Essen. Seltene Pflanzen und Wasserstellen: Für Besucher haben sie ihren Garten geöffnet. Nun machen Petra und Hans-Gisbert Kuhnhaus Schluss.
Sie haben ihren rund 900 Quadratmeter großen Garten einst von hohem Gestrüpp befreit, haben Bäume gefällt und eine grüne Oase geschaffen. Das ist nun 21 Jahre her. Seitdem haben Petra (68) und Hans-Gisbert Kuhnhaus (69) zahllose Besucher in Leithe in ihrem Garten empfangen, haben nicht nur schöne Momente erlebt, viele Menschen kennengelernt, sondern mit der Aktion auch für den guten Zweck gesammelt. Jetzt soll aber Schluss sein, nur noch sechsmal werden die Hobbygärtner ihre Pforte öffnen.
In diesem Jahr sei im Garten ohnehin alles anders, vieles blühe viel zu früh, hinzu kommen massenhaft unliebsame Gäste: „Es gibt kaum eine Pflanze, die nicht von Schnecken angefressen ist“, zeigt Petra Kuhnhaus auf eine Hortensie mit löchrigen Blättern. Was überhaupt nichts daran ändert, dass sich der knapp 900 Quadratmeter große Garten hinter ihrem Haus prächtig wie bunt blühend präsentiert. In den Beeten um den Rasen leuchten gelbe Rosen, unter der roten Rose wächst die Waldaster, dahinter blühen die Pfingstrosen. Im Bauerngarten gedeihen neben Rosen auch Johannisbeere und schwarzer Holunder, während im Hochbeet nun die Kartoffeln kommen.
Wenn die Besucher am 25. und 26. Mai kommen, dann wird die 1,20 Meter große Aralie noch gewachsen sein („bestimmt noch einen halben Meter“). „Später wird sie bis zu drei Meter hoch sein, weiß blühen und ein echter Insektenmagnet sein“, sagt Petra Kuhnhaus. Ganz hinten am Kiesbeet hat sie nun mit ihrem Mann Himbeeren angepflanzt, allein die Blaubeere davor hat im Vorjahr acht Liter Früchte eingebracht, die in Pfannkuchen, Quark oder im Gefrierfach landeten, um später vor allem von den Enkeln als Eisbeeren gelutscht zu werden.
Der Nachwuchs war es auch, der sich gegrillte Marshmallows wünschte. Die neue Feuerstelle ist inzwischen eingeweiht, die inmitten von Holzhäckseln steht. Baumstämme sind zu Hockern geworden, hinter denen der Zimtahorn wächst.
Termine der Offenen Gartenpforte
Die Offene Gartenpforte findet am Samstag und Sonntag, 25. und 26. Mai, zum 20. Mal in der Zeit von 11 bis 17 Uhr statt. Der Eintritt von 2,50 Euro wird gespendet. In diesem Jahr geht das Geld an die Steeler Fürstin-Franziska-Christine-Stiftung, an „Hospiz macht Schule“ sowie an Lernhäuser des Kinderschutzbundes.
Der Garten Kuhnhaus liegt am Brüninghofer Weg 27 in Leithe. Hier gibt es neben der grünen und blühenden Oase auch Kaffee, Tee, Pflanzen- und Keramikverkauf. Kontakt: 0201-512556.
Seit drei Jahren nimmt Ulrike Becker von der Margarethenhöhe an der Aktion „Offene Gärten an der Ruhr“ teil. Sie öffnet ihren nur 200 Quadrat
meter großen Garten an der Wortbergrode 13. Der Garten, von einer Buchenhecke umfasst, bietet auf drei Ebenen Staudenrabatten, einen kleinen Küchengarten mit Hochbeet und eine Terrasse. Es gibt Kaffee, Tee und Kuchen.
Ebenfalls dabei ist der Garten Rausch, dessen Pforte sich allerdings ausschließlich am Sonntag, 26. Mai, öffnet. Zu entdecken gibt es dann auf 1200 Quadratmetern klassische Gartenpflanzen, Ruhezonen und viele Wildkräuter. Hunde sind an der Leine willkommen. Angeboten werden Wildkräuterspezialitäten, Pflanzen und Wildkräuter-Delikatessen aus eigener Herstellung an der Ruhrtalstraße 211, Tel. 0177-4936694.
Im Kiesbeet selbst blüht nun die Haferwurz, der Liebling des Gartenherren. „Ein älterer Besucher hat mir ganz viel über diese uralte Gemüsepflanze erzählen können. Genial“, berichtet Hans-Gisbert Kuhnhaus von einer Begegnung bei der Pforten-Aktion.
Zu den ersten Besuchern zählte seinerzeit ein junges Paar, das samt Kind und Rucksack kam. Zählten damals gerade einmal zwei Beete zu den gestalteten Flächen, sind es inzwischen wohl weit mehr als 1000 Pflanzen, Elemente wie eine alte Badewanne oder der Zaun aus alten Eichen, die zuvor als Wasserleitung dienten, die dem Garten seinen Charakter verleihen. Hinzu kommen zig Keramikelemente von Petra Kuhnhaus, die sich stets Ton-in-Ton den Pflanzen anpassen.
Eine alte Eiche und ein prächtig lilafarben blühender Rhododendron sind die einzigen ursprünglichen Pflanzen, die den Kettensägen und Äxten vor zwei Jahrzehnten entkommen sind, als Petra (gebürtig aus Eiberg) und Hans-Gisbert Kuhnhaus (ursprünglich aus Steele) einzogen. Überall warten schattige oder sonnige Sitzplätze, in der Wasserwanne schwimmt ein Koi-Karpfen. Während dieser aus Kunststoff ist, brummen und summen zahllose Insekten, beobachtet Hans-Gisbert Kuhnhaus so gern das Schauspiel der Vögel, die Trink- und Badestellen ebenso finden, wie im Winter den Futterzapfen. Rabe, Elster, Drossel, Meise und Rotkehlchen sind unter den tierischen Besuchern, so wie es auch bei der Offenen Gartenpforte viele Stammgäste gibt.
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Dazu gehören diejenigen, die den Austausch, die Ableger oder die Keramikfiguren aus dem Kuhn‘schen Garten seit Jahren schätzen, immerhin nimmt dieser bereits zum 15. Mal an der Aktion teil. Und die hat in insgesamt 20 Jahren nun mehr als 100.000 Euro für soziale Einrichtungen eingebracht. „Dabei habe ich bei unserer Premiere gedacht, hoffentlich kommt überhaupt jemand“, erzählt Petra Kuhnhaus. Am zweiten Tag waren es gleich 100, die sich in ihrem Garten tummelten. „Wir waren fast überfordert.“ Es sind dann auch Freundschaften entstanden, um deren Fortbestand Petra und Hans-Gisbert Kuhnhaus nicht besorgt sind.
Sorgen bereitete ihnen vielmehr immer mehr die intensive Gartenarbeit, zu tun gibt es immer etwas, doch die Offene Pforte bedeutet zusätzliche wochenlange Vorbereitung. Selbst, wenn die gelernte Arzthelferin und der Architekt im Ruhestand sind, so ist Gartenarbeit eben doch zeitintensiv und körperlich anstrengend.
„Ich sehe einfach jedes noch so kleine Unkraut“, sagt die 68-Jährige, die über ihren Ehrgeiz und Perfektionismus lacht und sich gleich wieder bückt, um einen vertrockneten Halm aus dem Beet zu rupfen. Also saßen sie im Winter zusammen und haben schweren Herzens den Entschluss gefasst, dass nach diesem Jahr Schluss sein soll mit der Gartenpforte - weitere Termine gibt es im Juni (22. und 23.) sowie im Juli (27. und 28.).
Selbst nach einem neuen Zuhause haben sie nun bereits Ausschau gehalten, das allerdings noch eher halbherzig. Gleichwohl, es wäre Zeit, sagt der 69-Jährige schmunzelnd, da sie 20 Jahre in Freisenbruch, zwei Jahrzehnte in Steele („eine wunderbare Jugendstilwohnung“) und jetzt bereits im 21. Jahr in ihrem Haus in Leithe leben. Eine Dachterrasse wäre schön, sagt Hans-Gisbert Kuhnhaus. Das hat aber Zeit.
Noch erfreuen sie sich Tag für Tag an ihrem grünen Paradies. Aus dem manche Erinnerung unvergessen bleibt - und auch mancher Besucher. Darunter ein Herr, der lange ganz still auf der Bank unter der Eiche saß. Die Augen geschlossen. Irgendwann hat Hans-Gisbert Kuhnhaus ihn dann doch angetippt und erhielt eine Antwort, die ihn nicht nur beruhigte, sondern die er sehr gut verstand: „Ich genieße.“
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