Essen. Der Mordfall Helene F. (86) in Essen hat die Menschen aufgewühlt. Die Rentnerin war in ihrer Wohnung getötet worden. Jetzt gibt es eine Festnahme

Der Mordfall Helene F. scheint aufgeklärt: Die Essener Polizei hat eine 29 Jahre alte Frau festgenommen, es bestehe dringender Tatverdacht, sagte Polizeisprecher Pascal Pettinato am Freitag. Bei der mutmaßlichen Täterin handele es sich um eine frühere Haushaltshilfe der alten Frau. Sie soll die Putzfrau gewesen sein.

Die Rentnerin war am 30. Mai, einem Dienstag, in ihrer eigenen Wohnung in der Adelkampstraße in Essen-Frohnhausen umgebracht worden. Das Mehrfamilienhaus steht direkt neben der A40. Das Kapitaldelikt muss in den Vormittagsstunden passiert sein.

Ergebnis der Obduktion: Opfer ist durch mehrere Messerstiche getötet worden

Polizei ermittelt: Beamte der Spurensicherung betreten am Tag nach der Tat die Wohnung der getöteten Rentnerin in Essen-Frohnhausen.
Polizei ermittelt: Beamte der Spurensicherung betreten am Tag nach der Tat die Wohnung der getöteten Rentnerin in Essen-Frohnhausen. © GN

Die Obduktion durch die Gerichtsmedizin habe ergeben, dass das Opfer durch mehrere Messerstiche getötet worden sei. Auf Nachfrage bestätigt der Polizeisprecher, dass die Tatverdächtige anscheinend mit roher Gewalt vorgegangen sein muss. Unter anderem soll sie dem hilflosen Opfer harte Schläge zugefügt haben. Allerdings hätten nicht diese Schläge, sondern die Stichverletzungen zum Tod geführt.

Die Essener Polizei hatte umgehend eine Mordkommission unter Leitung von Kriminaloberkommissar Dustin Wisnewski eingesetzt, die teilweise mit 20 Kriminalbeamten besetzt war und unter Hochdruck ermittelte.

Polizei Essen hegt weiteren Verdacht gegen mutmaßliche Täterin

Tags darauf hatte es im Wohnumfeld des Tatortes umfangreiche Suchmaßnahmen gegeben. Später waren so genannte Mantrailer-Hunde mit besonders guten Spürnasen eingesetzt worden. Und an den Straßenlaternen in der Adelkampstraße hingen Zettel mit Fahndungsaufrufen der Polizei. Gesucht wurden Zeugen, die an dem Dienstag zwischen 6 und 13 Uhr verdächtige Beobachtungen gemacht haben.

Der sichtbar hohe Aufwand, den die Ermittler betrieben, sollte belohnt werden. Gut drei Wochen später scheint der Fall gelöst. Es habe mehrere Verdächtige gegeben, heißt es, auch die 29-Jährige geriet schließlich in den Fokus der Mordkommission. Es bestehe neben dem Tötungsvorwurf noch ein weiterer schwerwiegender Verdacht: nämlich, dass sie die 86-Jährige zuvor bestohlen hatte. Bei der Beute soll es sich nach Informationen dieser Zeitung um den Schmuck der alten Dame handeln, den sie in ihrem Schlafzimmer aufbewahrt haben soll.

Sollte sich der Verdacht bestätigen, drängen sich automatisch schlimme Vermutungen auf: War die 86-Jährige etwa nicht die einzige Seniorin, die von der 29 Jahre alten Putzfrau bestohlen worden ist? War die junge Frau möglicherweise eine Serien-Diebin?

Nachbarn in dem Haus haben die getötete Rentnerin als eine ruhige und vor allem vorsichtige Person beschrieben. Fremden Menschen habe sie grundsätzlich nicht die Tür zu ihrer Wohnung geöffnet. Nicht nur die Bewohner des gepflegten Mehrfamilienhauses standen nach dem Verbrechen unter Schock. Auch in der Nachbarschaft herrschte Verunsicherung.

Nichte alarmierte die Polizei

Eigentlich besuchte die Witwe dienstags regelmäßig einen Seniorentreff. Doch an diesem Morgen hatte sie sich offenbar nicht wohl gefühlt und ihre Teilnahme abgesagt. Gegen 11.45 Uhr klingelte eine Nichte an ihrer Tür, sie hatte sich mit ihrer Tante verabredet. Als sich die Tür nicht öffnete, wurde sie stutzig. Als man wenig später die Wohnungstür öffnete, habe die Essenerin leblos auf dem Boden gelegen.

Die 29 Jahre alte Tatverdächtige, eine Deutsche, ist am Donnerstag (22. Juni) festgenommen und an diesem Freitag dem Haftrichter vorgeführt worden. Der zuständige Richter hat Untersuchungshaftbefehl erlassen. Die Ermittlungen dauern an.