Essen/Mülheim. Das Rü-Oktoberfest am Flughafen Essen-Mülheim ist gestartet. Die Gäste kommen in zünftigen Dirndln und Lederhosen. Warum Trachten dazugehören.

„Zicke, zacke, zicke, zacke“, tönt es von der Bühne. Die Antwort aus der Menge kommt prompt: „Hoi, hoi, hoi“. Es ist Samstag, kurz nach 19 Uhr, und im Festzelt auf dem Flughafengelände Essen/Mülheim herrscht bereits jetzt eine Bombenstimmung: Rings um die Bühne stehen die Gäste auf Bänken und Tischen, reißen die Arme hoch, schunkeln, tanzen. Auch draußen geht es heiß zu: Denn der zweite Tag des Rü-Oktoberfestes steigt bei hochsommerlichen 27 Grad.

Noch sind nicht alle Tische besetzt, spucken Busse und Taxis auf dem gegenüberliegenden Parkplatz immer weitere Menschen aus. In feschen Dirndln und zünftigen Lederhosen stehen sie dann brav an der Ampel – es gibt schließlich Ordner, die ein Auge auf die Verkehrssituation haben.

3000 Gäste genießen die besondere Location am Flughafen

3000 Gäste wird Veranstalter Sven Morsbach an diesem Abend zählen. 3400 waren es am Freitag, dem Eröffnungstag des Oktoberfestes, das in diesem Jahr im Übrigen seinen zehnten Geburtstag feiert. So viele Menschen in Trachten: Außerhalb von München gibt’s diese Stimmung im Ruhrgebiet wohl nur beim Rü-Oktoberfest.

Wobei man überhaupt keine Kopie des Münchner Originals sein möchte, betont Morsbach. Die bajuwarische Deko im Saal sei deshalb zurückhaltend. Und die Palmen auf der Terrasse, die den Blick auf das Flughafengelände freigibt, seien kein Stilbruch, sondern „einfach passend zur Atmosphäre der Flughafen-Location“.

Für die richtige Partystimmung sorgt an jedem Festabend die Band Original Rüttenscheider.
Für die richtige Partystimmung sorgt an jedem Festabend die Band Original Rüttenscheider. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Diese genießen die Gäste in vollen Zügen. Seit 2022 gibt es die VIP-Lounge und eine Außenterrasse, wo nicht nur bei gutem Wetter der Sonnenuntergang betrachtet werden kann, sondern auch abseits der Musik Gelegenheit für Gespräche besteht. Manch einer verschnauft hier auch, um sich gestärkt wieder ins Getümmel stürzen zu können.

Gruppen verabreden sich zum gemeinsamen Feiern

Gefeiert wird zumeist in Gruppen. So haben sich zum Beispiel Dennis und Becky aus Mülheim, Walter und Silja aus Moers, Kai und Nicole sowie Heike aus Ratingen für diesen Samstag verabredet. Das erste Mal geht es für sie aufs Rü-Oktoberfest. „Wir sind gespannt auf die Musik und wollen einfach Spaß haben“, sagt Becky und lacht.

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„Früher hat man halt Erntedankfest gefeiert, heute geht man zum Oktoberfest“, erklärt Walter und ergänzt: „Ich denke, nach Corona haben die Menschen einfach ein großes Nachholbedürfnis, sich zu treffen und in einem besonderen Ambiente zu feiern.“

Kai hat bereits Münchner Oktoberfestluft geschnuppert, das erste Mal als Elfjähriger anno 1969. Vom bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß habe er sich in den 80er Jahren sogar noch eine Autogrammkarte geholt, gesteht er lachend. Der Preis für die Maß Bier sei damals übrigens um die sechs Mark gewesen.

Steffi, Martina, Laura und Nadine (von links) haben sich extra für das Rü-Oktoberfest die passende Trachtenkleidung besorgt.
Steffi, Martina, Laura und Nadine (von links) haben sich extra für das Rü-Oktoberfest die passende Trachtenkleidung besorgt. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Heute müssen Festbesucher mit 14,20 Euro für eine Maß deutlich tiefer in die Tasche greifen. Der Essener Preis liegt damit übrigens auf dem aktuellen Münchner Niveau (zwischen 12,60 und 14,90 Euro).

Für das Outfit wird gern etwas mehr Geld angelegt

Auch fürs entsprechende Outfit sind die Besucherinnen und Besucher gern bereit, etwas mehr Geld anzulegen. „Das Dirndl gehört einfach dazu und man trägt es ja nicht nur einmal“, sagt die Heiligenhauserin Steffi, die mit ihren Freundinnen Martina, Laura und Nadine ins Festzelt gekommen ist. Bis auf Laura, die die Schürzenschleife als verheiratete Frau rechts trägt, ist sie bei den anderen links positioniert. Was bedeutet: ledig. Auf Beziehungssuche seien sie aber nicht, erklärt die Essenerin Nadine. „Wenn sich Herren uns anschließen, ist das okay. Aber das muss nicht für den ganzen Abend sein.“

Eine gute Kondition ist wichtig: Julia arbeitet auf dem Rü-Oktoberfest schon das vierte Mal als Bedienung.
Eine gute Kondition ist wichtig: Julia arbeitet auf dem Rü-Oktoberfest schon das vierte Mal als Bedienung. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Denn der wird lang werden. Während die achtköpfige Band Original Rüttenscheider mit internationalen Charts und Partykrachern aus den 70er, 80er und 90er Jahren mit zwei Auftritten pro Abend für Wiesn-Stimmung sorgt, begleitet DJ Patric dann immer die Nachtschwärmer mit wummernden Beats – die man bis nach Essen-Haarzopf gut vernimmt – bis zum Ende der Veranstaltung.

Ticketverkauf fürs Oktoberfest

Die Partylocation hat noch bis zum Samstag, 14. Oktober, geöffnet – jeweils freitags und samstags von 17 bis 1 Uhr. Sonntags findet ein Wiesnmittag von 11 bis 16.30 Uhr statt.

Gute Chancen, Tische zu bekommen, bestünden noch für den 23. September sowie für den 7., 13. und 14. Oktober, teilt der Veranstalter mit. Einzeltickets gebe es für jeden Tag.

Reservierungscounter: Am Flughafen Essen-Mülheim, Brunshofstraße 3, geöffnet von Mittwoch bis Freitag von 12 bis 19 Uhr sowie Samstag von 11 bis 16 Uhr. Direkt am Festzelt, Lilienthalstraße, geöffnet von Mittwoch bis Donnerstag von 12 bis 19 Uhr sowie an Veranstaltungsabenden von 16 bis 21 Uhr; an den Wiesenmittagen dann von 11 bis 16 Uhr.

Infos:www.rue-oktoberfest.de

Mädelsgruppen schwingen untergehakt im Takt ihre Füße

Mitten drin ist Julia, Teil des 26-köpfigen Bedienungsteams. Die 25-jährige Steuerassistentin kellnert das vierte Mal beim Rü-Oktoberfest. „Man braucht schon gutes Durchhaltevermögen. Ausgeschlafen sollte man sein, gute Laune haben und gut gegessen haben“, so ihr Rezept für den kräftezehrenden Job. Sie mag den Teamgeist, das Ambiente und die Gespräche mit den Gästen.

Die inzwischen übrigens nichts mehr auf den Sitzplätzen hält. Tanzende Pärchen und Mädelsgruppen, die untergehakt im Takt ihre Füße schwingen, beherrschen das Bild. Die Herren sind noch zögerlich, aber auch das wird sich im Laufe des Abends noch ändern.

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