Essen. Die Galeria-Filiale im Limbecker Platz steht auf der Schließungsliste. Ende August könnte Schluss sein. Innenstadtbesucher sind schockiert.

Galeria im Limbecker Platz steht vor dem Aus, die Filiale steht auf der Schließungsliste. Zweimal gab es diese Situation bereits, zweimal konnte man das Ende in letzter Minute abwenden – klappt das auch ein drittes Mal? Deutliche Skepsis scheint an der Stelle angebracht. Was macht das drohende Aus des letzten großen Kaufhauses mit der Innenstadt? Besucherinnen und Besucher der City zeigen sich jedenfalls schockiert, viele haben die schlechte Nachricht bis zum Mittag noch gar nicht vernommen, als der Reporter sie darauf anspricht.

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Auffällig viele Menschen aus Städten der Umgebung hat es an diesem Samstag hierhin gezogen. Für viele Leute von außerhalb scheint Essen tatsächlich immer noch Einkaufsstadt zu sein, während Essenerinnen und Essener das oft gar nicht mehr so sehen. So ist es auch für Felicitas und Edgar Noack aus Hattingen. Sie kämen seit Jahren regelmäßig nach Essen, um einzukaufen, erzählen die Eheleute. Was sagen sie dazu, dass Galeria im Limbecker Platz wohl Ende August schließen wird? „Das ist alles sehr, sehr traurig“, so die beiden. „Vor allem für das Personal!“

Aber eben auch für sie selbst. Felicitas Noack sagt: „Von Bettwäsche bis Geschirr, bei Galeria bekommt man alles. Und ich kaufe gerne von der Stange, dann sehe ich sofort die Qualität.“

 Felicitas und Edgar Noack aus Hattingen.
 Felicitas und Edgar Noack aus Hattingen. © Johannes Pusch

Limbecker Platz: Um 11 Uhr ging bei Galeria wortwörtlich das Licht aus

Alina (23) und ihre Mutter Sandra Kleist sind an diesem Samstag von Velbert aus nach Essen gefahren. Die beiden hatten gegen 11 Uhr im Limbecker Platz gerade etwas gegessen, als plötzlich das Licht bei Galeria ausging – wortwörtlich. Sie hätten sich noch gewundert, warum. Der Samstag sei doch eigentlich der Tag, an dem der meiste Umsatz gemacht wird. Im Gespräch mit dem Reporter klärt sich dann aber schnell, warum.

Galeria im Limbecker Platz in Essen steht vor dem Aus. Am Samstag (27.4.) ist das Geschäft wegen einer Betriebsversammlung geschlossen.
Galeria im Limbecker Platz in Essen steht vor dem Aus. Am Samstag (27.4.) ist das Geschäft wegen einer Betriebsversammlung geschlossen. © dpa | Henning Kaiser

Sandra, 50 Jahre alt, erinnert sich: „Als Jugendlicher ist jeder nach Essen gefahren. Galeria Karstadt Kaufhof, das gab es immer. Man kann sich nicht vorstellen, dass es das nicht mehr gibt. Woran hat es gelegen?“, fragt sie sich.

 Alina und Sandra Kleist aus Velbert.
 Alina und Sandra Kleist aus Velbert. © Johannes Pusch

Darauf hat Fritz Eicker eine Antwort: „Ganz klar: Management-Fehler!“, sagt er. Im Gespräch mit dem Reporter schwenkt er aber ganz schnell auf ein anderes Thema: „Das Internetgeschäft ist schuld. Die jungen Leute gehen doch kaum noch einkaufen.“ Dem pflichtet seine Frau Ursula bei, der vor allem die kostenlosen Retouren ein Dorn im Auge sind. Da bestellten viele Leute im Netz doch einfach drei Größen, schickten zwei einfach wieder zurück. Für Fritz Eicker hätte Galeria zu wenig auf gerade solch modernere Kundenwünsche reagiert. „Das Internet bleibt, das geht nicht tot.“ Er hätte sich mehr Flexibilität, auch beim Warenangebot, gewünscht.

Fritz und Ursula Eicker aus Langenberg. 
Fritz und Ursula Eicker aus Langenberg. 

Ehemalige Betriebsratsvorsitzende vor einem Jahr: „Der Online-Handel macht Galeria noch was vor“

Ähnlich hatte es vor fast genau einem Jahr die damalige Betriebsratsvorsitzende Sandra Türnau am Rande einer Mahnwache vor dem Limbecker Platz formuliert. Da hießt es von ihr, die finanziellen Probleme bei Galeria seien hausgemacht. Wenn das Unternehmen eine Zukunft haben wolle, müsse man auch beim Sortiment „mit der Zeit gehen“. Außerdem sagte sie vor einem Jahr: „Der Online-Handel macht Galeria noch was vor.“ Da gelte es aufzuholen.

Etliche Menschen wissen das breite Sortiment zu schätzen, Flexibilität hin oder her. So auch eine Gladbeckerin, die gebürtig aus Essen stammt, ihren Namen aber nicht in der Zeitung lesen will. Die vielen unterschiedlichen Dinge seien doch der Trumpf großer Kaufhäuser: „Da bekommt man alles, deswegen geht man dorthin.“

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Eine andere Passantin, Dagmar Meißner aus Gevelsberg, wird angesichts des wahrscheinlichen Galeria-Endes genereller. Sie erinnert sich gerne an alte Zeiten zurück – damals habe man in Essen, nicht nur auf die großen Warenhäuser gemünzt, „alles bekommen“: „Vor 20 Jahren reihte sich in der Fußgängerzone Boutique an Boutique. Auch das ist nicht mehr so.“ Sie schiebt nach: „Aber da sind wir ja alle selber schuld.“ Und spielt ebenfalls auf den Online-Handel an.

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