Essen. Ausnahmezustand in der City: Hunderte standen für das Sondertrikot von RWE und „Essen diese“ Schlange. Verkauf dürfte schneller enden als geplant
Ausnahmezustand in der City: Der Sondertrikot-Verkauf von Rot-Weiss Essen und den Machern der Instagram-Seite „Essen diese“ hat am Donnerstagmorgen (29. Februar) für lange Warteschlangen gesorgt. Kurz vor der Ladenöffnung um 10 Uhr reichte die Menschenkette vom Pop-up-Store auf der Kettwiger Straße bis zum Hauptbahnhof, manche Fans waren schon im Morgengrauen aufgebrochen, um eines der heiß begehrten Sondertrikots zu ergattern. Zeitweise musste die Polizei sogar dafür sorgen, dass die Wartenden im Bereich des Hauptbahnhofs nicht den Verkehr behinderten. Einige hatten sich extra Urlaub genommen, andere wollten lieber inkognito bleiben. „Unser Chef wähnt uns im Homeoffice!“ Einen ähnlichen Andrang hat die Essener City jedenfalls auch in den besten Schlussverkauf-Zeiten selten erlebt.
Mittlerweile haben sich die Regale schon deutlich geleert. Die Trikots in L und XL seien bereits vergriffen, kleinere und größere Shirts aber noch im Angebot, vermelden die „Essen diese“-Macher am Freitagvormittag. Eigentlich sollte der Verkauf im Pop-up-Store auf der Kettwiger Straße bis einschließlich Samstag, 2. März laufen. Womöglich sind die 4500 Exemplare bis dahin aber endgültig unters Fan-Volk gebracht, der Pop-up-Store könnte früher schließen als geplant. „Der Verkauf ist bisher sehr gut gelaufen“, freut sich Robin von „Essen diese“.
Am Donnerstag hat der erste Kunde in der langen Warteschlange bereits um 6.30 Uhr vor der einstigen „Hallhuber“-Filiale Position eingenommen. Bewaffnet mit dicker Mütze, Klappstuhl und ziemlich uneigennützig: „Ich stehe hier hauptsächlich für mein Patenkind“, berichtet Martin. Ein Stückchen weiter wärmt sich Ann-Katrin Peters an einem dampfenden Becher Kaffee die Finger. „Ich stehe seit acht Uhr in der Schlange“, berichtet die junge Frau, die erst vor kurzem aus Norddeutschland zugezogen ist und durch Freunde zum Rot-Weiss-Fan wurde. „Blau und Gelb sind ja eigentlich nicht so meine Farben“, gesteht die junge Frau, doch beim Trikotkauf gehe es ja um Verbundenheit mit dem Verein und mit der Stadt. Am kommenden Samstag wird sie den neuen Dress auf jeden Fall im Stadion tragen, verrät die neue Dauerkarten-Inhaberin.
Dass Blau-Gelb beim nächsten Heimspiel auf jeden Fall die dominierende Farbe sein wird, dürfte keine Frage sein angesichts des riesigen Ansturms, der vor dem Shop herrscht. Draußen kriegen sie den feierlichen Anstoß gar nicht mit, als es Punkt zehn mit einer kleinen Fanfare und dem Countdown los geht. „Zehn, neun, acht“, zählt auch Bettina Ronzdorf runter, die trotz ihrer über 20-jährigen Erfahrung im RWE-Fanshop auf die Kundenresonanz gespannt ist: „Man ist ja immer ein bisschen aufgeregt.“
Im Laden läuft dann aber alles sehr gesittet ab, als die ersten 25 Fans eingelassen werden. Ordner sorgen für den überschaubaren Andrang, damit jeder in Ruhe seine richtige Trikotgröße finden kann. Paula Schmitz kauft eines für ihr Enkelkind - und die Nachbarstochter. Mehr als drei Sport-Shirts pro Person sind allerdings nicht erlaubt. Schließlich ist die Auflage auf 4500 limitiert. Robin, Leon und Lukas, die wie stets maskierten Macher der Meme-Seite „Essen diese“, laufen zum Verkaufsstart natürlich auch im neuen, selbst kreierten Sportdress auf. Alle drei sind RWE-Fans von Kindesbeinen an. Mit dem eigenen Trikot gehe „ein Traum in Erfüllung“.
Das spezielle Design mit den längs verlaufenden Farben nehme auch Bezug auf ein Vorgängermodell aus den 1990ern, „unsere Geburtsjahrgänge“, erklärt Robin. Während vor allem die Farbgestaltung in den Sozialen Medien zuletzt ziemlich kontrovers diskutiert wurde, sind im Shop eigentlich alle ganz angetan. Und natürlich findet der Retrolook in den Stadtfarben auch bei Oberbürgermeister Thomas Kufen viel Zustimmung, der zum Verkaufsstart kurz vorbeischaut. „Sehr stylisch“, lobt der OB, bevor es allerdings ohne Trikot zum nächsten Termin weitergeht: „Ich will ja niemandem was wegnehmen.“
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Auch Mike Rohleder von den „257ers“ ist gekommen, um seine Rot-Weiss Essen Trikot-Sammlung als eingeschworener RWE-Fan um ein „Essen diese“-Shirt zu erweitern. Mit rund 15 verschiedenen Modellen sei seine RWE-Kollektion aber noch vergleichsweise klein gegenüber seiner Dortmund-Sammlung. „Das dürften schon an die 100 Trikots sein“, verrät der prominente Rapper, der sich für beide Ruhrgebiets-Vereine begeistern kann.
„Nur der RWE“ heißt es hingegen für Jan, der mittlerweile rund 30 verschiedene RWE-Trikots besitzt. Auch seine Freunde Marvin und Nick haben sich am Vormittag mit in die Schlange gestellt. 80 Euro für ein Trikot sei zwar ein stolzer Preis. „Aber es ist ja für den Verein“, heißt es am Vormittag bei vielen Fans. „Essen diese“ jedenfalls verzichtet nach eigenen Angaben auf eine klassische Gewinnbeteiligung. „Wir bekommen für unsere Arbeit einen festen Betrag und der Rest verbleibt beim Verein“, heißt es in einem Instagram-Statement. Darüber hinaus wolle man 50 Prozent des Betrages an die Essener Chancen spenden.
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Auch der Rot-Weiss Essen-Vorstandsvorsitzende Marcus Uhlig hatte im Vorfeld von dem Dress geschwärmt. „In den Stadtfarben gehalten, soll es viel mehr Kleidungsstück für jeden sein, der Essen genauso liebt und sich hier zuhaue fühlt wie wir.“ Dass Uhligs Verbundenheit zum Verein nun ein Ende nimmt, bedauern an diesem Vormittag manche. Ein blau-gelbes Trikot wird aber sicher auch ihm als Andenken bleiben.
Der Verkauf soll bis Samstag, 2. März, laufen - sofern die Jerseys nicht schon vorab ausverkauft sind.
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