Essen-Katernberg. Zur „Offenen Gartenpforte“ lädt Helga Görnert nach Essen-Katernberg ein. Ein Austausch unter Gartenfreunden. Die Einnahmen werden gespendet.
Mehr als ein Blick hinter den Gartenzaun und ein fruchtbarer Austausch mit Gartenfreunden: Am Wochenende, 5. und 6. August, findet in Essen wieder die „Offene Gartenpforte“ statt. Hinter der Aktion verbirgt sich genau das, was der Titel verheißt: Menschen gewähren Zugang in ihren privaten Garten, nehmen dafür zwei Euro Eintritt pro Person und spenden die Einnahmen sozialen Zwecken. Seit 1927 wird diese Tradition in England gepflegt, im nunmehr 20. Jahr pflegen auch die „Gärten an der Ruhr“, ein Zusammenschluss privater Gartenbesitzer in Essen, Hattingen und Bochum, das Veranstaltungsformat, das vier Mal jährlich stattfindet. Eben passend zum Gartenjahr und den Jahreszeiten.
Im Essener Norden findet man Gartenliebe auf 800 Quadratmetern
Werfen wir also mal einen Blick in einen Katernberger Garten. Erst einmal hinsetzen und ein Käffchen trinken. Umschauen, in aller Ruhe. Genießen. Gelebte Gartenliebe auf 800 Quadratmetern: Es ist ein grünes Paradies, das sich da hinter der riesigen Doppelhaushälfte mit der Ziegelfassade an der Köln-Mindener-Straße auftut. Wobei grün genau genommen nur eine von gefühlt tausenden von Farben ist, die hier um die Wette leuchten.
Vorn direkt am Haus sieht es noch relativ konservativ aus: eine Wiese mit recht bunten Pflanzen drumherum. Hier wachsen seltene Gehölze und prächtige Stauden in breit geschwungenen Beeten – die Experten mögen dem Laien seine Unkenntnis der genauen Arten verzeihen. Doch je weiter man in den riesigen Garten vordringt, umso verwinkelter und verwunschener wird es. Und mittendrin steht Helga Görnert, ihres Zeichens Gartencoach, im Nieselregen und erzählt.
„So wie der Garten jetzt ist, haben mein Mann und ich ihn angelegt. Vorher gab es hier einen Gemüsegarten mit vielen Gewächshäusern, gebaut aus alten Fenstern.“ Ein typisches Zechenhaus für Selbstversorger also. 1997 sind Helga und Georg Görnert hier eingezogen und haben „erstmal das Haus renoviert. Und dann haben wir uns überlegt: Was machen wir mit dem Garten? Ich hatte vorher keinen Garten und auch nicht die Idee, dass mir das irgendwie Freude bereiten könnte“. Doch genau das tat es – und tut es bis heute.
Zechenhaus-Idylle: Vom Selbstversorgergarten zum Insektenparadies
Quasi während der Arbeit habe sich der Spaß an der Sache immer weiter gesteigert. Und auch die Kenntnisse nahmen zu. „Zwischendurch habe ich auch noch ein entsprechendes Fernstudium bei der Royal Horticultural Society in England aufgenommen.“ Das wurde Görnert dann allerdings doch zu zeitaufwändig: „Ich wollte lieber mit Stauden und Gehölzen arbeiten und habe mir die Module rausgefischt, die mich interessiert haben.“
Zu sehen ist das Ergebnis dieser Studien im mittleren Teil des Gartens: üppig bepflanzt, mit Kieswegen und baulichen Elementen strukturiert, mit kleinen Terrassen, Sitzplätzen und einem kühlen Brunnengarten inklusive Laubenbank. Rechts daneben ein Gang unter Arkadenbögen, der auf einen Werkzeugschuppen im hinteren Teil des Gartens zuläuft. Görnert: „Ich möchte einen Garten haben, der möglichst viele Insekten anzieht. Das ist beeindruckend, wenn man dann vier, fünf verschiedene Bienenarten an einer Pflanze sieht und Schmetterlinge, dazwischen eine Libelle – das macht Freude.“
Mittlerweile hat Helga Görnert das Hobby sogar zum Beruf gemacht: Als Gartencoach hilft sie anderen Menschen, den heimischen Garten zu gestalten. Und auch davon profitiert zuweilen ihr eigener Garten. „Ich hatte mal einen Kunden in Bremen, der wollte eine Gartenberatung. Und als ich aus dem Auto gestiegen bin, war da alles voller Brunnen. Der machte etwas, das nennt sich Sandsteintechnik.“ Das Ergebnis der Beratung: Er bekam einen Garten, sie einen Brunnen.
Erlös geht unter anderem an den Förderverein der Gesamtschule Essen-Nord
Was erwartet nun die Besucher der „Offenen Gartenpforte“ am 5. und 6. August? Zunächst einmal ein Käffchen. Ein Stück Kuchen. Und natürlich Gartengespräche. Man tauscht sich aus, man quatscht, und die ein oder andere Kleinigkeit bietet Helga Görnert auch zum Verkauf: Pflanzen, Gartenwerkzeuge, Scheren, Gartenaccessoires, handgeschmiedete Dekorationsartikel und vieles mehr. Die Einnahmen aus dem Eintritt kommen in diesem Jahr übrigens unter anderem dem Förderverein der Gesamtschule Essen-Nord zugute.
Kostenlos sind dagegen die Tipps, wie der Garten das ganze Jahr über schön aussieht. Görnert: „Ich finde es wichtig, dass immer etwas blüht. Auch im Winter – da gibt’s ja immerhin die Christrosen.“ Und was ist nun ihr Lieblingsplatz im eigenen Garten? Der Springbrunnen? „Das wechselt, auch mit den Jahreszeiten. Aber die kleine Terrasse mit dem Schirm, da ist man eingeschlossen von Pflanzen. Da kann man schön frühstücken und Kaffee trinken. Und hat sehr schöne Blicke in den Garten.“ Besucherinnen und Besucher können das am Wochenende selbst ausprobieren. Die Pforten sind geöffnet.
Diese Gärten öffnen:
An der Aktion offene Gartenpforte beteiligen sich am kommenden Samstag und Sonntag, 5. und 6. August, jeweils von 11 bis 17 Uhr folgende Gärten:
Garten Brodersen, Am Nachtigallental 18, 0201 713229.
Im Garten am Waldrand gibt es insektenfreundliche Pflanzen und Blüten, darunter eine Asternsammlung, Knöteriche und weitere klimafreundliche Stauden, Schmetterlingswiese sowie Sitzplätze. Sonderöffnungen nach telefonischer Absprache. Angeboten werden Kaffee, Tee, Kuchen und Pflanzen.
Garten Görnert, Köln-Mindener-Straße 286, 0201 3020849.
Der Garten bietet eine Rasenfläche, seltene Gehölze, Stauden in Beeten sowie einen üppig bepflanzten Teil mit Kieswegen, baulichen Elementen, Terrassen und Sitzplätzen. Sonderöffnungen nach telefonischer Absprache. Es gibt Kaffee, Tee und Kuchen, Pflanzenverkauf, Gartenaccessoires.
Garten Kuhnhaus, Brüninghofer Weg 27, 0201 512556.
Besucher erwartet ein Gehölz- und Staudengarten samt Kiesgartenbereich mit Gräsern, Astern und Stauden, ein Schattenbereich unter einer alten Eiche sowie sonnige Staudenbeete mit Gestaltungselementen und zahlreiche Sitzplätze. Angeboten werden Kaffee, Tee, Kuchen, Pflanzen und selbstgetöpferte Keramikobjekte.
Garten Schimmelpfennig/Behr, Wendelinstraße 15, 0201 559455.
In dem Garten gedeihen Gehölze, Rosen und Stauden. Sonderöffnungen nach telefonischer Absprache. Es gibt Getränke und Kuchen sowie Pflanzenableger. Hunde können nach telefonischer Absprache mitgebracht werden.
Der Eintritt kostet zwei Euro pro Person und Garten. Die Einnahmen spenden die Gartenbesitzer in diesem Jahr an den Förderverein Gesamtschule Essen-Nord sowie an die Vereine Hospiz macht Schule, Ambulanter Hospizdienst Witten-Hattingen und Übehaus Kray.
Weitere Informationen und alle geöffneten Gärten in Essen, Bochum und Hattingen sind online zu finden auf www.gaerten-an-der-ruhr.de.