Essen-Rüttenscheid. Essenerin Daniela Hüster haucht Materialien wie alten Jeans, Büchern oder Möbeln neues Leben ein. Besonders beliebt sind ihre Stauder-Stücke.

Upcycling-Kunst ist ihr Ding: Unter dem Namen „Frau Hü“ erstellt die Rüttenscheiderin Daniela Hüster ausgefallene Einzelstücke aus wiederverwendeten Materialien. Da werden aus ausgedienten Comics Handtaschen, aus Tetrapacks Geldbörsen, aus Lederjacken individuelle Turnbeutel, aus Dosenverschlüssen oder Gardinenrollen ausgefallene Schmuckstücke. Aus alten Jeans entstehen Turnbeutel, Handtaschen oder Topflappen mit Eingriff. Antiquarische Bücher wie etwa „Susanne über den Wolken“ oder „Britta und ihr Pony“ hat die 52-Jährige nach Namen sortiert. Versehen mit Garderobenhaken, werden sie zum persönlichen Geschenk.

Aus ungeliebten Stühlen, Kommoden und Lampenschirmen entstehen neue Lieblingsstücke. Hüster beklebt sie beispielsweise mit Briefmarken, ausgedienten Stadtplänen oder Stauder-Etiketten. Die Materialien werden gesammelt und eingelagert bis zu einer Idee der Verwertung. Vieles bekommt sie geschenkt oder kauft sie für ganz kleines Geld. Hinter all‘ dieser verspielten Kreativität steckt ein ernsthaftes Anliegen: „Warum noch völlig funktionsfähige Dinge wegschmeißen in Zeiten von Kaufbörsen im Internet?“

Essenerin: „Die ersten Stauder-Stühle sind mir förmlich aus den Händen gerissen worden“

Bei ihr treffe der Wunsch, Dinge zu bewahren, auf ungezügelte Bastelleidenschaft: „Ich habe schon als Mädchen meine Hosen selbst genäht aus alten Vorhängen und Bettbezügen. Oder eigenen Schmuck hergestellt. So was hatte sonst keiner. Ich war stolz auf diese selbst gefertigten Einzelstücke. Da war das Wort Nachhaltigkeit noch gar nicht erfunden.“

Die Idee für Lampenschirme und Stühle mit Stauder-Optik kam Essenerin Daniela Hüster während der Corona-Pandemie.
Die Idee für Lampenschirme und Stühle mit Stauder-Optik kam Essenerin Daniela Hüster während der Corona-Pandemie. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Bei der Idee mit den Stauder-Stühlen und -Lampenschirmen spielte die Pandemie Pate. Man ging nicht mehr aus, sondern traf sich privat – mit Abstand: „Die ersten Stauder-Etiketten haben wir noch beim Skatspielen selbst zusammengetrunken. Die ersten beiden Stühle sind mir förmlich aus den Händen gerissen worden. Nun habe ich für die Etiketten andere Bezugsquellen, denn so viel Bier kann ich gar nicht trinken.“

Zehn Jahre lang Fitnessstudio in Essen-Rüttenscheid geleitet

Ihre Berufung musste Daniela Hüster lange suchen. Eine Ausbildung zur Goldschmiedin sollte es sein. Doch nachdem sie mit dem Gesellenbrief in der Tasche eine ausgedehnte Weltreise unternahm, wurde ihr klar: „Das kann es noch nicht gewesen sein.“ Nach einem Sportstudium leitete sie zehn Jahre lang ein Rüttenscheider Fitnessstudio. Doch auch da wurde sie nachdenklich: „Ich mochte nicht mehr für andere verantwortlich sein. Höher, schneller, weiter war ohnehin nie mein Ding. Also habe ich gekündigt.“

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Sie wollte sich endlich finden und eine neue berufliche Zukunft entwickeln: „Zunächst mit Foto-Jobs und Haushaltsauflösungen, auch habe ich in der Kneipe gearbeitet. Dann tendierte es immer mehr zu Upcycling. Es war höchste Zeit, sich da ernsthaft Gedanken zu machen.“ Wenn man Ökologie und Ökonomie zusammen denke, schone man Ressourcen und das Portemonnaie. Mit ihrer „Waste Art“, zum Beispiel aus achtlos weggeworfenen und zerknautschten Getränkedosen, halte sie der Gesellschaft den Spiegel vor: „Noch mehr Konsum? Noch mehr Umsatz? Das kann doch nicht immer so weitergehen.“

Daniela Hüster arbeitet an der Sitzfläche eines Stauder-Stuhls: „Da steckt schon sehr viel Arbeit drin“, sagt sie.
Daniela Hüster arbeitet an der Sitzfläche eines Stauder-Stuhls: „Da steckt schon sehr viel Arbeit drin“, sagt sie. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Viel Arbeit: Upcycling-Stücke der Essenerin kosten teils mehr als 100 Euro

Apropos, schon oft sei gefragt worden, wie viel Arbeit sie da reinstecke und wieso einiges derart „teuer“ sei. Aber es handele sich schließlich um sorgfältig bearbeitete Einzelstücke, da seien Preise von über 100 Euro durchaus gerechtfertigt: „Anfangs habe ich mich nicht so recht getraut. Du kannst doch kein Geld nehmen für Dinge vom Sperrmüll. Aber es ist wirklich viel Arbeit.“ Eine befreundete Künstlerin habe ihr bestätigt, dass die Preise angemessen seien.

Daniela Hüster geht zu einem halbfertigen Stauder-Stuhl: „Ich schaue zwar nie auf die Uhr. Aber da steckt schon sehr viel Arbeit drin. Ich bereite die Möbel vor, indem ich sie ausbessere, auseinandernehme, schmirgele und lackiere. Die beklebten Teile werden dann noch mindestens viermal mit schützendem Klarlack lackiert, bevor alles wieder zusammengebaut wird. Zeitlich ist es von Vorteil, wenn ich direkt an mehreren Stühlen arbeite. Solange der eine trocknet, bearbeite ich einen anderen.“

Wer weitere Informationen über Daniela Hüster und ihre Lieblingsstücke einholen möchte, kann auf ihrer Homepage www.frauhü.de stöbern.

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