Kreis Kleve. In Kalkar demonstrierten 400 Bauern gegen eine Verschärfung der Düngeverordnung. Ministerin Heinen-Esser lässt Messstellen im Land überprüfen.
Gut 400 Landwirte demonstrierten am Dienstag vor den Toren des Wunderlandes in Kalkar gegen eine Verschärfung der bestehenden Düngeregeln. Die Landwirte sehen sich als Buhmann der Nation und möchten nicht länger für alle Umweltprobleme allein in die Haftung genommen werden. Landwirt Georg Biedemann sagte im Vorfeld des 3. Agrarforums des Kreises Kleve, dass man in der Vergangenheit Fortschritte beim Grundwasserschutz erzielt habe, diese würden aber jetzt in keiner Weise gewürdigt.
Wie berichtet sollen die Düngevorschriften für Landwirte verschärft werden, da der Nitratgehalt im Grundwasser zu hoch ist. Gerade am Niederrhein weisen viele Brunnen viel zu hohe Werte auf. Das Grundwasser ist am Niederrhein unaufbereitet nicht mehr trinkbar.
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Der Verein VSR-Gewässerschutz, der regelmäßig Wasserproben von Privatleuten analysiert, teilte im Juli noch mit, dass in einem Privatbrunnen in Weeze 300 Milligramm Nitrat pro Liter gemessen wurden. In Goch-Hülm wurden 138 mg/l gemessen, in Hees mit 205 mg/l, in Wemb mit 75 mg/l und in Winnekendonk mit 67 mg/l. Zulässig sind 50 Milligramm jede Liter.
Verschärfte Düngeregeln verärgern Landwirte
Die Landwirte sehen in den nach wie vor hohen Nitratwerten eher die Sünden der Vergangenheit. Sie weisen darauf hin, dass es Jahre dauert, bis sich die Wasserqualität in Trinkwassertiefe wirklich verbessert hat. Aktuell wurden die Düngeregeln bereits 2017 angepasst. Zurzeit sind 170 Kilogramm Stickstoff je Hektar zulässig. Die Kontrolle erfolgt über Haus Riswick, deren Mitarbeiter anhand der schriftlichen Dokumentation die berechneten Mengen kontrollieren. Eine konkrete Vorort-Kontrolle erfolgt nicht.
Die Landwirte zeigten sich unzufrieden mit der Arbeit der Landwirtschaftskammer. Bauer Christoph Seegers aus Haffen bezeichnete die Kammer in seiner spontanen Rede gar als „Neuzeit-Gestapo“, die den Berufsstand der Bauern verrate.
Georg Biedemann: „Wir sind nicht die Fußmatte der Nation“
Kollege Georg Biedemann betonte hingegen den Dialog: „Wir sind bereit zu diskutieren und wir werden auch Kompromisse schließen müssen. Wir sind aber nicht die Fußmatte der Nation“. Biedemann sagte, dass die Landwirte „am Ende“ sind. In ganz Deutschland werde kaum noch investiert. „Wir hoffen auf mutige Politiker, die sich hinter uns stellen“, so Biedemann.
Ministerin Ursula Heinen-Esser führte zur Nitratproblematik an, dass ihr Ministerium jetzt die Messstellen überprüfen werde. Bislang habe man feststellen müssen, dass zehn Prozent der Messstellen nicht richtig funktionieren würden. „Unser Ziel muss es sein, die roten Nitratgebiete in NRW zu reduzieren“, sagte Heinen-Esser und erntete dafür Beifall von den Landwirten. Unter anderem möchte sie dafür 200 zusätzliche Messstellen einrichten, um das Netz kleinteiliger zu halten. Allein schon durch diese Maßnahme könne man die Gebietskulisse um 25 Prozent reduzieren, so Ministerin Heinen-Esser.
Aber die aktuellen Probleme der Landwirtschaft betreffen nicht nur die Stickstoffeinträge in der Landschaft. Die Probleme sind vielfältig und wurden beim Agrarforum in Kalkar ausführlich diskutiert.