Essen-Rüttenscheid. Eine Jury aus Spitzenküchen kürt den Koch des Jahres. Der Live-Kochwettbewerb findet in München statt. Dabei ist auch ein Essener Gastronom.
Holz aus Südamerika trifft im Restaurant Teko auf dunklen Stahl, der die Industriegeschichte des Ruhrgebiets symbolisiert. Auch was die Einrichtung betrifft, setzt Hans Lange Rodriguez auf eine Fusion seiner beiden Welten. Er ist in Bolivien geboren, der Vater ist Deutscher, die Mutter Bolivianerin. In seinem Lokal an der Wegenerstraße 3 gibt es Fine-Dining-Gerichte mit südamerikanischen Akzenten. Jetzt stellt sich der 40-Jährige einer weiteren Herausforderung: Er will Koch des Jahres werden.
„Koch des Jahres“ ist ein Wettbewerb für Profi-Köche und -Köchinnen im deutschsprachigen Raum. Das Halbfinale findet am Sonntag, 5. Mai, in der Allianz-Arena in München statt. Unter Zeitdruck kochen die 16 Halbfinalisten ein Drei-Gänge-Menü. Vorgabe: Die Vorspeise soll vegetarisch sein, das Hauptgericht klassisch französisch und in der Nachspeise werden Kräuter der Saison verarbeitet. Eine Jury aus Spitzenköchen kürt sechs Finalisten. Die treten dann beim Finale im Oktober in Bonn gegeneinander an. Der Gewinner erhält ein Preisgeld von 5000 Euro.
Koch des Jahres: Einige Bewerber arbeiten in Sterne-Restaurants
Im Halbfinale stehen außer Lange Rodriguez zum Beispiel Jaspar Wcislo, Sous-Chef des Sterne-Restaurants Agata‘s aus Düsseldorf, und Daniel Wallenstein, Sous-Chef des Alois-Dallmayr Fine Dining (zwei Sterne) in München. Jeder Koch darf einen Assistenten oder eine Assistentin dabei haben. Untereinander herrsche großer Respekt, berichtet Lange Rodriguez: „Jeder weiß, wie viel Kraft man braucht, um auf dieses Niveau zu kommen.“ Den anderen zeigen wolle man es natürlich trotzdem, ergänzt er lachend.
Was genau Lange am Sonntag mit seiner Assistentin Maria Sinchico – im Teko „Chef de Partie“ (das heißt: verantwortlich für einen bestimmten Bereich) für die warme Küche – kochen wird, verrät er nicht. Die Konkurrenz schläft schließlich nicht. Beim Besuch in seinem Restaurant gibt er allerdings eine Kostprobe seiner Küche.
Teko in Essen-Rüttenscheid: „Wir machen alles selbst“
„Wir machen alles selbst, Butter, Brot, Macarons“, verkündet Lange Rodriguez. Außerdem fermentiere er auch selbst Gemüse aus dem Schrebergarten. In einem Regal im Gastraum stehen große Gläser, in denen zum Beispiel Fenchel, Champignons, Chilischoten, Radieschen und Salzzitronen schwimmen. Etwas später stellt der Koch eine selbstgemachte Butter in Form eines kleinen Engels auf den Tisch, die er zu selbst gebackenem Tomatenbrot reicht.
Außerdem gibt es Thunfisch mit Encebollado (ein Fischeintopf), Aji Rojo (Chili), Ingwer und Tomate, Zunge mit Sauergurke, Kürbis, Kartoffel und Pinienkernen und weißen Spargel mit Stundenei, Walnuss, Trüffel und Cuñapé (Käsebällchen). Zum Nachtisch serviert der Koch Guanabana (eine Frucht aus Südamerika, auf Deutsch: „Stachelannone“) mit Estragon, Holunder, Rosmarin und Salbei.
Rüttenscheider Koch will Werbung für die Stadt Essen machen
Auch für Kaffee hat Lange Rodriguez eine Vorliebe. „Meine Familie hatte eine Kaffeeplantage, ich bin damit aufgewachsen“, erzählt er, bevor er ein Getränk serviert, das man nicht oft findet: bei 70 Grad destillierte Kaffeeschale, die süßlich schmeckt, obwohl kein Zucker zugesetzt ist. Den Kaffee bezieht er von der Rösterei Pottschwarz, die kürzlich auch einen Laden auf der Rüttenscheider Straße eröffnet hat.
Mit seiner Teilnahme möchte er nicht nur Werbung für sein eigenes Lokal, sondern für die ganze Stadt Essen machen. Hier hat er seine Lehre gemacht, in verschiedenen Restaurants gearbeitet und schließlich das Teko eröffnet. „Es gibt tolle Restaurants in Essen“, betont er und nennt unter anderem die „Schote“ und „Kettner’s Kamota“. „Und vielleicht kommt jemand in mein Restaurant, isst dann noch ein Eis oder trinkt einen Kaffee in Rüttenscheid.“ Über seine Beweggründe sagt er außerdem: „Ich möchte immer Gas geben und mich beweisen. So fühle ich mich lebendig.“
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Essener Koch: „Man muss seine Gefühle kochen lassen“
Im Halbfinale gelte es, schneller und fokussierter zu kochen als im normalen Betrieb. Fünf Stunden hätten sie Zeit, es dürfe nichts vorbereitet werden. „Man ist schon nervös. Vor Ort sind ja Fernsehen, Radio und Leute aus dem Social-Media-Bereich“, so Lange Rodriguez. Der beste Ratschlag sei seiner Ansicht nach dieser: „Man muss seine Gefühle kochen lassen.“ Den Titel gewinne nur, wer mit dem Herzen und viel Liebe dabei sei.
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Übrigens: Auch Jan Nachtigall, im Teko Chef de Partie für die Kalte Küche, ist beim Wettbewerb „Koch des Jahres“ dabei. Er tritt bei einem Nebenwettkampf, der „Copa Jerez“ an. Dabei werden Drei-Gänge-Menüs mit passenden Sherry-Weinen einer Expertenjury präsentiert. Wer die Juroren überzeugt, darf Deutschland im internationalen Finale der „Copa Jerez“ in Spanien vertreten.
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