Kreis Kleve. Die Bestände von Uferschnepfe und Kiebitz in der Düffel sind besorgniserregend. Die trockenen Sommer machen viele Bemühungen zunichte.
Wer an diesem Wochenende mit dem Fahrrad durch die Düffel gefahren ist, der konnte an zahlreichen Stellen kurz innehalten und seine Ohren spitzen: Die typischen Rufe des Kiebitz waren zu hören und auch viele Singvögel machten auf sich aufmerksam. Der Frühling ist da!
Und trotzdem sollte das schöne Vogelstimmenkonzert nicht darüber hinwegtäuschen, dass es die klassischen Wiesenvögel in der Düffel nach wie vor sehr schwer haben. Der Naturschutzbund veröffentlichte jetzt die Bestandsentwicklung bis ins vergangenen Jahr. Die traurige Bilanz: Es wurden im trockenen Sommer 2019 nur noch acht brütende Uferschnepfenpaare gezählt und auch der Kiebitz befindet mit 106 Exemplaren deutlich auf dem Rückzug – minus 58 Prozent im Vergleich zu 1978.
Der Trend ist deprimierend
Der Trend ist stetig und deprimierend zugleich. Bisherige Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensräume der Wiesenvögel haben noch keine durchschlagende Wirkung gezeigt. Der Naturschutzbund ist seit Jahren damit beschäftigt, das Grünland länger feucht zu halten, doch die trockenen Sommer und die Vertiefung des Rheins – und damit einhergehend niedrigere Grundwasserstände – machen die Bemühungen zunichte.
Die Bekassine – auch ein typischer Watvogel, der feuchtes Grünland benötigt – wurde im Prinzip schon seit 2011 nicht mehr gesehen - mit einer Ausnahme im Jahr 2015, als ein Pärchen in der Düffel brütete. Auch der Rotschenkel tut sich unter diesen Bedingungen schwer. Nur noch drei Brutpaare wurden 2019 gezählt. Selbst der Große Brachvogel, der im vergangenen Jahrzehnt ein vorsichtiges Comeback gefeiert hatte, pendelte sich 2019 auf 18 Brutpaare ein – sieben weniger als 2014.
Projekte müssen Unterstützung bieten
Um die typischen Vogelklassiker des Niederrheins zu schützen wird der Naturschutzbund auch in diesem Frühjahr einige Projekte starten. Während der Brutsaison werden Elektrozäune aufgestellt, um die standorttreuen Vögel vor dem Fuchs zu schützen. Auch aktivere Bewässerungsmethoden soll es geben. Wie berichtet wurde bei Kranenburg-Niel mit viel Aufwand so eine Anlage aufgebaut.
Bewässerung auf den Wiesen muss intensiviert werden
Eine der wichtigsten Maßnahmen sei die Bewirtschaftungsruhe durch die Landwirtschaft, schreibt Nabu-Sprecherin Ulrike Waschau. Für die Naturschutzflächen erhielten die Landwirte eine Nachricht, sobald die Brutsaison abgeschlossen ist. Danach könne gemäht werden. Auf den anderen Flächen, werden die Nester mit Fähnchen markiert, so dass sie umfahren werden können: „So werden die Eier nicht beschädigt, auch wenn das Vorgehen kein Schutz die Jungtiere ist, die nicht fliegen können und noch sehr kein sind“, so Waschau. Die größeren Küken würden bei der Mahd von einem hohen Ton des Traktors verscheucht.
Grundsätzlich sei aber den Naturschützern klar: „Wenn die Bestände der Wiesenvögel langfristig stabilisiert werden sollen, ist es notwendig das Wassermanagement anzupassen. In den wichtigsten Brutgebieten müssen zusammenhängende Flächen für den Naturschutz zur Verfügung stehen, damit Staue in den Entwässerungsgräben das Wasser lange auf den Flächen halten können“, so Waschau. Die trockenen Jahre 2018 und 2019 hätten den Böden gänzlich das Wasser entzogen und ließen damit den Vögeln keine Chance, nach Nahrung zu stochern.