Groesbeek. . Das „Freiheitsmuseum“ in Groesbeek wird ab September die Historie des Weltkrieges aus regionaler und internationaler Sicht veranschaulichen.

Wiel Lenders ist mächtig stolz. Seit so vielen Jahren träumt er nun schon von einem großen historischen Museum in der Grenzregion. Monate und Jahre hat er damit zugebracht, in unzähligen Konferenzen, Telefonaten und Briefen die Finanzierung für dieses einmalige, sechs Millionen Euro teure Projekt zusammen zu bekommen. Und jetzt steht er hier, vor seinem kühnen Neubau in der hügeligen Landschaft von Groesbeek. Nur noch ein paar Monate, dann wird sein Traum von einem großen Museum zur Historie des Zweiten Weltkrieges endlich Wirklichkeit.

Eine internationale Perspektive

Neues Museum der Freiheit in Groesbeek eröffnet im September

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    Es soll ein Haus der Freiheit werden. Gut 75 Jahre nach dem Ende des großen Krieges wird die Katastrophe des Kontinents als europäische Geschichte erzählt. Lenders hat für sein Konzept mit vielen Historikern und Institutionen in ganz Europa zusammengearbeitet. Er hat sich die Erzählweisen aus den Niederlanden, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Polen angeeignet. Dieser von Hitler anzettelte Krieg besitzt viele Facetten, die allein aus nationaler Perspektive nicht zu erfassen sind.

    Rob Torsing (links) und Wiel Lenders vor dem neuen Freiheitsmuseum in Groesbeek.
    Rob Torsing (links) und Wiel Lenders vor dem neuen Freiheitsmuseum in Groesbeek. © Andreas Gebbink

    Wiel Lenders möchte daher, dass das „Freiheitsmuseum“ einen internationalen Beitrag zur Gedenkkultur leistet. „Es stärkt unser historisches Bewusstsein, wenn wir die Geschehnisse des 20. Jahrhunderts nicht mehr ausschließlich durch die eigene nationale Brille betrachten, sondern die Vergangenheit in den Grenzen des übersteigenden Kontext der Geschichte Europas platzieren“, so Lenders.

    Der Neubau ist einem Fallschirm nachempfunden

    Der Standort Groesbeek ist für dieses hehre Ziel nicht die schlechteste Wahl. Denn in der deutsch-niederländischen Grenzregion wurden die größten Militäraufmärsche des Krieges organisiert: Die Operation Market Garden lief hier an und auch die Rheinlandoffensive startete hier. Tausende Soldaten landeten auf den Feldern rund um Groesbeek, und bis heute besuchen die Veteranen aus den USA und Kanada die Region, um sich an diese schrecklichen Tage im September 1944 zu erinnern. Die Fallschirmspringer geben auch dem neuen Museum seine Form: Das markante Dach des Neubau ist einem Parachute nachempfunden.

    So soll der fertige Dome aussehen.
    So soll der fertige Dome aussehen. © Shaded Dome Technologies

    Architekt Rob Torsing erklärt, dass das 60 Meter überspannende Dach nur mit Luftdruck hochgehalten wird. Für den „Dome“ waren kein Stahl, Beton und auch keine Stützwände nötig: „Allein die Luft bläst dieses Dach auf – wie bei einem richtigen Fallschirm“, so Torsing. Er versichert, dass das Dach einzigartig ist auf der Welt. Sein Unternehmen Shaded Dome Technologies hat für diese Technik ein Patent erhalten. „Es gibt viel Vorteile: Wir schaffen einen gewaltigen Museumsraum ohne Wände. Wir können ihn nach Belieben einrichten. Zudem sparen wir viel CO2 in der Produktion und beim Transport. Für den Aufbau waren nur zwei Transporter nötig. Hätten wir Betonteile verwendet, wären dies zig Lkw-Ladungen gewesen. Außerdem sind alle Materialien recycelbar.“

    Das neue Museum trägt den Namen „Freiheitsmuseum“. 
    Das neue Museum trägt den Namen „Freiheitsmuseum“.  © Andreas Gebbink

    Um den Druck zu halten, muss kontinuierlich Luft zugeführt werden. Das Dach besteht aus einer doppellagigen Konstruktion, so dass es auch gute isolierende Eigenschaften besitzt. Die Hülle ist beständig gegen Stürme, Hagel und Blitzeinschläge. Sensoren sorgen dafür, dass sich das Dach auf die jeweiligen Wetterphänomene einstellt.

    Die Eröffnung des Museums erfolgt im September

    Museumsdirektor Wiel Lenders freut sich auf den Start. Im September sollen sich die Türen öffnen. Das alte Bevrijdingsmuseum wird bis Ende Juli geöffnet sein, danach beginnt der Umzug.

    Das Ausstellungskonzept sieht vor, dass 30 Prozent der Exponate sich mit regionalen Ereignissen in der deutsch-niederländischen Grenzregion beschäftigen. Weitere 30 Prozent der Oberfläche sind für die deutsch-niederländische Perspektive reserviert und ferner wird das Ganze in einem gesamteuropäischen Zusammenhang präsentiert. Es wird die Militärgeschichte gezeigt, aber vor allem werden die Auswirkungen auf die Zivilgesellschaft verdeutlicht. Das Thema Freiheit ist dabei zentraler Dreh- und Angelpunkt.

    Inhaltlich haben viele Museen und Institute einen Beitrag geleistet. So kooperiert das neue Museum unter anderem mit der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, dem Niederrhein-Museum in Wesel und dem Zentrum für Niederlande-Studien in Münster.

    Das neue Freilichtmuseum

    • Das neue Freiheitsmuseum wird eine Ausstellungsfläche von 3000 Quadratmetern haben. Die Kosten betragen 6,5 Millionen Euro und werden von unterschiedlichen Fonds, der Gemeinde, der Provinz und der Euregio getragen.
    • Die Organisatoren rechnen mit durchschnittlich 80.000 Besuchern im Jahr. Die Adresse lautet: Wylerbaan 4 in Groesbeek.