Kleve. Zahnpastatabletten und Kleidertausch-Partys: Die Klever Studentinnen Lisa Nitschke und Regina Wilhelm achten auf nachhaltigen Konsum.

Ein langer Tag geht zu Ende, die Masterarbeit ist ein weiteres Stück gewachsen, und jetzt meldet sich der hungrige Magen. Fürs Kochen fehlen um halb zehn abends die Energie und die Motivation, also ab in den Supermarkt, um noch schnell eine Tiefkühlpizza einzukaufen. „Ja, das kommt auch bei mir vor. Aber selten“, sagt Lisa Nitschke und lacht. „Ich bin nicht perfekt und habe auch gar nicht diesen Anspruch.“ Doch die 25-Jährige hat für sich die Entscheidung getroffen, ein umweltbewusstes Leben zu führen.

Die Wahl des Studiengangs „Sustainable Development Management“ an der Hochschule Rhein-Waal in Kleve passt zu diesem Entschluss. Zusammen mit Regina Wilhelm und weiteren Kommilitonen erstellt Lisa Nitschke derzeit einen nachhaltigen Einkaufsführer für den Niederrhein, der auf einer breit angelegten Online-Umfrage fußt (die NRZ berichtete). Ein Ergebnis ihrer wissenschaftlichen Projektarbeit bestätigt, was auch das NRZ-Bürgerbarometer für Kleve aufzeigt: Nachhaltigkeit beim Konsum spielt für viele Menschen nicht immer, aber durchaus häufig eine wichtige Rolle.

Auf den Wochenmarkt und zum Unverpackt-Laden

Lisa Nitschke und Regina Wilhelm treffen ganz persönlich täglich viele kleine und manchmal auch größere Entscheidungen für einen nachhaltigeren Konsum. „Ich ernähre mich vegetarisch und in Teilen vegan. Dabei versuche ich, möglichst nichts wegzuschmeißen und Müll zu vermeiden“, sagt Nitschke. Die eigene Trinkflasche für unterwegs und ein Jutebeutel beim Einkaufen gehören zur Standardausstattung. „Im Supermarkt versuche ich, Obst und Gemüse ohne Verpackungen zu kaufen“, ergänzt Wilhelm, die auch auf dem Klever Wochenmarkt regelmäßig Besorgungen macht und ab und zu zum Unverpackt-Laden nach Xanten fährt.

Lisa Nitschke benutzt Zahnpastatabletten.
Lisa Nitschke benutzt Zahnpastatabletten. © Nitschke

In den Einkaufswagen kommen nicht nur saisonale Lebensmittel, sondern auch Drogerieprodukte, die ohne Mikroplastik hergestellt wurden. Die beiden Studentinnen benutzen beispielsweise feste Seifen und Shampoo und zerkauen Zahnpastatabletten. Obwohl es für Studierende in den Klever Biomärkten dienstags und mittwochs zehn Prozent Rabatt gibt, müssen Lisa Nitschke und Regina Wilhelm auf ihr Budget achten. „Die Produkte sind teilweise teurer, und als Studentin kann man sich nun einmal nicht alles leisten“, sagt Nitschke. „Es gibt beim nachhaltigen Konsum also schon eine finanzielle Grenze.“

Semesterticket macht das Fahren mit Bus und Bahn attraktiv

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Beim nachhaltigen Kleidungskauf scheint in Kleve dagegen eher das vergleichsweise kleine Angebot eine Herausforderung zu sein. „Fair gehandelte neue Kleidung ist hier schwierig zu finden. Deswegen fahre ich dafür häufiger nach Nimwegen oder Köln, wo es eine große Auswahl gibt“, erzählt Wilhelm. Die Kleverin schaut nach Secondhand-Mode und traf sich vor dem Beginn der Corona-Krise mit Freundinnen zur Kleidertausch-Party, bei der jede etwas gut Erhaltenes aus dem eigenen Kleiderschrank mitbrachte.

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Auch bei Online-Bestellungen tut sich die 27-Jährige mit Freunden zusammen, damit der ökologische Fußabdruck nicht auf Schuhgröße 49 anwächst. „Wir versuchen aber, Retouren zu vermeiden“, stellt Lisa Nitschke fest.

Mit einem Semesterticket im Portemonnaie nutzen die Studentinnen fast ausschließlich Bus und Bahn. „Das Ticket macht die Öffis für uns attraktiv“, sagt Regina Wilhelm und muss ihrer Kommilitonin doch zustimmen. „In Kleve sind die Öffis leider nicht überragend“, meint Lisa Nitschke. „Deshalb bin ich innerhalb der Stadt vor allem mit dem Fahrrad unterwegs.“