

Die teure Anti-Graffiti-Beschichtung, die die Stadt Kalkar aufbringen ließ, „stellte auch kein ernsthaftes Hindernis dar“, so Porwol.

Informationstafeln beschreiben ausführlich den Werdegang

Es sind nun zwar endlich die seit Jahren geforderten Informationstafeln aufgestellt, die den Werdegang des Denkmals erläutern. Doch der umfassende Text reicht dem kämpferischen Klever inhaltlich nicht. Detailliert sind alle Daten zur Planung, Durchführung, Restaurierung und Erweiterung der Widmung durch Anbringung der Jahreszahlen „1939 - 1945“ im Jahre 1983, auch mit Erwähnung des Hitlerzitats auf der Rückseite, genannt.

„Doch kein Wort zur notwendigen Distanzierung von der kriminellen Aussage dieses ,Denkmales’, zur Verhöhnung der Opfer durch das Hitlerzitat, keine kritischen Anmerkungen zur skandalösen Übernahme des nationalsozialistischen Heldenmythos durch die Verantwortlichen der Stadt Kalkar in Bezug auf die Soldaten des zweiten Weltkrieges“, bemängelt Porwol.

Zur „kritischen Auseinandersetzung mit seiner kriegsverherrlichenden Aussage“

Am Ende nennen die Infotafeln die Entscheidung des Rates, das Denkmal unverändert zu belassen, um „die kritische Auseinandersetzung mit ihm, seiner Entstehungsgeschichte und seiner kriegsverherrlichenden Aussage zu ermöglichen und so eine demokratie- und friedensfördernde Wirkung zu erzielen“. Porwol beansprucht das auch für seine provokante Kunst.

Hier gibt es mehr Artikel und Bilder aus Kleve und Umland„Der Text stand seit 2017 für jedermann einsehbar aus unserer Homepage“, antwortet Kalkars Bürgermeisterin Britta Schulz auf NRZ-Anfrage. Die Stadt habe sich deutlich distanziert, indem sie seit 2015 die Kranzniederlegungen von hier auf den Friedhof verlegte. „Alle Möglichkeiten zum Umgang mit dem Denkmal wurden diskutiert. Es gibt Leute, die wollen den Abriss, andere sagen, es ist ein Stück Zeitgeschichte und für andere ist das namentliche Gedenken der wichtigste Teil.“ Auch dagegen „pinkelt das Hündchen an“, kritisiert sie.

„Man kann seine Meinung sagen, aber nicht beschmieren, was einem nicht gehört. Er bekommt wieder eine Anzeige“, kündigt die Bürgermeisterin an.