Duisburg-Rheinhausen. Das Gemeinschaftsprojekt aus Duisburg-Rheinhausen öffnete für interessierte Besucher die Türen. Warum es auch ein Beitrag zum Umweltschutz ist.

Zu Weihnachten ein Krawattenkissen zu bekommen, das ist mal ein ungewöhnliches Geschenk. Es sind super hübsche Kissen aus den Bindern entstanden. Denn: Wer trägt heute noch einen Schlips? Wegschmeißen aber ist zu schade. Und so landen die ausrangierten Teilchen oft in der Upcycling-Werkstatt des Diakoniewerks an der Hochstraße in 47228 Duisburg.

Es ist ein Gemeinschaftsprojekt zusammen mit dem Jobcenter Duisburg, das ermöglicht, aus alten Materialien Neues entstehen zu lassen. Was an kreativen Ideen umgesetzt wird, konnten sich am Tag der offenen Tür um die 50 Besucherinnen und Besucher ansehen.

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Eine sinnvolle Arbeit für die Menschen, die dort arbeiten, und nicht zuletzt ein Beitrag zur Nachhaltigkeit und zum Umweltschutz. Handpuppen, Geldbörsen und Nikolausstrümpfe, große Taschen, kleine Beutel, Kosmetiktäschchen, Stofftiere – eine schier endlose Quelle der Fantasie scheinen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu haben.

Upcycling-Werkstatt in Duisburg: „Aus Alt mach Neu“

Gebraucht werden kann offenbar alles, was der normale Mensch in den Abfall wirft oder im Kaufhaus der Diakonie (KadeDi) abgibt. „Natürlich nehmen wir eigentlich nur einwandfreie Ware an, die anderen Kunden dann wieder zugutekommt“, sagt Projektleiterin Gabriele Schmiedchen.

Die Upcycling-Werkstatt in Duisburg-Rheinhausen öffnete für interessierte Besucherinnen und Besucher ihre Türen.
Die Upcycling-Werkstatt in Duisburg-Rheinhausen öffnete für interessierte Besucherinnen und Besucher ihre Türen. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Was aber in den Kaufhäusern zum Ladenhüter geworden ist, landet schließlich in der Werkstatt, wo nach dem Motto gearbeitet wird: Aus Alt mach Neu. „Was man hier sieht, ist alles Marke Eigenbau“, erzählt Leiterin Schmiedchen, der Kreativkopf. Da sich aber alle - drei Vollzeitkräfte, eine Teilzeitkraft und eine geringfügig Beschäftigte – super gut verstehen, werden die Idee zusammen „ausgebrütet“.

Werkstatt in Duisburg: Jobcenter finanziert die Maßnahme

Ob Hundefuttertüten oder alte Ledercouchen, ob Tischdecken, Jeans oder gebrauchte Schuhe, alles wird zu neuem Leben erweckt. „Geht nicht, gibt’s bei uns nicht“, sagt Gabriele Schmiedchen entschieden. „Unsere Kreativität ist grenzenlos.“

Natürlich nehmen wir eigentlich nur einwandfreie Ware an, die anderen Kunden dann wieder zugutekommt.
Gabriele Schmiedchen, Projektleiterin.

Die gelernte Damenschneiderin und Schnitttechnikerin, die früher Schnittmuster nach den Ideen von Designern machte, geht voll in ihrem Beruf bei der Diakonie auf. So schnell kann gar nicht alles umgesetzt werden, wie die Ideen von allen sprudeln. „Die Arbeit hier ist nicht nur schön, sie ist auch sinnvoll“, freut sie sich. Denn die Maßnahme, die das Jobcenter finanziert, läuft immer über ein Jahr. Trainiert werden Fähigkeiten, mit Nadel und Faden umzugehen, eine Schere richtig einzusetzen und hübsche Sachen neu zu kreieren.

Upcycling-Projekt in Rheinhausen: Respektvoller Umgang ist Pflicht

Das führt nicht sofort in den ersten Arbeitsmarkt, macht die Menschen aber fit für viele Arbeits- und Lebensbereiche. Unter den 23 Teilnehmern sind viele Deutsche, aber auch Zugezogene aus der Ukraine, aus Pakistan und Syrien. 30 Stunden in der Woche beträgt die Arbeitszeit, täglich von 9 bis 16 Uhr. „Die Anwesenheit wird genau erfasst, ein respektvoller Umgang miteinander eingefordert, das Material in den Kisten, die zur Verfügung gestellt werden, wird bei der Rückgabe kontrolliert.“

Aktuell gibt es in der Upcycling-Werkstatt in Duisburg auch viele Geschenke für Weihnachten.
Aktuell gibt es in der Upcycling-Werkstatt in Duisburg auch viele Geschenke für Weihnachten. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Viele Frauen, die sonst nur in den eigenen vier Wänden leben und keinen Kontakt zur deutschen Bevölkerung haben, kommen auf diese Weise mit der deutschen Sprache in Kontakt. „Manchmal geht die Verständigung nur mit Händen und Füßen, aber es klappt“, sagt Gabriele Schmiedchen.

Upcycling-Werkstatt in Duisburg: Viele weihnachtliche Geschenke

Und stolz sind die Teilnehmer dann auf das, was sie selbst geschaffen haben. „Es ist einfach eine fantastische Arbeit.“ Schränke und Regale, auf denen die Arbeiten präsentiert werden, kommen manchmal aus den Diakonie-Kaufhäusern. Aber oft fertigt auch die eigene Schreinerei die notwendigen Möbel an.

Neben den Führungen durch die 1000-Quadratmeter große Werkstatt, die tatsächlich wie eine Kreativschmiede aussieht, konnten die Besucher ihre handwerklichen Fähigkeiten selbst ausprobieren. Unter fachkundiger Anleitung entstanden Tragetaschen aus T-Shirts, Armbänder aus Krawatten und Makramee (geknüpfte Ornamente) aus Bettwäsche, die die Besucher mit nach Hause nehmen durften. Klar, dass es zurzeit auch viele weihnachtliche Geschenke gibt.

Beim Nikolausmarkt „Kunst und Design“ am 9. und 10. Dezember im Binnenschiffahrts-Museum, Apostelstraße 84 in 47119 Duisburg, wird das Upcycling-Projekt mit einem Stand vertreten sein. Geöffnet ist die Veranstaltung von 12 bis 18 Uhr, der Eintritt ist frei.