Essen-Katernberg. Der Glasfaserausbau im Essener Norden startet. Wir klären, was Hauseigentümer fürs schnelle Internet tun müssen und wie viel Zeit ihnen bleibt.

Haustürgeschäfte, Bautrupps, Werbeplakate: Der Glasfaserausbau im Essener Norden wirft Fragen bei den Anwohnern und Anwohnerinnen auf. Das zeigte auch die Katernberg-Konferenz, zu der vor einigen Wochen mehr als 100 Besucher in die Gustav-Heinemann-Gesamtschule kamen. Dort stand der Glasfaserausbau auf der Tagesordnung. Wir klären die wichtigsten Fragen.

Warum ist der Glasfaserausbau überhaupt nötig?

Der Vorteil gegenüber aktuell genutzten Kupferleitungen ist die unbegrenzte Leistungsfähigkeit der Internetverbindung. Auch wenn alle Nachbarn gleichzeitig online sind, läuft beispielsweise das gestreamte Bundesligaspiel ruckelfrei. Der Grund: Über einen Glasfaseranschluss lassen sich schnell große Datenmengen hoch- und herunterladen. „Viele sehen sich aktuell gut ausgestattet“, erklärt Christoph Rautenberg, Geschäftsführer von Ruhrfibre – eines der Unternehmen, die derzeit im Essener Norden aktiv ist.

Vielen sei aber gleichzeitig nicht klar, dass sie unglaublich viele Mengen an Daten konsumieren und verschicken. Das Datenvolumen in Netzwerken verdoppele sich alle drei Jahre. Rautenberg vergleicht das mit einem Computer, den man neu kauft. Am Anfang sei der sehr leistungsstark, nach ein paar Jahren genüge er den Anforderungen aber nicht mehr. Streams, Homeoffice, Smart Home und Co. bräuchten mehr und mehr Daten.

Glasfaserausbau: Telekom und Ruhrfibre im Essener Norden aktiv

Welche Anbieter gibt es und legt jeder Anbieter eigene Leitungen?

Im Essener Norden sind mit der Telekom und Ruhrfirbe (kooperiert mit Vodafone) zwei Unternehmen aktiv. Im Süden der Stadt kommt noch die Breitbandversorgung Deutschland GmbH hinzu, die zusammen mit Giga Access arbeitet.

Das Vorgehen: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Die Anbieter dürften sich beim Netzausbau in den Stadtteilen in die Quere kommen. Absprachen zwischen den Netzbetreibern sind aus kartellrechtlichen Gründen verboten. Die Stadt Essen hat somit keine Handhabe, wenn ein zweiter Anbieter seine Glasfaser in eine Straße legt, wo kurz zuvor schon ein anderer gegraben hat.

Worum müssen sich Eigentümer und Eigentümerinnen kümmern?

Wer vom Glasfaseranschluss profitieren will, braucht einen Hausanschluss. „Beim Glasfaseranschluss muss die Glasfaser bis ins Gebäude gezogen werden“, führt Jens Bammann, der für den Netzausbau verantwortliche Leiter Technik Region West von der Telekom, aus. „Dafür brauchen wir die Genehmigung des Eigentümers. Schließlich betreten wir Privatgrund. Andernfalls wird das Glasfaser-Kabel am Haus vorbeigeführt.

Anwohner können sich jetzt kostenlosen Hausanschluss für Glasfaser legen lassen

Was kostet der Hausanschluss und bis wann müssen sich Eigentümer und Eigentümerinnen entscheiden?

Wichtig: Der Anschluss wird derzeit von Ruhrfibre und der Telekom kostenlos gelegt – auch ohne, dass direkt ein Vertrag bei dem Anbieter abgeschlossen werden muss. Interessierte können sich also jetzt das Kabel ins Haus legen lassen und zunächst ungenutzt lassen. Rautenberg: „Bis zum 17. Juli ist Zeit, sich für einen kostenlosen Ruhrfibre-Anschluss zu entscheiden.“ Bei der Telekom bleibt für Katernberg, Schonnebeck und Stoppenberg Zeit bis zum 31. August.

Mehr als 100 Besucher und Besucherinnen informierten sich bei der Katernberg-Konferenz über das Thema Glasfaserausbau im Essener Norden. Bei der Veranstaltung wurde außerdem über die neue Stadtteilklinik in Stoppenberg und das Thema Bildung informiert.
Mehr als 100 Besucher und Besucherinnen informierten sich bei der Katernberg-Konferenz über das Thema Glasfaserausbau im Essener Norden. Bei der Veranstaltung wurde außerdem über die neue Stadtteilklinik in Stoppenberg und das Thema Bildung informiert. © Iris Müller

Eigentümer und Eigentümerinnen können sich auch dann noch melden, wenn sie den Bagger schon in ihrer Straße hören. Im Zweifel komme der Bautrupp dann nochmal zurück. Das Zeitfenster ist allerdings begrenzt. Entscheidet man sich zu spät für einen Hausanschluss müssen laut Ruhrfibre-Geschäftsführer Rautenberg erneut Genehmigungen eingeholt, Materialien und Bautrupp organisiert werden. Eine „individuelle Baustelle“, koste bis zu 2500 Euro, die der Hauseigentümer dann selbst übernehmen müsste. Die Telekom spricht in diesem Zusammenhang von 800 Euro.

Müssen Eigentümer und Eigentümerinnen, die Interesse an einem Hausanschluss oder einem Vertrag haben, diesen an der Haustür unterschreiben?

Nein. Beide Unternehmen beraten auch telefonisch und im Internet über ihre Angebote: www.ruhrfibre.de (0201 890 976 39), www.telekom.de/glasfaser-essen (0800 22 66100).

Wann beginnen die Bauarbeiten und wo genau?

Ruhrfibre startet den Ausbau in 13 Essener Stadtteilen – darunter auch Katernberg und Schonnebeck – im Juni. Die Telekom meldet: „In Katernberg, Stoppenberg und Schonnebeck ist der Start des Glasfaserausbau für das dritte Quartal diesen Jahres geplant.“ Die Telekom erklärt, dass der Ausbau in Altenessen-Nord abgeschlossen sei. Dort könne der Hausanschluss weiterhin kostenfrei beauftragt werden, allerdings in Kombination mit einem Tarif. Für Vogelheim und Karnap plant die Telekom derzeit keinen Ausbau. Bei Ruhrfibre heißt dazu lediglich: „Weitere Stadtteile folgen sukzessive.“ Die genauen Straßenzüge verraten die Unternehmen nicht – auch aus Sorge, dass andere ihnen dann genau dort zuvorkommen.

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