Essen. Sinn ist auf die Limbecker Straße umgezogen. Was sich der Modehändler von dem neuen Standort in Essens Innenstadt verspricht.

Modehändler Sinn ist nicht mehr im Eickhaus am Willy-Brandt-Platz zu Hause. Die Essener Innenstadt hat das Unternehmen aber nicht verloren, es ist mit seiner Filiale umgezogen. Seit Donnerstag (7.9.) ist das „Fashion Outlet“ in der früheren Filiale der Schuhkette Görtz auf der oberen Limbecker Straße zu finden. 2500 Quadratmeter ist die Verkaufsfläche circa groß, eine ähnliche Größe wie am alten Standort.

Warum ist Sinn von der oberen Kettwiger Straße auf die Limbecker Straße gezogen? Geschäftsleiter Uwe Ketelsen: „Hier ist die Frequenz besser, wir sitzen hier wie die Spinne im Netz.“ Er spricht von einer „Spangenwirkung“ zwischen Kennedyplatz und dem Einkaufszentrum Limbecker Platz. Abteilungsleiterin Paula Hallmen pflichtet ihm bei: „Der Standort ist besser, es gibt mehr Durchgangsverkehr.“ Das dürfte zu einem großen Teil an der Riesen-Baustelle Willy-Brandt-Platz liegen, die negative Auswirkungen auf die Einzelhändler vor Ort hat.

Sinn-Kunden kommen nicht nur aus Essen

Man hört aber auch raus, dass das Publikum in Hauptbahnhof-Nähe ein schwierigeres gewesen sein soll. Das sagen am ersten Tag der Ladenöffnung auch etlichen Kundinnen und Kunden. Der Tenor zum neuen Standort: weniger Obdachlose und Bettler im Umfeld, weniger Gestank, modernere Räumlichkeiten, mehr Licht durch riesige Fensterfronten. Zur Wahrheit dürfte aber auch gehören, dass die Miete am neuen Standort für Sinn geringer ausfällt. Vor ein paar Wochen sprach ein Unternehmenssprecher von „vorteilhafteren Kostenstrukturen“.

Geschäftsleiter Uwe Ketelsen und Abteilungsleiterin Paula Hallmen in der neuen Sinn-Filiale in Essen.
Geschäftsleiter Uwe Ketelsen und Abteilungsleiterin Paula Hallmen in der neuen Sinn-Filiale in Essen. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Bei etwas unter 30 Grad Außentemperatur gehört Heidrun Rasch zu den ersten Kunden überhaupt, mit Blick auf die winterliche Bekleidung in der neuen Sinn-Filiale sagt die Essenerin im Sommerkleid aber: „Der Winter hat mich noch nicht.“ Kaufen wird sie bei der aktuellen Rückkehr des Sommers wohl eher nichts. Ein Ehepaar aus Krefeld hat aber kein Problem damit, bei 30 Grad eine Winterjacke zu „shoppen“, wie sie sagen. Etwas komisch wirkt der Herr in kurzer Sommerhose aber schon, als er die dicke Jacke probeweise überstreift. Das scheint seine Frau aber nicht zu stören, sie sagt nur: „Nimm sie lieber eine Nummer kleiner.“

Dass die Eröffnung des „Fashion Outlets“ von Sinn im September noch einmal in eine solche Hitzephase fällt, „ist halt so“. Geschäftsleiter Uwe Ketelsen sagt schmunzelnd: „Was hätten wir denn machen sollen? Die Eröffnung um eine Woche wegen des Wetters verschieben?!“ Das stand nicht zur Debatte, schließlich hatte man die Neueröffnung am 7. September bereits vor über einem Monat per Aushang am Eickhaus kommuniziert – mit einem Herbstmodeverkauf.

Sinn hat in Essen schon länger eine andere Bleibe gesucht

Sinn war schon länger auf der Suche nach einer anderen Immobilie in Essen, obwohl man erst im Mai 2022 die Filiale im Eickhaus nach zehn Jahren Essen-Abstinenz eröffnet hatte. Angeschaut hatte man sich auch das Gebäude gegenüber des neuen Standorts; die leerstehende alte Sport-Check-Filiale, den ehemaligen Zara-Laden. Schließlich ergab sich durch den Auszug des Schuhhändlers Görtz vor einigen Monaten eine Gelegenheit.

Das Modegeschäft Sinn ist auf die Limbecker Straße in der Essener Innenstadt gezogen.
Das Modegeschäft Sinn ist auf die Limbecker Straße in der Essener Innenstadt gezogen. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Nicht nur die Frequenz sei am neuen Standort besser, das neue Gebäude biete darüber hinaus weitere Vorteile. „Wir sprechen mit der Immobilie alle Zielgruppen an“, behauptet Uwe Ketelsen. Die typische Sinn-Kundschaft sei üblicherweise 40 bis 50 Jahre alt, „diese Location ist aber stylisher“. Den Eindruck zahlreicher Kunden am Donnerstag, dass das Angebot größer sei, pflichtet er nicht bei. „Früher hatten wir vier Verkaufsetagen, jetzt sind es zwei, es gibt nur eine Rolltreppe.“ Dadurch fühle sich der Raum weniger eng an.

Durch den prominenten Neuzugang auf der Limbecker Straße berappelt sich das Einkaufs-Quartier im oberen Bereich. Erst vor einem Monat direkt neben der Sinn-Filiale ein Pop-Up-Store für Brettspiele an den Start gegangen – unklar ist aber, ob das „Brettspiellager“ länger als bis Ende des Jahres dort bleibt. Sinn versteht sich selbst jedenfalls als Faktor dafür, dass sich weitere Unternehmen auf der Limbecker Straße ansiedeln. Geschäftsleiter Uwe Ketelsen: „Wir wollen unsere Präsenz nutzen – wir wollen als Zugpferd, dass sich der Leerstand minimiert.“

>>> INFO: Sinn ist in Essen ein „Fashion Outlet“

  • Sinn hat seine Essener Filiale vor rund einem Jahr in ein Outlet umgewandelt. Angeboten werden Damen, Herrn- und Kinderbekleidung. Dabei handelt es sich um Kleidung aus älteren Kollektionen oder Rückläufern aus anderen Sinn-Filialen.

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