Kranenburg. . Die neuen Vogelzählungen des Naturschutzbundes offenbaren ein trauriges Bild.Die Bestände des Kibitz’ sind um 30 Prozent zurück gegangen.
Wenn es so weiter geht, dann ist die Uferschnepfe in der Düffel bald ausgestorben. Die neuesten Vogelzählungen des Naturschutzzentrums Niederrhein offenbaren eine traurige Gewissheit: Trotz jahrelanger Anstrengungen zur Sicherung der Wiesenvogelreviere gehen die Brutpaare deutlich zurück. Zwischen März und Juni 2017 haben die Kartierer des Nabus nur noch zwölf Uferschnepfenpaare finden können - im Jahr zuvor waren es 14, 2015 waren es 17. Auch die Zahl der Kiebitze ist deutlich rückläufig. Konnte man 2016 noch 182 Kiebitze mit ihren typischen Lockrufen hören, waren es in diesem Frühjahr nur noch 129. Ein Rückgang um 29 Prozent.
Volkhard Wille, Vorsitzender der Naturschutzstation in Kranenburg, erklärt, dass es gerade bei den Kiebitzbeständen größere Schwankungen geben könne: „Aber wenn man sich die langfristige Entwicklung anschaut, dann ist die Tendenz eindeutig rückläufig.“
Düffel ist ein Kerngebiet
Der Kiebitz war mal ein Allerweltvogel. Anfang der 90er Jahre gab es in der Düffel gut 400 Brutpaare. Heute sieht man die Vögel immer seltener. Die Gründe sind vielfältig: „Der Bruterfolg ist gering und das hat verschiedene Ursachen“, sagt Wille. Die Intensivierung der Landwirtschaft sei ein Grund, aber auch die gestiegene Zahl der natürlichen Fressfeinde wie Fuchs oder Wiesel machen den Vögeln zu schaffen. „Es hilft wenig, wenn die Küken schlüpfen, dann aber nichts zu fressen finden“, sagt Wille.
Denn das Landschaftsbild hat sich stark gewandelt. Die einstige Wiesenregion besteht heute aus Hochleistungsgräsern ohne Wildblumen und wenig Insekten. Da werden die Wiesenvogelarten quasi zum Begleitschaden. Doch trotz der aktuell erschreckenden Bestandserhebung sei die Düffel nach wie vor ein Kerngebiet für Wiesenvögel in NRW. In anderen Regionen sehe es noch sehr viel schlechter aus, sagt Wille. Er hofft darauf, dass die neue Landesregierung einen Blick auf diese Entwicklung hat – denn sonst wird es einige Wiesenvögel in der Düffel bald nicht mehr geben: „Wir können nichts tun, sondern nur hartnäckig dranbleiben“, sagt Wille.
Bruterfolg ist nicht ausreichend
Die Bekassine hat sich bereits aus der Region zwischen Zyfflich und Wardhausen verabschiedet. 2017 konnte kein Vogel mehr gesichtet werden und auch der Rotschenkel ist stark bedroht. In der Düffel gibt es nur noch drei Paare: „Der Rotschenkel ist eng an Blänken und Pfützen gebunden. Er profitiert daher schon jetzt von den vergleichsweise kleinflächigen Optimierungsmaßnahmen in der Düffel“, so Wille.
Der Große Brachvogel ist noch mit 20 Brutpaaren vertreten. Aber diese Zahl kann täuschen: „Der Brachvogel kommt auch auf trockenen Flächen zurecht, wobei der Bruterfolg hier auch nicht ausreichend ist. Da die Altvögel sehr alt werden (20 bis 30 Jahre), brechen die Bestände erst zeitversetzt zusammen“, so Wille.
Die rückläufige Entwicklung in der Düffel ist insofern erstaunlich, da ja gerade ein groß angelegtes EU-Projekt für einen ausreichenden Schutz der Tiere sorgen sollte. Doch bislang lässt sich das Life-Projekt nicht gerade als Erfolgsstory verkaufen. Der Ankauf von zusätzlichen Weiden gestalte sich enorm schwierig und auch die Umsetzung der Projekte ist noch nicht möglich. Nach wie vor befindet sich der Naturschutzbund mit Vertretern der Landwirtschaft in einem Mediationsverfahren.