Essen-Vogelheim. Laut, dreckig, nervenzehrend, hilflos: Essener erzählen, wie es sich anfühlt, im ungewollten A42-Verkehrschaos zu wohnen.
Einmal hätte sie nicht an die A42-Sperrung zwischen der Anschlussstelle Bottrop-Süd und dem Autobahnkreuz Essen-Nord gedacht, erzählt eine Vogelheimerin. Eigentlich wollte sie nur ein Paket Zucker kaufen. Dafür müssen Vogelheimer seit Dezember nach Altenessen. Im eigenen Stadtteil gibt es keinen Supermarkt mehr. Weil die Umleitung der A42 direkt durch Vogelheim führt, könne das Paket Zucker einen dann alle Nerven und vor allem viel Zeit kosten. Das erzählte die Essenerin auf der Bürgerversammlung, zu der der Arbeiterkreis Vogelheimer Bürger für Mittwochabend in die Gesamtschule Nord eingeladen hatte.
A42-Umleitung: Vogelheimer wünschen sich wieder Ruhe
150 Interessierte waren gekommen, um die Gelegenheit zu nutzen, den Frust über das Verkehrschaos im Stadtteil direkt an Verkehrsdezernentin Simone Raskob und Marius Fliegner, Leiter des Straßenverkehrsamtes, zu richten. Die Vertreter der Stadt wurden gleich mehrmals zu einer Spritztour zu einer Arbeitsstelle nach Dellwig oder zur Mutter einer der Anwesenden nach Oberhausen eingeladen. Die Reise könnte aber aufgrund der Verkehrslage unter Umständen stundenlang dauern.
Die komplette Berichterstattung zur A42-Sperrung mit Hintergründen, Interview und Fotos finden Sie hier: waz.de/thema/a42-sperrung/
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„Wir sitzen hier im Chaos und kommen nicht raus“, schimpfte einer der Gäste in der Gesamtschule Nord. Auch dort müssen einige Lehrer und Lehrerinnen jetzt mehr Zeit einplanen. Der stellvertretende Schulleiter, Wolfgang Pappe, reist aus Mülheim an und muss mehr Zeit einplanen, Kollege Georg Pelzer mit öffentlichen Verkehrsmitteln aus dem Essener Süden. Manchmal sei es einfacher, ein paar Haltestellen eher aus dem Bus auszusteigen und zu laufen, hatte er beim Neujahrsempfang der Schule in der vergangenen Woche erzählt.
Auch bei der Bürgerversammlung erzählten einige, dass man bei der Linie 170 der Ruhrbahn nicht mehr von einem Takt sprechen könne. Entweder komme sie gar nicht oder es stünden gleich drei Busse hintereinander auf der Vogelheimer Straße. Um diese Situation zu verbessern und die Vogelheimer Straße insgesamt zu entlasten, hat die Stadt zuletzt den Knotenpunkt zur Gladbecker Straße verändert. Autos werden umgeleitet, lediglich die Busse dürfen weiterhin geradeaus in Richtung Vogelheim fahren. „Halbgarer Rotz“ nennt das wiederum ein Mann auf der Bürgerversammlung. Die Beschilderung sei zu kompliziert, ohne Kontrolle würde die Neuregelung gar nichts bringen.
Raskob und Fliegner zeigten Verständnis, machten immer wieder deutlich, dass sie selbst „eiskalt von der Situation erwischt wurden“ und „beste Lösungen suchen, um die schlechte Situation in den Griff zu bekommen“. Zudem listeten sie auf, welche Maßnahmen die Stadt bereits ergriffen hat und welche noch geplant sind und hatten ein offenes Ohr für weitere Vorschläge der Anwesenden. Die merkten wiederum, dass auf dem Podium keine Gegner saßen, sondern jene, die ihnen vielleicht ein bisschen aus dem Dilemma helfen können. Und so wurden am Ende zwar nicht alle Fragen beantwortet, Applaus für die Veranstaltung gab es dennoch.
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