Essen. Mike Rohleder von den 257ers ist fast sein ganzes Leben lang RWE-Fan. Er sagt: „Ich kenne auf der West fast jeden.“ Ein Gespräch im Stadion.
Mike Rohleder ist Fan von Rot-Weiss Essen, seit er ein Kind ist. Am Wochenende trifft man den 37-Jährigen, Teil des Essener Hip-Hop-Duos 257ers, auf der Westtribüne. Dem RWE-Torwart Jakob Golz widmete er sogar einen eigenen Song: „Ich und mein Golz“ inklusive Video im Stadion entstand als umgedichtete Version von „Ich und mein Holz“ – Wettschulden, er hatte zuvor im Elfmeterduell verloren. Wir treffen uns an der Hafenstraße, an „seinem“ Platz in der Kurve, sind gleich beim Du. Im Fan-Interview verrät der Rapper, mit wem er ins Stadion geht und wer seine Lieblingsspieler sind.
Kannst du dich daran erinnern, als du zum ersten Mal im RWE-Stadion warst? Wann war das?
Da war ich noch ein Kind. Mein Vater hat mich mitgenommen und mein Fußball-Leben gleich in die richtigen Bahnen gelenkt. Ich habe einen Dortmund- und einen Rot-Weiss-Schal gekriegt an dem Tag.
Warst du seitdem durchgängig bei den RWE-Heimspielen?
Ich habe früher selbst aktiv Fußball gespielt, in der Jugend auch in der Leistungsklasse. In Byfang war das damals. Meist sind wir dann mit der Fußballmannschaft zu den Spielen gegangen. Als ich dann alleine durfte, da wurde es richtig spannend. Immer, wenn es die Zeit zulässt und nichts mit den Kids dazwischen kommt, stehe ich auf der West.
Fährst du auch oft zu Auswärtsspielen?
Ja, wir fahren zum Beispiel demnächst mit einer größeren Gruppe nach Dresden. Immer, wenn ich es zeitlich schaffe, fahre ich zu Auswärtsspielen, die weiter entfernt stattfinden. Und Spiele wie zum Beispiel gegen Viktoria Köln kann man natürlich auch einfach mitnehmen. Also: Nah oder ganz viel Zeit, dann bin ich dabei.
Kannst du das Gefühl beschreiben, das zu empfindest, wenn du hier in der Kurve stehst?
Ich bin Essener. Dieses Jahr habe ich zum ersten Mal meine Dauerkarte für den BVB abgegeben, weil es hier mehr Spaß macht. Es ist wirklich wie nach Hause kommen. Ich kenne auf der West mittlerweile fast jeden. Klar ist das eine große, gemischte Familie und man mag nicht jeden. Aber es ist total schön, ich fühle mich hier zu Hause. Als Essener muss man hier momentan hinkommen, finde ich.
Mit wem gehst du ins Stadion?
Ganz unterschiedlich. Ich habe einen Fanclub, die „Landstreicher Essen“. Von den kleben hier auch überall Sticker. Oder ich bin mit den Freerunning-Schlappen oder den „Essen diese“-Jungs hier. Wer immer gerade Zeit hat.
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Gibt es einen „typischen Spieltag“ bei dir? Hast du Rituale?
Tatsächlich nicht. Eine Zeit lang hatten wir das Glück, dass wir vorne an der Tankstelle parken konnten, weil wir die Pächterin kennen. Das war großartig, da konnte man immer zuschauen, wie alle anderen versuchten, einen Parkplatz zu finden, und sich ins Fäustchen lachen. Das war ein kleines Ritual. Mittlerweile geht es nur noch darum, eine gute Zeit zu haben. Möglichst weit zu Fuß zum Stadion gehen, ist ein großer Tipp. Das macht Fußball aus. Eine Kiosk-Runde, an jedem Kiosk noch ein Bierchen auf die Hand.
Was war der emotionalste RWE-Moment für dich?
Natürlich der Aufstieg. Ich habe es geschafft, eine Karte zu ergattern, auch als ich noch keine Dauerkarte hatte. Es war verrückt. Als schon 8000, 9000 Leute auf dem Rasen waren, dachte ich ‚Och komm‘ und bin dann auch runtergegangen. Das war eine unglaubliche Atmosphäre. Ich kenne es, dass viele Leute etwas feiern, aber normalerweise stehe ich auf der anderen Seite, also auf der Bühne. Es war geil, mal in diesem Pulk zu sein und sich komplett gehen zu lassen – wegen einer so schönen, aber dann doch eigentlich banalen Sache wie Fußball. Es ist geil, was momentan in Essen bewegt wird und ich hoffe, dass das noch weiter wächst.
Wirst du oft erkannt und angesprochen, wenn du im Stadion bist?
Tatsächlich ja. Aber es ist eher so, dass mich die Leute von Weitem mit einem Nicken begrüßen. Irgendwie war dann doch jeder schon mal bei mir. Das ist genau das, was ich so schön finde, wenn ich hierhin komme. Es gibt kein großes Bohei, wenn ich auf die West laufe. Das kennen die Leute halt schon.
Rot-Weiss Essen: Abseits des Rasens
Rot-Weiss Essen spielt seit 2022 in der 3. Liga. Neben der Spielberichterstattung wollen wir auch spannende und emotionale Geschichten abseits des Rasens erzählen. Wir stellen die Einlaufkinder vor, porträtieren Fans, sind bei Autogrammstunden dabei und checken das Angebot im Fanshop.
Verbindet auch Sie eine besondere oder persönliche Geschichte mit RWE, haben Sie Ihr Haustier nach einem Fußballspieler benannt oder im Stadion einen Heiratsantrag gemacht? Dann melden Sie sich per E-Mail an redaktion.stadtteile-essen@waz.de. Mehr Foto- und Videoinhalte finden Sie auf unserem Instagram-Account @waz_essen und unter dem Hashtag #wazxrwe.
Hast du einen Lieblingsspieler – und wen ja, wer ist es?
Da muss ich nochmal eine Lanze brechen für Felix Herzenbruch, das war mein Lieblingsspieler, ein unfassbar sympathischer Typ. Natürlich verstehe ich mich mittlerweile auch aus beruflichen Gründen sehr gut mit Jakob Golz. Ein sehr zurückhaltender, super sympathischer Kerl. Aus Fan-Sicht und spielerisch helfen uns, glaube ich, am meisten Šapina und Götze. Es wäre schon groß, wenn die noch ein paar Jahre bei RWE bleiben würden.
Was ist dein Tipp: Wo steht RWE am Ende der Saison?
Tipp oder Wunschvorstellung? (lacht) Mein realistischer Tipp ist: Sicheres Mittelfeld. Damit wäre, glaube ich, auch jeder zufrieden. Wunschvorstellung ist natürlich – und da spreche ich wohl jedem Essener aus dem Herzen – eine Relegation gegen Schalke. Da muss man noch nicht mal unbedingt aufsteigen, aber das wäre schon geil. Da würde man aus Essen mal wieder „Trinken“ machen für ein paar Tage.
Hast du für den Fall schon einen Song parat?
Da ist noch nichts geplant. Klar ist man Rivale, aber ich bin da auch ein bisschen Ruhrpott-Kind und sage: Hey, eigentlich ist in jedem Stadion genau der gleiche Pöbel unterwegs – und deshalb hassen wir uns vielleicht auch so doll. So richtig Hass schüren würde ich nicht, aber für die 90 Minuten beziehungsweise 180 Minuten in der Relegation, da dann doch. (lacht)
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