Essen. Ein Mitglied der Letzten Generation ist zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Der Dozent ist verantwortlich für zwei Aktionen in Essen.

Nach zwei Farbattacken auf die RWE-Konzernzentrale im Essener Nordviertel ist ein Aktivist der sogenannten Letzten Generation am Dienstag (29. 8.) vor dem Amtsgericht Essen verurteilt worden – wegen Sachbeschädigung zu einer Geldstrafe von 9000 Euro (150 Tagessätze). Wie die Klimaschutz-Gruppierung vor dem Prozess selbst mitteilte, handelt es sich bei dem Angeklagten um Dr. Christopher Sappok, ein Germanistik-Dozent der Universität zu Köln.

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Im Gerichtssaal trug der 54-Jährige ein Sakko mit orangenen Farbspritzern, mutmaßlich von einer der Farbattacken. Während der Urteilsverkündung sagte Richterin Julia Fatemi in Richtung des Angeklagten: „Ich erkenne an, dass sie ihre Auffassung vehement vertreten. Allerdings ist der Bogen überspannt worden.“

Vor Prozessbeginn um 10 Uhr hatten sich rund 20 Menschen vor dem Gerichtsgebäude versammelt, um sich solidarisch mit Christopher Sappok zu zeigen. „Es gibt eine angemeldete Mahnwache“, sagte Polizeisprecher Matthias Werk auf Anfrage unserer Redaktion am Vormittag.

Letzte Generation: Zwei Farbattacken auf RWE-Zentrale in Essen

Vor dem Gerichtsgebäude in Essen haben sich am Dienstagvormittag (29. 8.) Menschen zu einer Mahnwache versammelt. Sie zeigen sich solidarisch mit einem Aktivisten der sogenannten Letzten Generation.
Vor dem Gerichtsgebäude in Essen haben sich am Dienstagvormittag (29. 8.) Menschen zu einer Mahnwache versammelt. Sie zeigen sich solidarisch mit einem Aktivisten der sogenannten Letzten Generation. © Jörn Hartwich

Ein Blick zurück: Der Angeklagte hatte sich gleich zweimal auf den Weg nach Essen gemacht, jeweils gemeinsam mit einem anderen Klimaaktivisten. Zu einer ersten Farbattacke auf die RWE-Zentrale war es Mitte Dezember 2022 gekommen. Da wurde an einem Samstag eine Hauswand an der Altenessener Straße angesprüht. Im Anschluss verbreitete die Gruppierung ein Video in den sozialen Netzwerken und Youtube, auch Sappok ist darin deutlich zu erkennen: Zu Beginn des Clips ist zu sehen, wie er in Sakko und Mütze mit einem umfunktionierten Feuerlöscher orangene Farbe an die Fassade sprüht und sich dann zusammen mit einer Frau vor eine Tür stellt. Letztere hält eine kurze Rede.

Das zweite Mal wurde eben jener Eingangsbereich samt Tür im Februar von der Letzten Generation auf ähnliche Weise verunstaltet. Zu dem Vorfall kam es im Februar dieses Jahres.

Angeklagter Klimaaktivist: „Wir haben Angst, unsere Kinder haben Angst“

Christopher Sappok sagte am Dienstag zu seinen Beweggründen: „Wir fühlen uns verpflichtet, darauf aufmerksam zu machen, dass die Regierung das Grundgesetz nicht im Griff hat.“ Dort stehe, dass der Staat die natürlichen Lebensgrundlagen und Tiere schütze – auch in Verantwortung für die künftigen Generationen. Diese Aussage sei jedoch falsch. „Wir haben Angst, unsere Kinder haben Angst“, so Sappok im Gerichtssaal.

Nach Angaben der Letzten Generation ist es zu der Hauptverhandlung gekommen, weil Sappok Einspruch gegen einen Strafbefehl eingelegt habe: Dieser hätte ihm acht Monate auf Bewährung und 1500 Euro Bußgeld eingebracht. Die Bewährung ist mit dem Urteil vom Dienstag hinfällig, dafür hat er eine Geldstrafe in Höhe von 9000 Euro erhalten.

Auch die Staatsanwaltschaft war im Prozess von ihrem ursprünglichen Strafantrag abgerückt und hatte die später verhängte Geldstrafe beantragt. Ein Freispruch, wie vom 54-Jährigen beantragt, sei jedoch nicht möglich. „Die politische Motivation führt nicht zu einer Rechtfertigung im strafrechtlichen Sinne“, so der Anklagevertreter.

RWE hat die Reinigungskosten nach den Schaden nach der zweiten Farbattacke im Februar übrigens auf rund 17.000 Euro beziffert. Nach Angaben des nun verurteilten 54-Jährigen war zwar abwaschbare Farbe benutzt worden. Ganz so einfach war die mehrtägige Reinigung in Anbetracht der Summe dann aber wohl doch nicht.

+++ Kurze Zeit nach dem Urteil ist die RWE-Zentrale am Dienstag erneut mit orangener Farbe beschmiert worden. Zum Artikel. Am Abend kam es zudem zu einer Aktion am Essener Hauptbahnhof. Zu den Details. +++

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