Essen. Zwei kleine Kinder aus Essen erzählen ihrer Mutter von schwersten Missbrauchstaten. Jetzt steht ihr Onkel vor Gericht – und bestreitet alles.

Das kleine Mädchen war acht, der Bruder neun oder zehn: Immer wieder sollen zwei kleine Kinder aus Essen Opfer schwerster Missbrauchstaten geworden sein. Jetzt muss sich der Onkel vor dem Landgericht Essen verantworten – und fühlt sich als Opfer einer Intrige.

„Ihr dürft nichts verraten. Das ist unser Geheimnis.“ So oder so ähnlich soll sich der Angeklagte nach den Taten geäußert haben. Dem Jungen soll er auch noch diesen Satz gesagt haben: „Ich bringe deine Eltern um, wenn du davon erzählst.“

Hilferufe in der Wohnung

Laut Anklage war es Ende 2022, als die sexuellen Übergriffe begannen. Der 45-Jährige soll die beiden Kinder bei zahlreichen Gelegenheiten in die Enge getrieben haben. Wenn sie um Hilfe riefen, hielt er ihnen angeblich den Mund zu.

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Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass er sowohl das Mädchen als auch den Jungen massiv missbraucht hat – im Schlafzimmer, im Keller oder im Auto. Dabei wurden sie angeblich ausgezogen und festgehalten.

Heimliche Affäre mit der Mutter

Der Angeklagte, der als Busfahrer gearbeitet hat, war im Dezember vergangenen Jahres festgenommen worden. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft. Zum Prozessauftakt vor der 17. Strafkammer des Essener Landgerichts hat er die Vorwürfe vehement bestritten. Es sei nichts passiert.

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Über zwei Stunden lang hat er den Richtern von seiner Affäre mit der Mutter der Kinder berichtet. Obwohl beide verheiratet waren, haben sie sich nach seinen Schilderungen immer wieder heimlich getroffen. „Sie hatte Probleme mit ihrem Mann“, sagte der 45-Jährige den Richtern. Er habe sich um sie gekümmert.

Geheimcode vereinbart

Seine Ehefrau, mit der er mehrere Kinder hat, war angeblich genauso ahnungslos wie der Mann seiner Schwägerin. Mehrere Versuche, die Affäre wieder zu beenden, seien fehlgeschlagen. „Sie hat immer gesagt: Lass‘ mich nicht allein.“

Um gefahrlos miteinander zu kommunizieren sei sogar ein Handy-Geheimcode vereinbart worden. Eine WhatsApp mit einer bestimmten Zahlenfolge sollte heißen: „Bist du allein? Kannst du reden?“

Jungen mit Öl massiert

Die Missbrauchsvorwürfe seien schließlich wie aus dem Nichts aufgetaucht. Dabei sei er mit den Kindern fast nie allein gewesen. Nur den Jungen habe er mal mit Öl massiert. „Vielleicht hat der das missverstanden.“ Auch Hilferufe könne es nicht gegeben haben. Dazu sei seine Wohnung viel zu hellhörig.

Glaubwürdigkeits-Gutachterin

Die beiden Kinder sollen erst zu einem späteren Zeitpunkt als Zeugen vernommen werden. Die Richter haben im Vorfeld des Prozesses allerdings schon eine Glaubwürdigkeits-Gutachterin hinzugezogen. Ihr vorläufiges Ergebnis: Die Schilderungen der Geschwister seinen „erlebnisbasiert“.

Sollten die Richter zu demselben Ergebnis kommen, drohen dem Essener mehrere Jahre Gefängnis. Mit dem Urteil ist voraussichtlich Anfang Juli zu rechnen.

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