Goch. Im nächsten Jahr sollen Autofahrer ihre Parktickets in Goch auch mobil per SMS und in einer App lösen und verlängern können.

Autofahrer in Goch können ihre Parkgebühren demnächst mobil bezahlen. Der Stadtrat hat mit großer Mehrheit das Handy-Parken auf den Weg gebracht, das ab 1. März 2020 in der Gocher Innenstadt verfügbar sein soll. Die Nutzer werden dann die Möglichkeit haben, ihre Parkscheine per SMS oder in einer App zu ziehen und auch mobil zu verlängern. Derzeit bietet die Stadt an ihren 56 Parkautomaten die Bezahlung mit Münzgeld und der „miteinander“-Karte der Stadtwerke an.

Die Firma „sunhill technologies GmbH“, eine Tochter des Volkswagen-Konzerns, wird ihr mobiles Parksystem „paybyphone“ in Goch anbieten, das laut eigenen Angaben bislang bereits in rund 265 deutschen Städten installiert ist. Autofahrer können dabei eine SMS mit ihrem Kennzeichen und der gewünschten Parkdauer an eine Kurzwahlnummer schicken und müssen sich so nicht registrieren. Die Bezahlung wird über die Mobilfunkrechnung abgewickelt.

Service kostet zehn Prozent der Parkgebühr extra

Wer die App herunterlädt, kann sein Kennzeichen hinterlegen und die Parkzeit auswählen. Per GPS wird die Parkzone erkannt. App-Nutzer bezahlen beispielsweise über PayPal oder Kreditkarte. Das Unternehmen „sunhill technologies GmbH“ aus Erlangen verlangt anders als ein weiterer Anbieter, den die Stadt Goch unter die Lupe nahm, keine monatliche Grundgebühr. Es wird allerdings ein Serviceentgelt in Höhe von zehn Prozent der Parkgebühr fällig, das an das Unternehmen geht.

„Sunhill“-Vertreter Philipp Neuner, der das Handy-Parken im Gocher Rat vorstellte, hob die bequeme Verlängerungsmöglichkeit der Parkzeit hervor: „Wenn man beim Arzt im Wartezimmer sitzt und es länger dauert als erwartet, muss man nicht zurück zum Auto, um ein neues Parkticket zu ziehen. Das ist per SMS oder in der App möglich.“ Eine Nachricht zehn oder 15 Minuten vor Ablauf der Parkzeit erinnert den Nutzer. Auch mobil lässt sich weiterhin die „Brötchentaste“ für ein kurzes, kostenloses Parken drücken.

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Datenschutz: Ratsmitglieder hinterfragten das neue System

Insbesondere Bernd Schlözer (SPD) und Walter Meischner (CDU) hinterfragten das massenhafte Sammeln von Daten der Bürgerinnen und Bürger. „Das ist in der Tat ein bisschen spoky“, antwortete Neuner. „Allerdings bieten wir deshalb auch die Möglichkeit ohne Registrierung an.“ Die Firma speichert die Daten nach Neuners Angaben auf zwei Servern in Nürnberg und München. „Ein Hackerangriff kann immer passieren, wir tun aber alles dafür, dass die Daten sicher sind“, versicherte er. Meischner betonte, dass „man über Autokennzeichen alle Daten bekommen kann, die man haben möchte“.

Andreas Sprenger, Fraktionsvorsitzender der CDU, die im Juli die Prüfung des mobilen Parkens beantragt hatte, bezeichnete das neue System als „Add-On für den Bürger“. Er selbst nutze die App bereits seit einiger Zeit und sei damit sehr zufrieden.

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Auch der Gocher Stadtrat zeigte sich überzeugt und votierte mit Ausnahme von Bernd Schlözer klar für die Einführung und den Betrieb von „paybyphone“, die für die Stadt Goch kostenlos sind. Die Firma wird Hinweisaufkleber und Hinweisschilder liefern, die auf den Parkautomaten in der Stadt angebracht werden. Infrastrukturelle Änderungen sind nicht nötig, da die derzeitigen Erfassungsgeräte der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Ordnungsamtes für die Parkraumüberwachung mit dem mobilen System kompatibel sind.

So läuft das Parken in Kleve und Kalkar

In Kleve besteht noch nicht die Möglichkeit, die Parkgebühren mobil zu bezahlen. Vor zwei Jahren beschloss der Stadtrat allerdings neben der üblichen Münzgeld-Option die vier Parkscheinautomaten in den Parkbereichen Spoykanal und Ludwig-Jahn-Straße auf Debit- und Kreditkartenzahlung umzurüsten. „Die Umsetzung ist erfolgt und die Möglichkeit der Kartenzahlung an diesen Automaten wird sehr gut angenommen“, sagte Kleves Stadtsprecher Jörg Boltersdorf auf NRZ-Anfrage.

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„Im Zuge der Haushaltsberatungen zum Haushalt 2019 wurde die Möglichkeit eröffnet, weitere Parkscheinautomaten mit Kartenzahlung, insbesondere für die ausländischen Gäste in Kleve, einzusetzen“, so Boltersdorf. Die derzeit vorhandenen Modelle seien allerdings veraltet und könnten nicht auf Kartenzahlung umgerüstet werden.

Fünf neue Automaten in Kleve im Frühjahr 2020

Daher sollen zunächst fünf neue Automaten für die Parkplätze Minoritenplatz, Minoritenstraße, Hafenstraße, Rathaus und am Wohnmobilstellplatz an der Van-den-Bergh-Straße beschafft werden. „Der Auftrag ist vergeben, die Installation wird voraussichtlich im Februar/März 2020 erfolgen“, kündigte Jörg Boltersdorf an. Insgesamt sind 27 Parkscheinautomaten in Kleve aufgestellt.

Kalkar wiederum verzichtet auf eine Parkraumbewirtschaftung. Im historischen Stadtkern können Autofahrer eineinhalb Stunden lang kostenlos parken, wenn sie eine Parkscheibe bedienen.