Essen-Heidhausen. Die Politik im Essener Süden ist sauer: Die Entsorgungsbetriebe nutzen den Volkswald als Laub-Lagerplatz. Wurde deshalb die Wald-Kita abgeblockt?
Die Nerven liegen blank in Heidhausen. Und mal wieder dreht es sich um das ehemalige Sportplatzgelände am Volkswald. Diesmal stehen die Essener Entsorgungsbetriebe und – zum wiederholten Mal – die Stadtverwaltung in der Kritik.
Gerade erst war vermeldet worden, dass die auf dem ehemaligen Fußballplatz geplante Wald-Kita doch nicht komme. Der Träger habe keine Fördergelder beantragen können, weil eine Baugenehmigung fehlte. Und dies nach jahrelangen Abstimmungsgesprächen. Laut Stadt Essen sorgte ein fehlendes „Nachbareinverständnis“ hinsichtlich des Zufahrtsweges für die entscheidende Verzögerung. Oberbürgermeister Thomas Kufen sagte aber beim jüngsten Bürgerdialog im Stadtteil zu, das Problem der Zufahrt lösen zu lassen.
Argumentation der Verwaltung steht der Praxis entgegen
Nun aber vermeldete Bezirkspolitiker Ludger Hicking-Göbels (Grüne), dass die Entsorgungsbetriebe dort mit großen Fahrzeugen Laub hingefahren und abgekippt hätten. Nicht nur die Bezirksbürgermeisterin Gabriele Kipphardt (CDU) empfand das so kurz nach der niederschmetternden Absage als gezielte Provokation: „Ich war traurig und wütend zugleich.“ Die bisherige Argumentation der Verwaltung habe sich damit in Rauch aufgelöst: „Also wollte man offenbar keine Wald-Kita am Volkswald.“
Die Unternehmenskommunikation der Essener Entsorgungsbetrieb (EBE) teilte mit, dass der Sportplatz schon seit seiner Stilllegung dafür genutzt werde, das Straßenlaub dort abzukippen und umzuladen. Man miete den Platz dazu eigens von den Sport- und Bäderbetrieben an.
Die EBE ließ verlauten: „Dies hat den Vorteil, dass wir das Laub schneller von den Straßen in Werden, Heidhausen, Fischlaken und den angrenzenden Stadtteilen bekommen, da die Fahrzeuge der Straßenreinigung, also Pritschenwagen, sowie Groß- und Kleinkehrmaschinen nicht für jede Tour einzeln zum Müllheizkraftwerk nach Karnap fahren müssen.“
Seit Jahren eine gängige Arbeitsweise zur Optimierung
Anstatt nur zwei bis drei Touren am Tag zu schaffen, könnten so bis zu 20 Touren pro Fahrzeug gesammelt und schließlich entsorgt werden. Das dort gesammelte Laub werde täglich mittels eines Radladers in große Fahrzeuge verladen. Es werde dann zur thermischen Verwertung in das Müllheizkraftwerk gebracht.
Dies sei gängige und seit Jahren praktizierte Arbeitsweise zur Tourenoptimierung, die so auch auf weiteren stillgelegten Sportplätzen in anderen Stadtteilen stattfinde, etwa an der Planckstraße in Holsterhausen.
Die Zufahrt zum Volkswald bereite den großen Fahrzeugen keine Schwierigkeiten: „Es ist seit Jahren geübte Praxis und hat bisher zu keinerlei Problemen für unsere Fahrer gesorgt.“ Die Nutzung des Sportplatzes als Umschlagplatz sei für die Dauer der „Laub-Zeit“ vorgesehen, also bis Ende Dezember.
Bezirksvertretung hat keine Kenntnis davon gehabt
Gabriele Kipphardt möchte nicht falsch verstanden werden: „Uns ist immer an pragmatischen Lösungen gelegen. Als am Volkswald ein Zeltdorf für Geflüchtete stand oder im Sommer 2021 dort der Sperrmüll aus dem überfluteten Stadtteil Kettwig vor der Brücke zwischengelagert wurde, handelte es sich um Notlagen.“ Aber sie habe jetzt erstmalig davon erfahren, dass die Fläche seit Jahren von schwerem Gerät angefahren wird, um dort Straßenlaub an- und abzufahren.
„Hier reden wir von regelmäßiger Nutzung. Das passt nicht zusammen mit dem Fakt, dass dem Projekt einer Wald-Kita aufgrund einer strittigen Zufahrtssituation nicht einmal eine bedingte Baugenehmigung erteilt wurde.“ Die Bezirksbürgermeisterin gibt offen zu: „Mein Glauben an die Bedeutung von Kommunalpolitik ist hier erschüttert worden.“
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