Essen-Rüttenscheid. Wenn auf der Rüttenscheider Straße Waren geliefert werden, ist Stau oft vorprogrammiert. Was könnte helfen? Eine Übersicht der ersten Vorschläge.

Etwa 20 Gewerbetreibende aus Rüttenscheid haben sich bei einem Workshop über Ideen für ein Logistikkonzept im Bereich der Rüttenscheider Straße informiert. Die Ansätze wurden in der Aula des Maria-Wächtler-Gymnasiums vom Verkehrsplanerbüro Planersocietät vorgestellt.

Der Hintergrund: Der Rat der Stadt Essen hat im November 2023 die Umsetzung der Planungsvariante für die Rüttenscheider Straße beschlossen, die das Gutachterbüro erarbeitet hat. Auf der Fahrradstraße soll es in Zukunft unter anderem Abbiegegebote von außen und eine temporäre Sperrung für den Autoverkehr im Bereich zwischen dem Rüttenscheider Stern und der Bertoldstraße (freitags und samstags zwischen 20 Uhr und 6 Uhr morgens sowie an den Abenden und Nächten vor gesetzlichen Feiertagen) geben.

Rüttenscheider Straße: Lieferwagen sorgen oft für Staus und Chaos

In diesem Zusammenhang hat die Verwaltung den Auftrag bekommen, mit den Eigentümerinnen und Eigentümern die Parkhäuser und Parkmöglichkeiten hinsichtlich ihrer Nutzungskapazitäten und -qualitäten zu optimieren. Außerdem sollen die Rahmenbedingen für die Errichtung eines neuen Parkhauses bzw. einer neuen Parkpalette überprüft werden. Das beinhaltet auch eine Mobilstation in der Nähe des zentralen Bereichs der Rüttenscheider Straße in Verbindung mit einem digitalen Verkehrsleitkonzept.

In der Vergangenheit gab es immer wieder Beschwerden über chaotische Zustände, wenn Waren auf der Rü angeliefert werden. An Werktagen verstopfen Lieferwagen oft die Straße und sorgen für lange Staus. Auch für Radfahrerinnen und Radfahrer, die ja auf der Fahrradstraße Rü eigentlich Vorrang haben, gibt es häufig kein Durchkommen.

Oberbürgermeister Kufen betont besondere Herausforderungen bei der Betrachtung der Rü

Eine Befragung der Industrie- und Handelskammer (IHK) im Jahr 2022 kam ebenfalls zu dem Ergebnis, dass fehlende Zonen zum Be- und Entladen ein Ärgernis seien. Dies erschwere nicht nur die Versorgung vieler ansässiger Händler und Gastronomen. Auch der fließende Verkehr habe immer wieder Schwierigkeiten, einen Weg an den Lieferwagen vorbei zu finden, die oft auf der Fahrbahn parken.

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Oberbürgermeister Thomas Kufen betonte bei der Veranstaltung im Maria-Wächtler-Gymnasium die besonderen Herausforderungen bei der Betrachtung der Rüttenscheider Straße. „Damit Handel und Gewerbe als Standbeine unserer Wirtschaftskraft funktionieren, benötigen wir eine leistungsfähige Logistik“, so der OB. „Wenn wir die Verkehrssituation auf der Rü entscheidend verbessern wollen, dann müssen wir uns auch damit befassen, wie dort ein zukunftsfähiges Logistikkonzept aussehen soll. Die Aufgabe, die vor uns liegt, hat es in sich – denn wir wollen den Verkehr optimieren und die Rü als eine der attraktivsten Straßen im Ruhrgebiet erhalten.“

Befragung: Händler auf der Rüttenscheider Straße werden häufig extern beliefert

Zunächst wurden den Anwesenden die Ergebnisse der Einzelhandelsbefragungen präsentiert, die im April durchgeführt worden waren. Von 250 angeschriebenen Unternehmen im Umkreis der Rüttenscheider Straße hatten sich nach Angaben der Stadt 72 (rund 25 Prozent) auf den zuvor übersandten Fragebögen zurückgemeldet.

Die Auswertung ergab laut Verwaltung, dass ein Großteil der Befragten zur Belieferung externe Logistikunternehmen nutze und nur ein geringer Anteil über eigene Logistikstrukturen verfüge. Die Rüttenscheider Straße stelle somit einen zentralen Anlieferungsort für die Unternehmen dar und nur vereinzelt würden Nebenstraßen für die Belieferung genutzt.

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Verkehrsplaner präsentieren verschiedene Vorschläge für die Rüttenscheider Straße

Bei der Belieferungshäufigkeit habe man feststellen können, dass etwa die Hälfte der befragten Unternehmen mehrmals täglich und hauptsächlich über den Tag verteilt – tendenziell vorwiegend vormittags und mittags – und überwiegend durch Lieferwagen und Transporter und weniger durch Lkw beliefert werden. Die Auslieferung von Waren, vorzugsweise Lieferdienste, erfolge größtenteils durch kleinere Kraftfahrzeuge.

Im Anschluss stellte die Planersocietät ihre aus den Ergebnissen hergeleiteten Ansätze vor, wie man die verschiedenen Logistikbedürfnisse der unterschiedlichen Branchen und Waren bewältigen könnte. Erste Ideen sind neben den klassischen Ladezonen unter anderem diese:

  • Ein smartes Ladezonen-Konzept: Bei einem solchen Konzept bestünde beispielsweise die Möglichkeit, Ladezonen via App für einen bestimmten Zeitraum zu buchen. Die Bereiche könnten mit Detektoren versehen werden und würden so Echtzeitinformationen zur Belegung an die App senden.
  • Autonomen Paketzustellung: Hier erfolgt eine automatisierte Zustellung mit Hilfe autonomer Fahrzeuge, die ab einem bestimmten Lager, sogenannte Mikro-Hubs, mit der befüllten Ware starten.
  • Mikro-Depots: Logistische Orte, an denen Waren ankommen und von denen aus diese anschließend beispielsweise via Lastenrad oder Elektrokleinstfahrzeug weiterverteilt werden.
  • Anbieterübergreifende Paketstationen: Packstationen (etwa von DHL) sind bereits bekannt und etabliert. Anbieterübergreifende Stationen böten ebenfalls die Möglichkeit, Waren/Pakete abzuholen oder zu retournieren.

Verkehrsdezernentin Simone Raskob versprach den Anwesenden zum Abschluss der Veranstaltung, die vorgebrachten Vorschläge aufzugreifen, durch die Planersocietät weiter erörtern zu lassen und im Austausch mit den lokalen Akteurinnen und Akteuren zu konkretisieren. Unter anderem wolle die Verwaltung Kontakt zu den Lieferunternehmen aufnehmen, um zum einen konkretere Zahlen zum Lieferverkehr zu erhalten und zum anderen einen Bedarf an der Errichtung von Sammelstellen zu ermitteln.

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