Goch-Hommersum. . Heinz Bömler und die IG Viller Mühle entfernen eigenmächtig einen Poller zwischen Hommersum und Gennep. Stadt Goch überlegt sich nun Schritte.

Nachdem die Mitglieder der IG Viller Mühle den rot-weißen Poller aus dem Weg geschafft haben, rollt die kleine Kolonne im Schritttempo von Hommersum über die nun geöffnete Grüne Grenze nach Gennep. Heinz Bömler sitzt am Steuer des schwarzen Kleinbusses, der als erstes Fahrzeuge die Niederlande erreicht, und hält seine zum Victory-Zeichen geformte linke Hand aus dem Fenster.

Mit vereinten Kräften wird das „Durchfahrt verboten“-Schild abmontiert.
Mit vereinten Kräften wird das „Durchfahrt verboten“-Schild abmontiert. © Niklas Preuten

Der am Niederrhein als wahnsinniger Puppenspieler bekannt gewordene Mann setzt damit ganz bewusst eine Referenz zum Mauerfall 1989 und treibt mit dem motorisierten Grenzübertritt seinen angekündigten Akt des zivilen Ungehorsams auf die Spitze. Die Aktion wird später am Nachmittag noch für einen Einsatz der Polizei sowie des Gocher Ordnungsamts und des Kommunalbetriebs vor Ort sorgen.

Bömler: „Alle Grenzen müssen offen sein“

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„Alle Grenzen im Schengen-Raum müssen offen sein“, sagte Bömler einige Minuten zuvor, als er gut 50 Menschen auf dem kleinen Schotterweg begrüßte, der den Mortelweg auf deutscher mit dem Kamperweg auf niederländischer Seite verbindet. Seit 2013 verhindert ein Poller jedoch, dass Autos an dieser engen Stelle zwischen den beiden Staaten verkehren können. „Der Weg ist nicht für Schwerlastverkehr ausgelegt“, benannte Gochs Stadtsprecher Torsten Matenaers den Grund.

Die Mitglieder der IG Viller Mühle schrauben den Poller aus der Verankerung.
Die Mitglieder der IG Viller Mühle schrauben den Poller aus der Verankerung. © Niklas Preuten

Heinz Bömler und seine Mitstreiter argumentieren dagegen, dass „aus rein privat motivierten Interessen die Grenzen verriegelt“ wurden. Alle wollten Auto fahren, aber keiner eine Straße vor der eigenen Tür haben, sagte Bömler am Freitagnachmittag. „Dabei gibt es jede Menge Leute, die auf der jeweils anderen Seite der Grenze arbeiten, in ihre Stammkneipe gehen oder einkaufen.“ Also entschied die IG Viller Mühle kurzerhand: Wir öffnen die Grenze für Autos wieder.

Unterstützung aus Kalkar für die Aktion an der Grenze

Zunächst schraubte die Gruppe gemeinsam das „Durchfahrt verboten“-Schild ab. „Vier Leute müssen gleichzeitig die Schraube halten, damit hinterher niemand sagen kann: Der Bömler war das“, rief der Unternehmer und erntete Lacher im Publikum, das gespannt der Grenzöffnung zuschaute.

Bilder fast wie beim Mauerfall: Eine kleine Fahrzeugkolonne rollt über die geöffnete Grenze.
Bilder fast wie beim Mauerfall: Eine kleine Fahrzeugkolonne rollt über die geöffnete Grenze. © Niklas Preuten

Danach legten die Männer den Poller auf der Mitte des Schotterwegs um, lösten ihn aus der Metallverankerung am Boden und reckten das Element, das bis dahin zwei Länder voneinander trennte, glücklich in die Luft. „Wir haben alle lange und stark unter dem Zollgrenzbezirk gelitten. Es ist ein gutes Zeichen, dass die Grenze jetzt auf ist. Deswegen unterstütze ich aus voller Überzeugung Heinz’ Aktion“, sagte Dietmar Klein, der für die Forums-Fraktion im Kalkarer Stadtrat sitzt.

Ärger bei den direkten Anwohnern

Doch die eigenmächtige Öffnung der Grünen Grenze durch die IG Viller Mühle traf nicht nur auf Zustimmung. „Ich bin grundsätzlich dafür und hätte gerne einen vernünftigen Grenzübergang in Hommersum. Aber es ist nicht in Ordnung, einfach den Poller selbst wegzunehmen“, sagte Maria Sanders. Die junge Vorsitzende des Heimat- und Verschönerungsvereins Hommersum bemerkte: „Die Stadt Goch und die Gemeinde Gennep haben sich beim Aufstellen ja etwas gedacht.“

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Auch zwei direkte Anwohnerinnen aus Deutschland und den Niederlanden, die ihre Namen lieber nicht in der Zeitung lesen möchten, reagierten verärgert auf die Aktion. „Die Straße ist zu schmal und zu gefährlich für den Verkehr. Auf dem Bauernhof hinter der Grenze leben kleine Kinder“, sagte die Niederländerin. Und die Frau aus Hommersum bemängelte, dass „wir als Anwohner vorher gar nicht gefragt wurden“.

Polizei erkennt Gefahrenstelle am Grenzübergang

Grenzstein 557 markiert den genauen Verlauf der Grenze in der Nähe des Mortelwegs.
Grenzstein 557 markiert den genauen Verlauf der Grenze in der Nähe des Mortelwegs. © Niklas Preuten

Heinz Bömler zeigte sich „zufrieden“ von seiner Aktion. Er kündigte an, der Stadt Goch am Montag den Poller und das Schild zu übergeben, und forderte die Aufstellung eines Lkw-Fahrverbotsschilds. Als die Grenzöffner schon wieder Richtung Viller Mühle abgefahren waren, kreuzte ein Polizeiwagen am Mortelweg auf. Jemand hatte die Beamten angerufen, die vor Ort eine Gefahrenstelle ausmachten – ein Stück der Metallverankerung des Pollers ragt aus dem Boden – und den Bereitschaftsdienst des Gocher Ordnungsamts verständigten. Der Kommunalbetrieb stellte daraufhin laut Torsten Matenaers eine Warnbake auf.

„Wir können nicht dulden, dass jemand durch seine Handlungen andere gefährdet. Dem müssen wir nachgehen“, sagte der Stadtsprecher. „Wer so etwas macht, muss mit Konsequenzen rechnen.“ Laut Matenaers werde die Stadt in der nächsten Woche genau prüfen, was zu tun ist. „Wir werden dies jedenfalls nicht so einfach zur Kenntnis nehmen.“

>> GESPRÄCHE ZWISCHEN GOCH UND GENNEP

  • Sprecher Torsten Matenaers bekräftigte erneut, dass „Goch und Gennep eine kürzere Verbindung in Hommersum wollen“.
  • Über den genauen Standort und den Zeitpunkt der Öffnung für den Verkehr beraten die Nachbarkommunen laut Matenaers seit einiger Zeit.