Uedem. Nach dem Großfeuer beim Automobilzulieferer Mühlhoff geht die Polizei von Brandstiftung aus. In Uedem herrscht Fassungslosigkeit.

Am Tag nach der Katastrophe liegt Ruhe über dem Gelände des Uedemer Automobilzulieferers Mühlhoff Umformtechnik. Dort, wo am Sonntag ein Großbrand einen Schaden in Millionenhöhe verursachte, sichern Experten der Kriminalpolizei nun Spuren. Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes rollen Absperrbänder aus, und Bürgermeister Rainer Weber schaut fassungslos auf das zerstörte Verwaltungsgebäude. „Das war für Uedem nicht nur ein schwarzer Sonntag, sondern für die Gemeinde und die Mühlhoff-Mitarbeiter eine Katastrophe“, sagt Weber.

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In die Bestürzung mischt sich bei den gut 400 Beschäftigten Wut, denn mittlerweile hat sich der Verdacht der Brandstiftung erhärtet. An mehreren Stellen seien nahezu zeitgleich Brandentstehungsorte identifiziert worden, teilt die Polizei mit.

„Das macht mich persönlich wütend. Es wurden mehrere Brandherde mit der Absicht gelegt, das Unternehmen zu zerstören“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Markus Jacobs. Unter anderem sollen im Verwaltungsgebäude Aktenordner in den Büros zusammengelegt und angezündet worden sein. Zudem ist die Rede davon, dass Brandschutztüren verkeilt und Benzinbehälter gefunden wurden. Die Polizei ließ diese Details unkommentiert. Ein Brandsachverständiger soll den genauen Hergang ermitteln.

Luftmessungen

Eine überregionale Feuerwehreinheit des Landes NRW führte am Sonntag nordöstlich von Uedem an mehreren Stellen im Kreis Kleve Luftmessungen durch.

Nur an einem Ort sei nach dem Brand noch eine Geruchsbelästigung festgestellt worden, so Uedems Feuerwehrleiter Alexander Janßen.

Einbruchsalarm in der Nacht bei Mühlhoff

„Wir fragen uns alle: Wer macht das?“, so Betriebsrat Jacobs. Um diese Frage zu beantworten, hat die Polizei Kleve eine fünfköpfige Ermittlungskommission eingesetzt, die parallel zu den kriminalpolizeilichen Ermittlungen auch Hinweise aus der Bevölkerung auswerten soll.

Bereits gegen 0.40 Uhr sei ein Einbruchsalarm von Mühlhoff bei einem Wachunternehmen aufgelaufen, worauf jedoch von diesem zunächst nichts Verdächtiges festgestellt wurde, so die Polizei. „Bis jetzt wird davon ausgegangen dass der Brand aber bereits kurze Zeit später gelegt worden sein dürfte.“ Deswegen fragt die Polizei nun auch gezielt für den Zeitraum zwischen Samstag, 22 Uhr, und Sonntag, 6 Uhr, nach Hinweise von Zeugen, die im Bereich des Brandortes auf der Mühlhoffstraße oder den Ein- und Ausfallstraßen Uedems verdächtige Personen- oder Fahrzeuge festgestellt haben. Unter der telefonischen Rufnummer 02821/5040 nehmen die Beamten Hinweise entgegen.

Geschäftsführer: „Der Schock sitzt noch immer tief“

Großbrand bei Mühlhoff in Uedem

Am Sonntag brannte es beim Unternehmen  Mühlhoff in Uedem. 
Am Sonntag brannte es beim Unternehmen  Mühlhoff in Uedem.  © Christian Creon | Christian Creon
Am Sonntag brannte es beim Unternehmen  Mühlhoff in Uedem. 
Am Sonntag brannte es beim Unternehmen  Mühlhoff in Uedem.  © Christian Creon | Christian Creon
Am Sonntag brannte es beim Unternehmen  Mühlhoff in Uedem. 
Am Sonntag brannte es beim Unternehmen  Mühlhoff in Uedem.  © Christian Creon | Christian Creon
Am Sonntag brannte es beim Unternehmen  Mühlhoff in Uedem. 
Am Sonntag brannte es beim Unternehmen  Mühlhoff in Uedem.  © Christian Creon | Christian Creon
Am Sonntag brannte es beim Unternehmen  Mühlhoff in Uedem. 
Am Sonntag brannte es beim Unternehmen  Mühlhoff in Uedem.  © Christian Creon | Christian Creon
Am Sonntag brannte es beim Unternehmen  Mühlhoff in Uedem. 
Am Sonntag brannte es beim Unternehmen  Mühlhoff in Uedem.  © Christian Creon | Christian Creon
Am Sonntag brannte es beim Unternehmen  Mühlhoff in Uedem. 
Am Sonntag brannte es beim Unternehmen  Mühlhoff in Uedem.  © Christian Creon | Christian Creon
Am Sonntag brannte es beim Unternehmen  Mühlhoff in Uedem. 
Am Sonntag brannte es beim Unternehmen  Mühlhoff in Uedem.  © Christian Creon | Christian Creon
Am Sonntag brannte es beim Unternehmen  Mühlhoff in Uedem. 
Am Sonntag brannte es beim Unternehmen  Mühlhoff in Uedem.  © Christian Creon | Christian Creon
Am Tag danach: Das Verwaltungsgebäude ist ausgebrannt.
Am Tag danach: Das Verwaltungsgebäude ist ausgebrannt. © Niklas Preuten | Niklas Preuten
Zahlreiche Feuerwehreinheiten aus dem Kreis Kleve waren vor Ort. 
Zahlreiche Feuerwehreinheiten aus dem Kreis Kleve waren vor Ort.  © NRZ | Christian Creon
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Während die Polizei auf dem Firmengelände, das nach Lage der Dinge kurz vor dem Jahreswechsel zum Tatort wurde, ihre Arbeit erledigt, sitzt nur einen Steinwurf entfernt in der Gaststätte Lettmann der rund 20-köpfige Mühlenhoff-Krisenstab aus Geschäftsführung und Betriebsrat zusammen. „Der Schock sitzt noch immer tief“, sagt Pascal Hagemann, der zusammen mit Markus Wermers die Firmengeschäfte führt. Die Mühlhoff-Verantwortlichen entwerfen schon Pläne für den Neuaufbau, doch das gesamte Ausmaß des Schadens wird erst in den kommenden Tagen deutlich werden. „Wir können derzeit nur im Beisein der Kriminalpolizei auf das Gelände und müssen warten, bis die Spurensicherung abgeschlossen ist“, stellt Hagemann fest.

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„Wahnsinn“ sei es, dass das Unternehmen nach derzeitigem Ermittlungsstand wohl Opfer einer Brandstiftung geworden sei. „Für die Täter habe ich keinerlei Verständnis. Die Tragweite ist unwahrscheinlich: Zu Hause sitzen mehr als 400 Mitarbeiter und warten auf Informationen. Dieses Unbehagen erleben sie zudem auch noch in einer eigentlich besinnlichen Zeit“, sagt der 34-jährige Geschäftsführer.

Nach Herzinfarkt: Feuerwehrmann aus Weeze geht es besser

Nach dem Großbrand, den Feuerwehrchef Alexander Janßen in diesem Ausmaß als „einmalig in Uedem“ bezeichnet, gibt es aber auch gute Nachrichten. Der Weezer Feuerwehrmann, der beim Einsatz am Sonntag einen Herzinfarkt erlitt, ist auf dem Wege der Besserung. „Er wird noch auf der Intensivstation überwacht, es geht ihm aber besser“, bestätigt Michael Winthuis, Leiter der Weezer Feuerwehr. Uedems Bürgermeister Rainer Weber dankt den rund 200 Einsatzkräften, die in den extrem aufgeheizten Gebäuden gegen die Flammen kämpften: „Von ihnen ist Großartiges geleistet worden.“

Auch die Solidarität, die Mühlhoff unter anderem von Omexom, besser bekannt unter dem alten Namen Horlemann, erfährt, macht Mut. „Nachbarunternehmen bieten uns Hilfe an, und auch unsere Kunden und die finanzierenden Banken zeigen großes Verständnis“, sagt Geschäftsführer Pascal Hagemann. „Dafür bedanken wir uns sehr.“