Essen-Margarethenhöhe. Finanzielle Unregelmäßigkeiten: Nach zwei Rücktritten im Vorstand der Bürgerschaft Essen-Margarethenhöhe gibt es keine neuen Kandidaten.

Bei der Bürgerschaft Essen-Margarethenhöhe gibt es derzeit mächtig Zoff. Nach dem Rücktritt des ersten Vorsitzenden Christian Henkes und der Kassiererin des Vereins im Februar gab es auf der Jahreshauptversammlung vor einigen Tagen weiteren Ärger.

Die Rede ist von finanziellen Unregelmäßigkeiten in Bezug auf Tank- und Bewirtungskosten, bestätigt Martin Weber, aktuell kommissarischer Vorsitzender der Bürgerschaft. Es müsse geprüft werden, ob alle Ausgaben satzungsgemäß und im Sinne der Arbeit der Bürgerschaft erfolgt seien. Ob es irgendwelche strafrechtlich relevanten Vorwürfe gebe, könne er nicht beurteilen: „Ich bin kein Staatsanwalt.“

Bürgerschaft Essen-Margarethenhöhe: Kommissarischer Vorsitzender ist frustriert

Weber zeigt sich geschockt über den Zustand des Vereins, der sich eigentlich die Ausrichtung von Veranstaltungen wie Weihnachtsmarkt, Martinszug, Halloweenparty, Kindertheater, Ausstellungen, Unterstützung beim Feierabendmarkt und ähnliches zur Aufgabe gemacht hat. Er habe mit seinem ehrenamtlichen Engagement in den vergangenen zwei Jahren helfen und etwas für das Leben im Stadtteil tun wollen und habe sich nicht vorstellen können, sich in einer solch unerfreulichen Situation wiederzufinden, sagt Weber, der von der Bürgerschaft als einem „Scherbenhaufen“ spricht.

Er habe privat und beruflich genug zu tun und könne seine Zeit mit angenehmeren Dingen verbringen, sagt er angesichts der aktuellen Situation. Dem Rücktritt der beiden Vorstandsmitglieder habe er sich bewusst nicht angeschlossen, um nicht damit „in einen Topf“ geworfen zu werden, erklärt Weber hörbar frustriert im Nachgang der Versammlung am Telefon.

Der zurückgetretene Vorsitzende kündigt rechtliche Schritte an

Der zurückgetretene Vorsitzende Christian Henkes weist alle Mutmaßungen über Unregelmäßigkeiten zurück. Er habe einen Anwalt eingeschaltet, erklärt Henkes, der die Einleitung gerichtlicher Schritte ankündigt. Er betont, mit kleinem Team, darunter auch die zurückgetretene Kassiererin, die Hauptarbeit für die Bürgerschaft, zum Beispiel bei Veranstaltungen, quasi allein erledigt zu haben. „Der Rest hat sich nicht sehen lassen, wenn es etwas zu tun gab. Ich war geplättet von dem, was da gesagt wurde, damit habe ich nicht gerechnet“, so Henkes zu den Geschehnissen auf der Versammlung.

Christian Henkes war seit 2018 Vorsitzender der Bürgerschaft Margarethenhöhe. Inzwischen hat er Amt und Mitgliedschaft niedergelegt.
Christian Henkes war seit 2018 Vorsitzender der Bürgerschaft Margarethenhöhe. Inzwischen hat er Amt und Mitgliedschaft niedergelegt. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Probleme hätten sich bereits Ende letzten Jahres angebahnt, er habe aber die Organisation des Weihnachtsmarkts noch übernehmen und seinen Nachfolger einarbeiten wollen. Neue berufliche Herausforderungen hätten dazu beitragen, dass er für das Amt in der Bürgerschaft keine Zeit mehr habe.

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„Ich bin jetzt aus allem raus, auch kein Mitglied mehr. Ich will damit nichts mehr zu tun haben“, sagt Henkes, der nach eigenen Angaben zehn Jahre für die Bürgerschaft aktiv war, seit 2018 als Vorsitzender.

Unstimmigkeiten gibt es auch um eine Geldsumme, die für Menschen im ukrainischen Kriegsgebiet gesammelt wurde, um damit Verbandszeug und ähnliche Materialien für die Betroffenen zu kaufen. Das Geld war laut Henkes für die Hilfsorganisation „Apotheker ohne Grenzen“ bestimmt gewesen.

Nach Rücksprache mit einem Anwalt sei dann klar geworden, dass die Bürgerschaft die Spende laut Satzung nicht wie geplant realisieren könne. So sei das Geld für die Restaurierung von Bänken verwendet worden, die auf dem Hauxplatz für Aufenthaltsqualität sorgen sollen. Das alles sei dokumentiert, versichert Henkes.

Der geplante Neuanfang der Bürgerschaft Essen-Margarethenhöhe ist verschoben

Der ursprünglich für die Jahreshauptversammlung geplante Neuanfang der Bürgerschaft nach den Querelen der letzten Monate ist gescheitert, wie der kommissarische Vorsitzende Martin Weber bestätigt. Es habe sich niemand für Vorstandsämter zur Verfügung gestellt, sodass die Neuwahlen auf eine außerordentliche Sitzung im September verlegt worden seien. Wenn sich bis dahin niemand finde, könnte das das Aus für die Bürgerschaft bedeuten.

Es müsse jetzt Gespräche geben, wie sich der Verein neu aufstellen könne, so Weber, der die Hoffnung nicht aufgibt, dass es vielleicht doch noch Kandidaten für die Vorstandsämter geben werde, wenn sich der erste Schock über die Vorkommnisse gelegt habe.

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