Essen. Die Resonanz auf den Aufruf „Gesicht zeigen gegen Hass und Hetze“ blieb hinter den Erwartungen der Veranstalter zurück. Die wollen nachlegen.

  • „Gemeinsam gegen Hass und Hetze“ lautet das Motto einer Kundgebung gegen Rechtsextremismus.
  • Die Resonanz viel geringer als bei vorangegangenen Demonstrationen
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Mehrere Hundert Menschen haben sich am Samstag, 23. März, unter dem Motto „Gesicht zeigen gegen Hass und Hetze“ im Stadtgarten versammelt, um anschließend in einem Protestmarsch zum Viehofer Platz zu ziehen. Die Initiativen „Essen stellt sich quer“ und „Aufstehen gegen Rassismus Essen“ hatten zu der Aktion aufgerufen, um „ein Zeichen gegen Ausgrenzung und Diskriminierung“ zu setzen. Im Zentrum der Kritik stand einmal mehr die AfD.

Die Polizei zählte rund 500 Teilnehmer, die Veranstalter sprachen von 500 bis 600 Demonstrierenden. Damit blieb die Resonanz hinter den Erwartungen der Organisatoren zurück. Sie hatten mit bis zu 1000 Teilnehmern gerechnet.

Veröffentlichungen der Rechercheplattform „Correctiv“ hatten eine Protestwelle ausgelöst

Mitte Januar waren rund 7000 Menschen unter dem Motto „Gegen die AfD - Nie wieder ist jetzt“ auf die Straße gegangen. Auslöser des Protestes war eine Veröffentlichung des Rechercheplattform Correctivüber ein Treffen von Politikern der AfD mit Rechtsextremisten in Potsdam, bei dem über die massenhafte Ausweisung von Zugewanderten gesprochen wurde. Die Veröffentlichung löste eine bundesweite Protestwelle aus.

Um 13 Uhr versammelten sich die Teilnehmer der Kundgebung im Stadtgarten. Von dort zogen sie am Hauptbahnhof vorbei und über die Schützenbahn zum Viehofer Platz.
Um 13 Uhr versammelten sich die Teilnehmer der Kundgebung im Stadtgarten. Von dort zogen sie am Hauptbahnhof vorbei und über die Schützenbahn zum Viehofer Platz. © Marcus Schymiczek | Marcus Schymiczek

Die Veranstalter des Protestmarsches am Samstag hatten angekündigt, diese Protestwelle bis zum Bundesparteitag der AfD aufrecht halten zu wollen, der Ende Juni in Essen stattfinden wird. Im Stadtgarten beherrschten optisch diesmal Parteien und Gruppen aus dem linken Spektrum mit Fahnen das Bild. Auch vereinzelte Plakate wurden gezeigt. „Die Brandmauer sind wir“, stand darauf zu lesen, „Nie wieder ist jetzt“ und: „Als wir Frauen mehr Rechte wollten, meinten wir keine Nazis“.

Jugendliche und Senioren reihten sich in den Protestzug Richtung Essener Innenstadt ein

In den Protestzug reihten sich Jugendliche wie auch altere Jahrgänge ein. Darunter Ilse Schöppner, Jahrgang 1950. Sie gehöre einer Generation an, die schon während der Studentenproteste in den 1960er Jahren auf die Straße gegangen sei und die sich später in der Anti-Atomkraftbewegung engagiert habe. Nun sehe sie mit Sorge, dass in vielen Ländern Europas rechte Parteien erstarkten wie die AfD in Deutschland.

„Für mich kam das schleichend“, sagte sie. Es sei wichtig, dass möglichst viele Menschen für die Demokratie einstehen und dies auch zeigten. Beatrix Lehne, die neben ihr stand, sah es ähnlich. „Ich habe auch nicht gedacht, dass ich noch einmal demonstrieren gehe“, sagte die 76-Jährige.

Tanja könnte ihre Enkelin sein. Die 28-Jährige treibt um, was sie in sozialen Medien lesen müsse: „Hass auf Homosexuelle, Antisemitismus, Sexismus.“ In ihrem Alltag werde sie damit nicht konfrontiert, erzählte sie, aber in sozialen Medien nähmen Hetze und Ausgrenzung von Minderheiten immer mehr zu. Dagegen demonstriere sie. „Es ist wichtig, zu zeigen, wofür man steht.“

Die Organisatoren des Protestmarschs erwarten zum AfD-Parteitag größeren Zuspruch

Für Tanja war es nicht die erste Demonstration gegen rechts. Peter ist nach eigenen Worten hingegen nicht der Typ, den man sonst auf Demonstrationen sieht. Dunkler Mantel, Anzughose. . . - schon optisch stach der 70-Jährige heraus. Warum ist er dabei? Er protestiere gegen jene, die völkische Ideen propagierten und meinten, diese hätten eine Zukunft, sagte er. Das Gegenteil sei der Fall. Diese Haltung sei rückwärtsgewandt und mit christlichen Werte nicht vereinbar.

Peter sagte auch, er gehe auf die Straße, damit er sich später nicht einmal nicht vorwerfen müsse, es nicht getan zu haben. Dass linksextreme Gruppen die Kundgebung als Bühne benutzten und buchstäblich Flagge zeigten, nahm er wohl oder übel in Kauf. „Ich glaube nicht, dass wir Zeit haben, darüber zu streiten“, sagt er in Anspielung auf den Vorsitzenden der Essener CDU, Matthias Hauer. Der hatte erklärt, „mit Linksextremisten gegen Rechtsextremisten zu demonstrieren, ist nicht zielführend“.

Den Viehofer Platz erreichte der Protestzug nach gut einer Stunde ohne weitere Vorkommnisse. Alles verlief „sehr entspannt“, hieß es vonseiten der Polizeieinsatzleitung. Florian Mamat kündigte für die Veranstalter weitere „punktuelle Aktionen“ an. Für Ende Juni, wenn die AfD zu ihrem Bundesparteitag nach Essen kommt, erreichten die Organisatoren bereits Anfragen aus dem ganzen Bundesgebiet. Protest werde es dann das ganze Wochenende über geben.

Zeitgleich demonstrierten am Samstag in der Innenstadt etwa 250 Teilnehmer gegen den Krieg in Gaza. Auch diese Kundgebung verlief nach Angaben der Polizei ohne Zwischenfälle.

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