Essen. Mit dem fortschreitenden Glasfaser-Ausbau melden sich offenbar auch mehr Essener mit ihren Fragen und Problemen bei der Verbraucherzentrale.

Der Glasfaserausbau in Essen geht zügig voran. Die Breitbandbeauftragte der Stadt Essen, Cathrin Lehmann, beobachtet, dass der Ausbau derzeit „von einer großen Geschwindigkeit geprägt“ ist. Im Stadtgebiet sind derzeit gleich drei Unternehmen aktiv: Telekom, Ruhrfibre und die Deutsche Giga Access. In den kommenden Jahren sollen weit über hunderttausend Haushalte ans megaschnelle Internet angeschlossen werden. In einigen Teilen der Stadt überschneiden sich die Anbieter dabei sogar. Das ist zwar einerseits gut, weil Haushalte damit eine Wahlmöglichkeit haben. Andererseits verunsichert das auch so manchem Hausbesitzer, der sich fragt: Mit wem schließe ich einen Vertrag ab?

Das Wettrennen sorgt offenbar aber auch für andere Probleme: „Beschwerden zum Thema Glasfaser erreichen uns häufig“, sagt Monika Wagner, Beraterin der Verbraucherzentrale in Essen. Unter anderem beschweren sich Essener über das Auftreten von Werbern an der Haustür. „Häufig sind Hauseigentümer überfordert, weil die Verkäufer so plötzlich vor der Tür stehen“, sagt Monika Wagner.

Generell seien Haustürgeschäfte zwar erlaubt, aber Verbraucher sollten sich nicht zu Unterschriften drängen lassen. Die Verkäufer versuchen, Eigentümer offenbar unter Druck zu setzen - zum Beispiel mit Aussagen, dass ohne Vertragsabschluss „das Internet bald abgestellt“ werde. Dem sei freilich nicht so, wer sich gegen einen Glasfaseranschluss entscheidet, müsse dies nicht befürchten, betont sie. Vorsicht ist vor allem geboten, wenn an der Haustür Verträge verkauft werden, die gar nichts mit Glasfaser zu tun haben.

Monika Wagner ist Beraterin bei der Verbraucherzentrale in Essen. Sie klärt über Fallstricke rund um Glasfaserverträge auf und hilft bei Problemen.
Monika Wagner ist Beraterin bei der Verbraucherzentrale in Essen. Sie klärt über Fallstricke rund um Glasfaserverträge auf und hilft bei Problemen. © WAZ | Janet Lindgens

Wenn ein Werber an der Haustür auftaucht, rät Monika Wagner Folgendes: „Besser ist es, sich ein Angebot nach dem Gespräch schriftlich zuschicken zu lassen, um in Ruhe Vertragsbedingungen und Preise zu vergleichen.“ Wer dennoch vielleicht vorschnell unterschrieben hat, und dem Zweifel kommen, kann Haustürgeschäfte innerhalb von 14 Tagen widerrufen. Ob eine Kündigung vor Beginn des Ausbaus noch möglich ist, hänge von den entsprechenden Kündigungsklauseln ab. „Das müsste man dann prüfen“, so die Beraterin.

Mit dem fortschreitenden Ausbau des Glasfasernetzes in Essen erwartet die Verbraucherzentrale, dass die Anfragen bei ihr steigen werden. „Wir befassen uns deshalb verstärkt mit diesem Thema und wollen Ansprechpartner für die Essener und Essenerinnen sein, wenn es Probleme gibt“, betont Monika Wagner.

Die Verbraucherzentrale hat daher weitere Tipps zusammengestellt:

Ist ein Glasfaseranschluss überhaupt sinnvoll?

Die Verbraucherzentrale gibt zu bedenken, dass der Bandbreitenbedarf im Laufe der Jahre stetig gewachsen ist und sich dieser Trend fortsetzen wird. Zukunftssicher seien daher nur Glasfaseranschlüsse. Wer daher die Möglichkeit hat, sich einen Anschluss kostengünstig ins Haus legen zu lassen, sollte dies tun. Wenn die Bagger der Ausbauunternehmen einmal abgezogen sind, kann ein späterer Entschluss zu höheren Kosten führen. Die Telekom beispielsweise wirbt damit, dass Hauseigentümer bei einem rechtzeitigen Anschluss momentan in Essen 799 Euro sparen. Immobilienbesitzer, so die Verbraucherzentrale, sollten sich daher genau über die unterschiedlichen Kostenmodelle informieren.

Was ist mit der Ausbauquote?

Anbieter bauen nach Beobachtung der Verbraucherzentralen häufig nur dann aus, wenn ein gewisser Prozentsatz der Haushalte in einer Straße oder einem Wohnviertel entsprechende Verträge vor Beginn des Ausbaus abschließt. Wird die Quote nicht erreicht, so würden die Verträge meist storniert. Vor Vertragsschluss sollten Interessierte daher prüfen, wann die Mindestvertragslaufzeit beginnt, was passiert, wenn nicht ausgebaut wird oder der Beginn sich verzögert. Wird der Vertrag dann automatisch storniert? Oder nur für einen eventuell späteren Ausbau „auf Eis“ gelegt“? In diesem Fall sollte geprüft werden, ob man vom Vertrag zurücktreten kann, wenn endgültig klar ist, dass durch das Unternehmen ein Glasfaserausbau nicht oder zu einem verspäteten Zeitpunkt stattfinden wird.

Welcher Tarif ist sinnvoll?

Ruhrfibre, Telekom oder Giga Access? Wer sich in Essen für einen der Ausbaupartner entscheidet, wählt damit gleichzeitig auch den Tarifanbieter. Ruhrfibre vermarktet seine Glasfaseranschlüsse zusammen mit Vodafone. Giga Access kooperiert mit der Breitbandversorgung Deutschland GmbH (Marke „Chris“) und mit Westconnect (E.on Highspeed). Hausbesitzer binden sich mindestens zwei Jahre an den jeweiligen Tarifanbieter.

Diese würden meist mit hohen Bandbreiten im Download und Upload werben, so die Verbraucherzentrale. Wer sich jedoch nicht sicher ist, welche Leistung er braucht, sollte beim Vertragsschluss im Zweifelsfall eher auf eine etwas niedrigere Bandbreite zurückgreifen, heißt es. Wenn diese letztlich nicht ausreiche, lasse sich bei fast allen Anbietern eine Höherstufung (Upgrade) vornehmen – auch während der Vertragslaufzeit. Wer hingegen zu Beginn einen „überdimensionierten“ Tarif wählt, kann auf niedrigere Bandbreiten meist erst zum Ende der Mindestvertragslaufzeit wechseln, warnen die Verbraucherschützer. Vorsicht sei bei vermeintlichen Einheitspreisen für alle Bandbreiten geboten: Erst im Kleingedruckten werde klar, dass sich der Preis nach drei, sechs, neun oder zwölf Monaten deutlich erhöhe.

Müssen Mieter einen Glasfaseranschluss buchen?

Nein, sagt Monika Wagner von der Verbraucherzentrale Essen. Auch wenn sich ein Vermieter dafür entscheidet, dass sein Haus ans schnelle Internet angeschlossen werden soll, sind Mieter anschließend nicht gezwungen, einen Glasfasertarif abzuschließen.

Mehr Infos zu den Anbietern in Essen und deren Ausbaugebiete:

Infos zum Ausbaustand und den ausbauenden Unternehmen gibt es auch bei der zuständigen Breitbandbeauftragten der Stadt Essen, Cathrin Lehmann. Sie ist erreichbar unter Telefon 0201 8862003 oder per Mail cathrin.lehmann@amt62.essen.de.

Die Verbraucherzentrale in Essen ist unter 0201 64957401 oder per Mail essen@verbraucherzentrale.nrw zu erreichen.

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