Bedburg-Hau. . Archäologen des LVR und der Ruhr-Uni Bochum fanden ein 14 Hektar großes Legionslager auf dem Westrichhof. Nun gingen die Ausgrabung auf einer Kuhwiese zu Ende.

„Unabhängig davon, dass die Römer es hier offensichtlich auch ganz schön fanden, wollen wir hier schon seit Jahren einen Landgasthof errichten. Das können wir jetzt mit dem Fund des Legionslagers verbinden“, freut sich Annette Opgenoorth vom Hof Westrich. Und plant mit ihrem Mann auf dem elterlichen Hof entsprechende Gastronomie-Ideen im kommenden Jahr in Angriff zu nehmen.

Dort gingen am Donnerstag auf der hofeigenen Kuhwiese die Ausgrabungen zum sensationellen Fund zu Ende. Ein bislang unbekanntes Legionslager der Römer ungeahnten Ausmaßes liegt hier verborgen und lässt die Herzen der Archäologen des LVR und der Ruhr-Uni Bochum höher schlagen.

Aufgrund von Luftaufnahmen hatte der Luftbild Archäologe Dr. Baoquan Song von der Ruhr-Uni Bochum das stark umwehrte Militärlager der Römer entdeckt. „14 Hektar groß und von mindestens einer Legion genutzt weist es drei umgebende, parallel verlaufende Spitzgräben auf“, so Uwe Steinkrüger vom LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland (LVA-ABR).

Einmaliger Fund im Rheinland

Dr. Jürgen Kunow, Leiter des LVR-ABR, erläuterte gestern, am letzten Ausgrabungstag an Ort und Stelle in Till die Bedeutung des Fundes: „Einmalig ist diese Sichtung im Rheinland. Das Lager wurde wohl für längere Zeit genutzt, es ist mehr als nur ein Marschlager. Die Entdeckung ist eine kleine Sensation, weil die militärische Bedeutung eine ganz besondere gewesen sein muss.“

Genau aus diesem Grund wird die Fläche in Till rund um den Hof der Familie Opgenoorth in die Antragsliste für das Unesco-Welterbe „Niedergermanischer Limes“ aufgenommen. „2020 wird der Antrag bei der Unesco eingereicht, 2021 wird wohl darüber entschieden“, ergänzt Kunow.

Ein positiver Entscheid würde auch Familie Opgenoorth vom Westrichhof erfreuen, die mit dem geplanten Landgasthof zwar schon im kommenden Jahr beginnen wollen, „aber 2021 können wir dann hier die Aufnahme ins Welterbe der Unesco feiern“, so Annette Opgenoorth lachend. Sie und ihre Eltern waren anfangs skeptisch, als die Anfrage des LVR für die Grabungsarbeiten kam. Es kursierten Gerüchte von Enteignungen und Co.. „Alles Quatsch“, weiß Annette Opgenoorth.

Eine Win-Win-Situation

„Die Zusammenarbeit mit dem LVR ist bestens.“ Was der LVR, hier Uwe Steinkrüger nur bestätigen kann. „Eine absolute Win-Win-Situation. Wir profitieren voneinander.“

Gestern war übrigens letzter Ausgrabungstag unter der Leitung von Johannes Englert von der Ausgrabungsfirma Artemus. Ab heute ähnelt die sensationelle Fundstelle schon fast wieder einer neuzeitlichen Kuhweide. Aber der Boden vergisst nichts, wie auch Steve Bödecker (ebenfalls LVR-ABR) erklärte.

Noch nach so langer Zeit verraten die Luftbilder, wo sich lohnenswerte Ausgrabungsorte befinden. „Luftbilder zeigen wo es römische Gräben gibt, weil das Getreide über verfüllten römischen Gräbern dunkler ist. Durch die lockere Füllung können die Pflanzen dort mehr Nährstoffe aufnehmen. Und bei Mauern ist es genau umgekehrt. Dort bekommt das Getreide weniger Nahrung und die Stellen sind brauner.“

Wenn dann noch klassische abgerundete Linien zu erkennen sind – in diesem Fall ist es ein 300 mal 500 Meter langes Rechteck mit dem Westrichhof am „Westtor“ – hüpfen Archäologen-Herzen höher.