Essen. Eine Woche lang unterziehen Stadt Essen, Bahn und Ruhrbahn den total verdreckten Hauptbahnhof einer Grundreinigung. Es gibt erste Ergebnisse.

Die Säulen an der Südplatte des Hauptbahnhofs – man mag nicht glauben, dass sie in diesem Leben noch mal richtig sauber werden könnten. Aber Nick Krohm zeigt, dass es doch geht, sofern man die richtigen Mittel zur Hand hat. Der Reinigungsprofi von der städtischen RGE, Abteilung Sonderreinigung, braucht knapp eine Stunde, um eine total verdreckte und mit Stickern beklebte Säule wieder ziemlich nahe an den Ursprungszustand zu bringen. Und er ist nicht der Einzige, der sich seit Montag (25. 9.) eine Woche lang um den Bahnhof verdient macht.

Die Ankündigung der Stadtverwaltung, den Hauptbahnhof mit vereinten Kräften einer einwöchigen Grundreinigung zu unterziehen, war mehr als heiße Luft, das immerhin kann man feststellen. Neben der Stadt sind auch die Deutsche Bahn und die Ruhrbahn mit im Boot, damit am Ende auch wirklich mehr herauskommt als Kosmetik. Und der Bahnhof samt Umfeld haben es wirklich sehr, sehr nötig. Also legen sie los: Die einen kümmern sich um die Dächer, andere geben den Edelstahlgeländern wieder etwas Glanz zurück oder kärchern die total verschmutzten Treppen.

Die schmutzig-braune Brühe zeigt eindrucksvoll die Notwendigkeit der Putzaktion

David Brown (links) macht mit seiner Maschine klar Schiff an der Treppe am Südausgang.
David Brown (links) macht mit seiner Maschine klar Schiff an der Treppe am Südausgang. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Mit einer Spezialmaschine ist David Brown an den Treppen an der Südplatte zugange, die schmutzig-braune Brühe, die er mit seiner Maschine produziert, zeigt eindrucksvoll den bisherigen Zustand. Kriegt man eine solche Treppe mit Taubenkot, festgetretenen Kaugummis und von der Sonne eingebrannten Schmutz aller Art tatsächlich wieder sauber. „Das geht auf jeden Fall“, sagt der RGE-Mitarbeiter. Auch hier ist der Einsatz von sicherlich nicht billiger Profi-Technik die Voraussetzung.

„Das sind schon sehr aggressive Mittel, die wir einsetzen“, sagt Nick Krohm und zeigt auf eine Plastikflasche mit einer blauen Flüssigkeit, die wirklich ziemlich giftig aussieht. „Man darf das nicht zu lange einwirken lassen, aber der Lack an den Säulen ist von guter Qualität, der hält das aus.“ Die hartnäckigsten Aufkleber streicht er mit einer scharfen sogenannten Fensterklinge ab wie Butter, nur im untereren Bereich der Säulen ist auch er machtlos. „Sauber kriege ich sie schon, aber der Lack ist beschädigt, wahrscheinlich sind da zu viele Leute mit ihren Koffern dran gestoßen.“

Wie lange die Grundreinigung hält? Gute Frage...

Auch an den Paneelen des Vordachs am Nordausgang wird gewerkelt.
Auch an den Paneelen des Vordachs am Nordausgang wird gewerkelt. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Wie lange mag das Ergebnis der Grundreinigung vorhalten? Krohm zuckt mit den Schultern. „Das ist hier eine Sisyphusarbeit, da mache ich mir keine Illusionen“, sagt er. Manchmal sehe schon nach einer Woche alles wieder annähernd so schlimm aus wie vorher, das gelte besonders für Flächen, die den Graffiti-Sprayern gefallen. „Am Anfang habe ich mich geärgert, inzwischen sehe ich das gelassen.“

Denn die gute Nachricht sei: Ihm als Reinigungs-Spezialisten gehe die Arbeit nicht aus, das sei mal sicher. Keine Lösung wäre es schließlich, einfach alles schmutzig zu lassen. „Dann haben wir schnell den Broken-Windows-Effekt“, weiß Nick Krohm. Der besagt: Wenn etwas kaputt geht und nicht zeitnah repariert wird, pflanzt sich das Desaster schnell in der ganzen Umgebung fort. Und das gelte eben auch für das Thema Sauberkeit. Auch in der Innenstadt hat die Stadtverwaltung vor einigen Monaten begonnen, die Dinge nicht mehr einfach sich selbst zu überlassen.

Am Hauptbahnhof haben sich Stadt, Bahn und Ruhrbahn viel vorgenommen: Neben den offensichtlichen Verschmutzungen geht es auch um verwitterte Lackierungen beim U-Bahneinstieg, Unkraut und Wildwuchs im Gehwegbereich sowie an Fahrradanlehnbügeln. Ferner sollen Schrotträder, die Anlehnbügel dauerhaft blockieren, entfernt werden. Von den defekten oder hoffnungslos verdreckten Papierkörben hat die Stadt bereits 26 ausgetauscht – übrigens für stolze 20.000 Euro. Gereinigt werden sollen auch die Fahrscheinautomaten, ein leider oft unterschätzter Ekelfaktor bei der Nutzung des ÖPNV.

Am Ende der Woche (29. 9.) wird Bilanz gezogen. Die Stadt ist zuversichtlich, dass der Hauptbahnhof dann erst einmal auf Vordermann gebracht ist. Wie lange das vorhält, ist dann wieder eine andere Frage.