Essen-Leithe. Hortensien, Hecken und Hochbeete: Essener Gärtner laden zur Aktion offene Gartenpforte ein und spenden den Eintritt. Ein Ausflugstipp.

Zu heiß war es für manche Rosen bereits in diesem Sommer. „Nun fällt schöner Regen für den Garten, da es keine Sturzbäche sind“, beschreibt Edeltraud Schimmelpfennig, die hinter ihrem Haus zwischen den blühenden Hortensien steht. Der Boden sei nun aber gesättigt, sagt sie und hofft auf trockenes Wetter oder auf Gartenfreude mit Gummistiefeln, wenn sie am Wochenende (5. und 6. August) ihre Pforte in Leithe für Besucher öffnet – und die Einnahmen erneut für den guten Zweck spendet.

Dort gedeihen vor dem Haus je nach Jahreszeit englische Rosen, Wolfsmilchgewächs, Narzissen, Taglilien und Zaubernuss, während sich hinter dem Tor ein Weg vorbei an den grünen und bunt blühenden Zimmern schlängelt, wie die 74-Jährige die ganz unterschiedlichen Bereiche in ihrem Garten nennt. Dazu zählen der Teich mit Krebsscheren und Blutweiderich, die Ecke mit Funkien in Töpfen oder auch das Beet in den gelb- und orangefarbenen Tönen, die Echinacea ihm verleihen.

Blühende Pflanzen und Hochbeete für Gemüse gibt es in dem Garten in Essen-Leithe

„Eigentlich wollte ich nichts Gelbes“, sagt die Gärtnerin schmunzelnd – bis sie dann die gelbe Rose (Hansestadt Rostock) entdeckte. Unter der Benjeshecke wiederum überwiegen rosa- und lilafarben blühende Pflanzen, Sonnenhut und Witwenblume hat Edeltraud Schimmelpfennig ausgewählt, während ihr Mann Thomas Behr (66) sich vor allem ums Gemüse kümmert und dafür jetzt seit seinem kürzlichen Rentenbeginn noch mehr Zeit hat.

Im hinteren Bereich hat der frühere Jugendgerichtshelfer bereits drei Hochbeete mit Salat und Gurken angelegt („Es gab Jahre, da hätte ich mich mit den Gurken an die Straße stellen können“), hat gerade Jauche aus Brennnesseln angesetzt („ein Teil Brennnesseln, neun Teile Wasser“) und denkt schon daran, die Schichten aus Ästen, Rasen und Pflanzenerde in den Beeten im Herbst auszutauschen. Dabei achtet er besonders darauf, dass die Erde torffrei ist, denn der Garten ist zertifiziert („Natur im Garten“), das schließt auch Kunstdünger und Pestizide aus. Stattdessen wimmelt es vor Insekten und Vögeln wie Zaunkönig und Buntspecht, über die der Hobby-Ornithologe sich besonders freut.

Seine Tomatenplantage pflegt Thomas Behr in seinem Garten in Essen-Leithe.
Seine Tomatenplantage pflegt Thomas Behr in seinem Garten in Essen-Leithe. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Ebenso große Freude bereiten ihm die vielen verschiedenen Sorten in seiner Tomatenplantage, wie er diese liebevoll nennt: Neben Green Zebra wächst die Wildtomate Rote Murmel und auch das Ochsenauge, bei dem allerdings schon die Schnecken zugeschlagen haben. Die „frühe Martina“ trug auch schon Tomaten. „Die haben uns nicht so gut geschmeckt“, sagt Thomas Behr, der gleich neben die Tomaten gelbe Zucchini gepflanzt hat und für das neue Hochbeet bereits Mieze Schindler, eine Erdbeere, vorsieht. Davor wächst längst nicht nur Minze „Hemingway“ in einem Senftopf – es ist eines von zahllosen Details, die es zu entdecken gilt.

Die Konzepte für den Garten übernimmt vor allem seine Frau. Sie hat zahlreiche Ideen auf den rund 700 Quadratmetern eingebracht und umgesetzt, nachdem sie das Haus an der Wendelinstraße 1999 gemietet haben. Bis dahin pflegten sie gemeinsam ihren Schrebergarten, da dieses Hobby die beiden lange schon verbindet und noch länger begeistert. Ging Edeltraud Schimmelpfennig bereits als Mädchen gern mit ihrer Großmutter in den Garten, wuchs Thomas Behr bei seinem Opa auf, umgeben von Garten, Kaninchen- und Hühnerstall auf.

Hühner fielen dem Fuchs in Essen Leithe zum Opfer, Junghähne waren Nachbarn zu laut

Viele Details gibt es in dem Garten in Essen-Leithe zu entdecken, wie hier die Minze Hemingway im Senftopf.
Viele Details gibt es in dem Garten in Essen-Leithe zu entdecken, wie hier die Minze Hemingway im Senftopf. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Den Schrebergarten hat das Paar dann zwar aufgeben müssen („beides war zu viel“) und auch Hunde und Hühner (einige fielen dem Fuchs zum Opfer, andere wiederum den Nachbarn, weil die Junghähne zu laut wie anhaltend krähten) gibt es nicht mehr. Fällen lassen mussten die Hobbygärtner schweren Herzens den riesigen Walnussbaum, der mit seinem Laub viel Arbeit, gleichzeitig aber ein einzigartiges Mikroklima schaffte – und dann beim nächsten Sturm aufs Haus zu kippen drohte.

Nach wie vor aber summt, brummt und krabbelt es in allen Blüten, in den Totholz-Ecken und an den Futterstellen. All das mitsamt der Goldparmäne („sehr alte Apfelsorte“) und der Clematis, die sich an den Rundbögen hochschlängelt, erwartet nun erneut Gäste, die die Gastgeber seit 2017 bei der Aktion offene Gartenpforte empfangen.

Die Vorbereitungen für die Aktion offene Gartenpforte in dem Garten in Essen-Leithe laufen: Edeltraud Schimmelpfennig freut sich auf die Gäste.
Die Vorbereitungen für die Aktion offene Gartenpforte in dem Garten in Essen-Leithe laufen: Edeltraud Schimmelpfennig freut sich auf die Gäste. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

„Früher habe ich mit meiner Arbeitskollegin Gärten besucht“, berichtet Edeltraud Schimmelpfennig von ihrer langjährigen Freundin Christa Poth, mit der sie bei der Telekom gearbeitet hat, schon zu Zeiten, als diese noch das Fernmeldeamt gewesen ist. Geblieben ist an ihrer Seite ist Christa Poth, die die Idee zur Teilnahme an der Aktion, aber selbst lediglich einen Schrebergarten hatte. Da diese ausgeschlossen sind, hilft sie seitdem in Leithe, wenn die Besucher und Besucherinnen kommen (Eintritt: 2 Euro).

Dann gibt es nicht nur etwas fürs Auge, sondern auch Austausch oder einfach ein Stück Kuchen im Garten. „Zu tun ist hier immer etwas“, gesteht Edeltraud Schimmelpfennig, der Unkraut hier ins Auge fällt oder eine Idee für neue Pflanze dort einfällt. Gleichzeitig aber habe sie gelernt, auch mal durchzuatmen und auszuruhen. Dafür stehe ihr Liegestuhl stets bereit, nach einer Stunde Arbeit zwinge sie sich dann, zu genießen, sagt sie lachend und freut sich schon, wenn das Schneewittchen bald ein zweites Mal blüht. „Die Rose ist wieder voller Knospen, jetzt fehlt nur noch Sonne.“

Diese Gärten öffnen zur Aktion Gartenpforte

Am Tag der offenen Gartenpforte beteiligen sich am Samstag und Sonntag, 5. und 6. August, jeweils von 11 bis 17 Uhr folgende Gärten:

Garten Brodersen, Am Nachtigallental 18, 0201/713229.

Im Garten am Waldrand gibt es insektenfreundliche Pflanzen und Blüten, darunter eine Asternsammlung, Knöteriche und weitere klimafreundliche Stauden, Schmetterlingswiese sowie Sitzplätze. Sonderöffnungen nach telefonischer Absprache. Angeboten werden Kaffee, Tee, Kuchen und Pflanzen.

Garten Görnert, Köln-Mindener-Straße 286, 0201/3020849.

Der Garten bietet eine Rasenfläche, seltene Gehölze, Stauden in Beeten sowie einen üppig bepflanzten Teil mit Kieswegen, baulichen Elementen, Terrassen und Sitzplätzen. Sonderöffnungen nach telefonischer Absprache. Es gibt Kaffee, Tee und Kuchen, Pflanzenverkauf, Gartenaccessoires.

Garten Kuhnhaus, Brüninghofer Weg 27, 0201/512556.

Besucher erwartet ein Gehölz- und Staudengarten samt Kiesgartenbereich mit Gräsern, Astern und Stauden, ein Schattenbereich unter einer alten Eiche sowie sonnige Staudenbeete mit Gestaltungselementen und zahlreiche Sitzplätze. Angeboten werden Kaffee, Tee, Kuchen, Pflanzen und selbstgetöpferte Keramikobjekte.

Garten Schimmelpfennig/Behr, Wendelinstraße 15, 0201/559455.

In dem Garten gedeihen Gehölze, Rosen und Stauden. Sonderöffnungen nach telefonischer Absprache. Es gibt Getränke und Kuchen sowie Pflanzenableger. Hunde können nach telefonischer Absprache mitgebracht werden.

Der Eintritt kostet zwei Euro pro Person und Garten. Die Einnahmen spenden die Gartenbesitzer in diesem Jahr an den Förderverein Gesamtschule Essen-Nord sowie an die Vereine Hospiz macht Schule –Ambulanter Hospizdienst Witten-Hattingen und Übehaus Kray.

Weitere Infos und alle geöffneten Gärten in Essen, Bochum und Hattingen: www.gaerten-an-der-ruhr.de/