Essen. Zum 25. Geburtstag der Route der Industriekultur gab es auf Zollverein ein Best of der Attraktionen. Auf der „Maggihöhe“ ging es poetisch zu.
Die „Extraschicht“ ist immer ein ganz besonderes Sommermärchen, bei dem quasi das ganze Ruhrgebiet eine Nacht lang auf den Beinen ist, um die vielen in Szene gesetzten Attraktionen anzuschauen und Kulturevents zu genießen. In diesem Jahr ließen die 19 beteiligten Städte außerdem die Route der Industriekultur hochleben: Sie besteht seit 25 Jahren. In Essen war neben dem UNESCO-Welterbe Zollverein erstmals die Margarethenhöhe mit von der Partie.
Auf der Margarethenhöhe gab es elf verschiedene Aktionsorte
Freude und Stolz über die Beteiligung in diesem Jubiläumsjahr war auf der „Maggihöhe“ spürbar, bei den Machern wie beim Publikum. Bereits kurz nach dem Start am frühen Abend seien die Menschen in die historische Gartenstadt geströmt, berichtete Philipp Bänfer. Er ist beruflich in der Öffentlichkeitsarbeit der Stiftung Ruhr Museum tätig, an diesem Tag half er als Anwohner im Organisationsteam der „Extraschicht“. Bänfer: „Die Bewohner haben sich toll vorbereitet, einige ihre Gärten ganz besonders geschmückt.“
An insgesamt elf Standorten spielte sich das Geschehen ab: Musik und kleine Vorführungen, Lesungen und Mitmachaktionen. Ausstellungen boten einen Einblick in die Geschichte der Gartenstadt, ihre Entwicklung und die Menschen, die hier lebten. „Es kommen viele interessierte Leute aus der Region, aber auch aus Düsseldorf, zu den Führungen. Die kennen unser Dorf noch gar nicht“, erzählte Angela Katzbach von der Bürgerschaft Margarethenhöhe.
„Ja, wir sind schon ein richtiges kleines Dorf für sich“, bestätigte ihre Kollegin Brigitte Drewnik schmunzelnd und ergänzte: „Die Maggihöhe ist meine Heimat, hier bin ich aufgewachsen, schon mein Großvater hat hier gelebt.“ Über die architektonischen Aspekte der von Georg Metzendorf konzipierten Gartenstadt hinaus konnten Katzbach und Drewnik bei ihren Führungen also auch mit allerlei Anekdoten und Histörchen aufwarten.
Ein poetisches Theaterstück auf Stelzen faszinierte das Publikum
Mittelpunkt des Geschehens war der Kleine Markt, auf dem ein poetisches Theaterstück nicht nur bei Garrelt Duin, Direktor des Regionalverbandes Ruhr (RVR), für Staunen sorgte: Ein Stelzen-Mann, erkennbar alt und gebrechlich, wartet auf einer Parkbank, füttert die Tiere mit Brotkrumen. Nichts passiert. Schließlich macht er sich auf den Weg, sucht Kontakt und findet ihn schließlich im Publikum. Ein berührendes Stück über die Einsamkeit im Alter, in Szene gesetzt vom portugiesischen Teatro Só.
Poetisch auch die Aktion im früheren Kiosk an der Sommerburgstraße, der trotz alternativer Nutzungskonzepte aktuell nur als Materiallager für Handwerker genutzt wird: Konzeptkünstlerin Judith Sophie Grytzka tippte auf einer Schreibmaschine „Romeo und Julia“ ab, aber nur die Parts der weiblichen Figuren. „Das sind gar nicht so wenig“, stellte sie fest. Die Seiten heftete sie im Inneren an die Wände des Kiosks. Neugierige Passanten nahmen Einblick, stellten Fragen, diskutierten mit der Künstlerin.
Die besten Attraktionen aus 25 Jahren Industriekultur
Von Anfang an dabei bei der „Extraschicht“ ist die Zeche Zollverein. Wen es an diesem Abend dorthin verschlug, erlebte wieder einen Jahrmarkt der Kulinarik und Musik (von Rock, Pop bis zu Klassik und Alpenhorn-Klängen) sowie mit den besten Attraktionen, die in den letzten 25 Jahren für Furore sorgten. Zum Beispiel die auf dem Ehrenhof leuchtenden Riesenblumen. Durch das Blumenmeer spazierten die ebenfalls beleuchteten Großpuppen „Dundu“, die immer wieder in Interaktion zu den Besucherinnen und Besuchern traten. Lichtkunst-Projektionen auf den umliegenden Gebäuden sorgten außerdem für eine magische Atmosphäre.
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Sehr frequentiert wurde das Ruhr Museum, dessen verschiedene Ausstellungen zum Ruhrgebiet und seiner Geschichte für großes Interesse sorgten. Etliche Besucherinnen und Besucher genossen zudem auf der Außenplattform der 45-Meter-Ebene den Panoramablick über das Festivalgelände. Zum krönenden Abschluss zogen Drohnen am Himmel ihre Kreise, formten in einer fulminanten Show unter anderem den Doppelbock und das Dortmunder U als Wahrzeichen der Route der Industriekultur.
Nicht weniger spektakulär kam die Lichtshow auf der Margarethenhöhe daher. Auf der Fassade des Edeka-Marktes wurde sie vom Einbruch der Dunkelheit bis spät in die Nacht gezeigt. Von den historischen Anfängen der Margarethe-Krupp-Stiftung ging die Vorführung fließend in grafische Muster über, die sich in steter Veränderung zu Farbexplosionen generierten. Weltraumatmosphäre und Traumsequenzen sorgten für staunende Ausrufe beim Publikum auf dem Kleinen Markt. Die Produktion des 3D-Videomappings dürfte sich damit für eine Wiederholung beim Essen Light Festival im Oktober qualifiziert haben.
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