Essen. Über zwei Jahre steht der H&M-Laden in der Essener Innenstadt leer. Nun gibt es aktuelle Entwicklungen, die Hoffnung machen.

Im ehemaligen H&M-Laden auf der Limbecker Straße zeichnet sich Aufbruch an: Die Immobilie mit der Hausnummer 34 ist nach langwierigen Verhandlungen jetzt verkauft worden. Und nicht nur das: Der neue Eigentümer will das Ladenlokal in der Essener Innenstadt selbst nutzen. „Der Besitzer glaubt an die Lage und an sein Konzept“, sagt Dominik Watermann vom Maklerunternehmen ProRuhr Immobilien GmbH, das den Verkauf begleitet hat.

Namentlich will der Käufer noch nicht öffentlich in Erscheinung treten. Nur soviel ist bislang bekannt: Es handelt sich laut Watermann um ein Düsseldorfer Familienunternehmen, das bereits mit Partnern im Einzelhandel tätig ist. Für das Geschäft auf der Limbecker Straße, das immerhin über 2000 Quadratmeter Verkaufsfläche hat, habe der Eigentümer auch schon eine Idee. Es könnte ein Mix aus Möbelhandel und Mode werden; angesiedelt im mittleren Preissegment. H&M verkaufte dort Bekleidung auf vier Etagen. Ende 2021 zogen sich die Schweden nach 37 Jahren von der Limbecker Straße zurück.

Verkauf des Hauses auf der Limbecker Straße: Makler spricht von einer „bewegenden Zeit“

Im ehemaligen H&M auf der Limbecker Straße erinnern noch die Einbauregale und Wegweiser an den Wänden an die frühere Nutzung. Die Geschäftsführer Dominik Watermann (links) und Sebastian Kolkmann haben den Verkauf der Immobilie begleitet.
Im ehemaligen H&M auf der Limbecker Straße erinnern noch die Einbauregale und Wegweiser an den Wänden an die frühere Nutzung. Die Geschäftsführer Dominik Watermann (links) und Sebastian Kolkmann haben den Verkauf der Immobilie begleitet. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Dominik Watermann spricht mit Rückblick auf den Verkauf des Geschäftshauses von einer „bewegenden Zeit“. Angesichts steil gestiegener Immobilienzinsen und der momentanen Lage des Einzelhandels standen die Interessenten offenbar nicht gerade Schlange.

Dennoch sei die anfängliche Preisvorstellung des alten Eigentümers „geprägt gewesen von vergangenen Zeiten“, sagt Watermann diplomatisch. Heißt: Der alte Besitzer musste wohl einiges nachgeben und erzielte aus dem Verkauf weniger als anfänglich erhofft – eine Folge der deutlich gesunkenen Ladenmieten auf der Straße. Die Miete, die H&M seinerzeit zahlte, sei heute auf keinen Fall mehr realisierbar, bestätigt Watermann.

Aufstieg und Fall der Limbecker Straße in Essen

Die jüngste Geschichte der Limbecker Straße 34, Baujahr 1964, ist der Aufstieg und Fall der einst prosperierenden Haupteinkaufsstraße unterm Brennglas. Als Mitte der 1980er Jahre H&M nach Deutschland expandierte, stand Essen ganz oben auf der Liste der Handelsmanager. 1986 eröffnete auf der Limbecker Straße einer der ersten Läden bundesweit. Wie H&M zog es in den folgenden Jahren weitere Filialisten auf die Limbecker Straße. Sie waren bereit, hohe Mieten zu zahlen. Den Immobilienbesitzern bot das wenig Anreize, in eine gemischte Nutzung ihrer Häuser zu investieren. Die Mieteinnahmen aus den Läden in den unteren Etagen waren üppig genug. Die Folge ist heute zu sehen: In den oberen Geschossen der Häuser ist kaum Leben, sie bieten an vielen Stellen ein trostloses Bild.

Der Abschwung der Limbecker Straße setzte schon vor Corona ein, beschleunigte sich in der Pandemie aber. Die Leerstände wuchsen, namhafte Filialisten wie H&M, aber auch Benetton, Seidensticker, Desigual, Hallhuber oder Schiesser kehrten der Straße wieder den Rücken, meist, weil der wirtschaftliche Druck in den Unternehmen stieg. Manche machten öffentlich keinen Hehl daraus, dass ihr Umsatz auf der Limbecker Straße nicht mehr zu den hohen Mieten passte.

Mehr zum Thema Limbecker Straße

Mit einem Förderprogramm versucht die Stadt Essen, die Leerstände zurückzudrängen, allerdings mit äußerst durchwachsenem Erfolg. Dass es dennoch Investoren für den Standort gibt, wie jetzt in der Limbecker Straße 24, macht zumindest Hoffnung. Natürlich wisse der Käufer um die Herausforderung der Lage, sagt Watermanns Geschäftsführerkollege, Sebastian Kolkmann.

H&M baute auf der Limbecker Straße riesige Umluftanlage aufs Dach

Die Lage ist jedoch nicht das einzige Thema: Ein Problem steht auf dem Dach. H&M hatte dort eine riesige, überdimensionierte, Umluftanlage aufgestellt. Die Technik passt in ein kleines Einfamilienhaus und verursachte immense Energiekosten. So manchem Handwerker bleibe ob dieser Größe nur ein fassungsloses Staunen, berichtet Kolkmann. Ein technischer Rückbau im Inneren des Blechkastens ist in Zeiten hoher Strompreise auf jeden Fall vonnöten.

Die gewaltige Umlufttechnik befindet sich in diesem Blechkasten auf dem Dach, der fast so groß ist wie ein kleines Einfamilienhaus.
Die gewaltige Umlufttechnik befindet sich in diesem Blechkasten auf dem Dach, der fast so groß ist wie ein kleines Einfamilienhaus. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Wann tatsächlich nach über zwei Jahren Leerstand wieder Leben in die ehemalige H&M-Fläche ziehen wird, ist noch offen. Der Besitzer aber habe ehrgeizige Pläne, heißt es.

Gern gelesen in Essen

[Essen-Newsletter hier gratis abonnieren | Folgen Sie uns auch auf Facebook, Instagram & WhatsApp | Auf einen Blick: Polizei- und Feuerwehr-Artikel + Innenstadt-Schwerpunkt + Rot-Weiss Essen + Lokalsport | Nachrichten aus: Süd + Rüttenscheid + Nord + Ost + Kettwig und Werden + Borbeck und West | Alle Artikel aus Essen]