Kreis Kleve. Fahrlehrer im Kreis Kleve berichten von veränderten Touren sowie verlorenem Fahrgefühl und sagen, warum das Vermummungsverbot kein Thema ist.
Ralf van Wickeren hat es gut. Das sagt er selbst. Nicht nur, dass seine KAS Kraftfahrer Ausbildungsstätte nach dem Corona-Shutdown wieder in Betrieb ist. „Wir haben im Lkw ohnehin mehr als eineinhalb Meter Abstand voneinander“, sagt er. Zudem findet etwa ein Drittel seiner Arbeit draußen statt – der Fahrschüler rangiert, er gibt von draußen die Kommandos. „Und der finanzielle Verlust ist aufzufangen“, fügt er noch hinzu. Auch wenn er nun mehr arbeiten muss, weil die Schulungsräume nicht voll besetzt sein dürfen und der Unterricht daher öfter vonstattengehen muss.
Für seine Kollegen von den Pkw-Fahrschulen ist die Lage etwas ungemütlicher. „Ein komisches Gefühl ist das schon, weil der Abstand so gering ist“, sagt Michael Geurts von der Klever Academy Fahrschule Drive In. Aber immerhin funktioniert der Unterricht wieder, praktisch wie theoretisch. „Wir haben zeitweise auf Onlineunterricht umgestellt, was auch gut angenommen wurde“, erzählt er. Organisatorisch war dies allerdings eine echte Herausforderung, denn er brauchte hierfür eine Genehmigung vom Straßenverkehrsamt.
Alle Bedienelemente werden beim Fahrerwechsel desinfiziert
Überhaupt, die Organisation: „Wir haben jede Menge Schilder ausgedruckt und den Leuten Hygieneführerscheine zugeschickt, damit die Eltern auch wissen, dass ihre Kinder wieder fahren“, berichtet Geurts. Umgewöhnt hat sich auch Klaus-Peter Nickel von der gleichnamigen Fahrschule in Kleve, Kalkar und Emmerich. „Anmeldegespräche machen wir jetzt am Telefon. Beim Fahrerwechsel desinfizieren wir alle Bedienelemente im Auto. Und unsere Touren haben sich völlig verändert.“
War es sonst üblich, dass ein Fahrschüler beispielsweise aus Kleve nach Elten fährt, wo dann ein anderer Fahrschüler einsteigt und die Fahrt zurück nach Kleve übernimmt, so sind derzeit natürlich nur zwei Personen pro Auto erlaubt: Fahrschüler und Fahrlehrer. Beide mit Maske. Gegen das Vermummungsverbot verstoßen sie dennoch nicht, erklärt Nickel: „Wenn wir geblitzt werden sollten, können wir dank der Aufzeichnungspflicht nachweisen, wer im Auto war.“ Wobei die Masken nach einhelliger Meinung ein echtes Wohlfühl-Hemmnis sind: „Nach 90 Minuten ist zu wenig Sauerstoff unter der Maske, da muss man raus und durchatmen“, sagt Geurts.
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TÜV kommt mit der Abnahme der theoretischen Prüfungen nicht hinterher
Probleme gibt es nun an anderen Stellen. So kommt der TÜV derzeit nicht damit hinterher, die theoretischen Prüfungen abzunehmen, die sich in den letzten Wochen angestaut haben. Und so mancher Fahrschüler hat die praxislose Zeit auch nicht gut überstanden und muss sich wieder ganz neu ans Fahrgefühl gewöhnen. „Da müssen wir bei den Nachschulungen die eine oder andere Stunde auf unsere Kappe nehmen, um uns auf der Mitte entgegenzukommen“, findet van Wickeren.
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Dass sie die Zeit finanziell dank Nothilfe vom Staat so gut überbrücken konnten, rechnet Klaus-Peter Nickel den Behörden hoch an: „Das ging wirklich schnell, die müssen sogar an den Wochenenden gearbeitet haben.“ Jetzt ist er froh, dass er wieder arbeiten kann. Und das sogar flexibler als sonst: „Momentan haben die meisten Schüler ja keine Schule, da können wir die Termine prima planen.“
Auch in der Fahrschule Rudolf in Emmerich läuft seit zwei Wochen wieder der Betrieb. Nach jeder Stunde wasche man sich ausgiebig die Hände und desinfiziere das Auto desinfizieren, erzählt Fahrlehrer Thomas Kremer: Lenkrad, Schalthebel, Gurt und Gurtschlitz, Rückspiegel. Dafür habe er extra zusätzliches Desinfektionsmittel geordert. Mit einem unguten Gefühl fahre er nicht: „Ich gehöre zu keiner Risikogruppe, habe keine Vorerkrankungen. Ich habe kein Problem mit dem Fahren“, so Kremer.